Google: Halbherziger Kampf gegen die Fragmentierung
Während Apple-iOS-Nutzer meist schon wenige Wochen nach einem neuen großen iOS-Update die Vorzüge der neuen Version genießen können, müssen Android-User warten. Und warten. Meistens vergeblich. Selbst in den besten Fällen dauert es Monate bis ein Smartphone-Hersteller oder ein Mobilfunk-Provider die neueste Android-Version auf seinen Geräten verteilt und dann oft auch noch regional begrenzt und nur für die teuersten Modelle in seinem Angebot. Das Ergebnis dieser Upgrade-Politik sieht man deutlich an der Verbreitung der jeweiligen OS-Versionen: Während bei iOS-Geräten 84 Prozent mit der neuesten Version iOS 9 arbeiten, wurde jüngst der Anstieg der Android 6 "Marshmallow"-Verbreitung auf sagenhafte 7,5 Prozent "gefeiert".
Fragmentierung
Diese als "Fragmentierung" bezeichnete Situation, in welcher die Mehrzahl der Geräte mit veralteten Betriebssystem-Versionen arbeitet und nie bis selten Upgrades erhält, ist nicht nur schlecht für das Image des Betriebssystems, es behindert die Verbreitung neuer Funktionen und sorgt für eine schlechte Sicherheit im Android-Lager. Sicherheitslücken werden oft jahrelang nicht geschlossen, obwohl Patches dafür bereits verfügbar wären. Zumindest Letzteres wollte Google nach dem Stagefright-Skandal besser machen und versprach fortan monatliche Sicherheitsupdates und die Anzeige des jeweiligen Patch-Levels in den Einstellungen. Doch während die Google-eigenen Nexus-Geräte nun tatsächlich sicherer sind, scheint sich diese Praxis Hersteller- und Provider-übergreifend nicht ganz durchgesetzt zu haben. HTC beispielsweise hat dieses Vorhaben von Anfang an als zu ambitioniert abgetan, andere, wie Motorola, versuchen zumindest quartalsweise Sicherheitsupdates zu verteilen. LG und Samsung wollten zwar brav beim monatlichen Patchen mitmachen, haben das bisher aber nicht geräteübergreifend durchgehalten.
Ein Ranking als Lösung?
Nun will Google einen weiteren Schritt in die richtige Richtung machen und plant offenbar eine Liste der update-freudigsten Hersteller zu veröffentlichen, wohl als Warnung an die Hersteller und als Orientierung für zukünftige Käufer. Ob diese Maßnahme die Fragmentierung im Android-Lager zukünftig verhindern kann, darf bezweifelt werden. Hersteller und Provider argumentieren mit langen und teuren Tests, die ihre Geräte nach jedem Update durchlaufen müssen. Das lohnt sich wenn, dann nur für Top-Modelle und auch nur für kurze Zeit nach dem Release eines neuen Geräts. Mit der kommenden Android-Version N erhält das Betriebssystem bessere Möglichkeiten, sich regelmäßig upzudaten, durch "Seamless Updates" und einen JIT-Compiler werden Updates sicherer und schneller. Das grundlegende Problem, nämlich die Abhängigkeit vom jeweiligen Hersteller beziehungsweise Provider geht Google aber auch mit Android N nicht an. Und solange die Mehrheit der Käufer zuallererst auf den Preis schaut und weniger auf die Update-Politik des jeweiligen Herstellers, werden Ranking-Listen nicht zum Umdenken bei den Herstellern und Providern führen.
Zentralisierte Updates?
Experten meinen, dass letztlich nur eine zentral durch Google gesteuerte Update-Politik wirklich Abhilfe schaffen könnte. Bei den Google Chromebooks, den auf Chrome-OS laufenden "Verwandten" von Android funktioniert das ja auch entsprechend. Ob Google diesen Schritt aber wirklich gehen wird, ist aus heutiger Sicht unwahrscheinlich, beruht der Erfolg von Android doch zweifelsohne auch an den vielfältigen Adaptierungen durch die Hersteller und Provider. Ob Google diesen Erfolg durch eine Apple-ähnliche Zentralisierung gefährden will?
Quelle(n)
via: http://www.phonearena.com/news/Google-may-soon-shame-manufacturers-by-publishing-Android-update-speeds_id81504