Google I/O: Mehr Details zu den Seamless-Updates in Android N
Es war eine Sensation, als Google auf der Keynote zur Google I/O vorgestern von "Seamless Updates" für Android N sprach, viele Kommentatoren sahen schon das Ende der starken Fragmentierung im Android-Lager kommen, sämtliche Android-Geräten würden immer mit der aktuellsten Android-Version laufen und zeitnah Sicherheitsupdates bekommen. Soweit der Traum. Die Realität sieht leider anders und viel weniger spektakulär aus:
Code aus Chrome OS
Nicht nur Chrome OS wird von Android profitieren, auch umgekehrt, wird Android zukünftig bei System-Updates von Chrome OS lernen. Das Seamless-Update-Feature wird aus Chrome OS portiert und soll zukünftig das Updaten unter Android schneller und sicherer machen. Wie unter Chrome OS werden zukünftige Android-Geräte mit zwei System-Partitionen ausgeliefert, eine wird aktiv sein, die andere inaktiv. Sobald ein Update zur Verfügung steht, soll die inaktive Partition das Update im Hintergrund erhalten, während der Benutzer weiterhin mit seinem Gerät arbeiten kann. Erst nach dem nächsten Neustart wechselt Android die aktive gegen die inaktive Partition aus und startet von Letzterer.
Schneller und Sicherer
Das wird sowohl schneller als auch sicherer als das direkte Updaten der einzigen Systempartition, wie es jetzt unter Android Standard ist. Der bis zu 25 Minuten dauernde Upgrade-Prozess entfällt, und, falls beim Update etwas schief gelaufen ist, kann einfach zur vorherigen Partition zurück gewechselt werden. Ein "bricked Device", das mühsam wiederhergestellt werden muss, wäre somit ein Ding der Vergangenheit. Durch den ebenfalls in Android N enthaltenen Just-in-time-Compiler (JIT), wird auch das Neukompilieren sämtlicher Apps nach jedem System-Update entfallen, insgesamt also ein Plus an Geschwindigkeit und Sicherheit.
Nur für Neugeräte ...
Womit wir bei den Einschränkungen wären: Aus heutiger Sicht werden wohl nur Neugeräte von diesem Feature profitieren. Es ist unwahrscheinlich, dass Google oder andere Systemhersteller eine Repartitionierung bestehender Geräte mit dem Update auf Android N erlauben werden. Das dürfte den durchschnittlichen Benutzer überfordern und könnte zu Komplettausfällen führen. Somit werden, bis auf einige Profis, die das auf eigene Faust implementieren werden, wohl nur Käufer von neuen Geräten mit vorinstalliertem Android N von Seamless-Updates profitieren können.
Hilft das gegen die Fragmentierung?
Ob Google mit diesem Feature die starke Fragmentierung unter Android-Geräten beseitigen kann, darf ebenfalls bezweifelt werden. Offensichtlich ist nicht angedacht, den Update-Prozess bei Nicht-Nexus-Geräten, also dem Gros der Android-Hardware, vom Hardware-Hersteller oder Mobilfunk-Provider weg und hin zu Google zu übertragen. Somit wäre ein zentralisierter Update-Prozess für jegliches Android-Gerät weiterhin ein unerreichter Traum. Der Kunde wird auch weiterhin abhängig von der Update-Freudigkeit des jeweiligen Herstellers oder Providers sein. Wer also Wert auf die neuste Android-Version oder die rasche Versorgung mit Sicherheitsupdates legt, wird, wie bisher, zu Nexus-Geräten greifen oder zu Apple wechseln müssen, sofern die Hersteller nicht dazu lernen.
Sorgen um den Speicherplatz
Last but not Least dürften wohl nur High-End-Geräte von der doppelt ausgeführten Systempartition profitieren, da dadurch natürlich auch erhöhte Speicherplatz-Anforderungen zu kalkulieren sind. Das wird im Low-Cost-Bereich tendenziell wohl eher gegen die massenhafte Implementierung dieses durchaus sinnvollen Features durch die Hersteller sprechen.