Frankfurt nutzt lokale Windströmungen zur Kühlung der Stadt
Als eine der heißesten Städte Deutschlands hat Frankfurt besonders mit den Folgen der Klimaerwärmung zu kämpfen. Hinzu kommt, dass es in der Metropole sehr stickig ist und nur wenige Häuser über Klimaanlagen verfügen.
Gerade in Städten, in denen es aufgrund der Architektur und Baumaterialien wie Beton und Glas heißer ist als beispielsweise auf dem Land, machen die zunehmenden Hitzewellen den Menschen zu schaffen.
Um der lähmenden Hitze entgegenzuwirken, sollen in Frankfurt nun Windströmungen zwischen Bürohochhäusern und Wohngebieten genutzt werden, um die Region abzukühlen und das Leben erträglicher zu machen.
Der österreichische Meteorologe Matthias Ratheiser, Co-Geschäftsführer des auf Stadtklimatologie spezialisierten Forschungsunternehmens Weatherpark, hat zusammen mit anderen Experten an einem Bebauungsplan mitgearbeitet, der zahlreiche neue Hochhäuser vorsieht.
Zur Vorbereitung dieses Plans war er nach Frankfurt gereist, um sich ein Bild von den örtlichen Gegebenheiten zu machen und anschließend mit Hilfe eines 3D-Modells Luftströmungsmuster sichtbar zu machen und zu verändern:
Der Klimawandel ist ein Experiment, das wir nicht kontrollieren können. Ich mache mir Sorgen - nicht nur darüber, wie er sich auf das Leben in den Städten auswirkt, sondern auch, ob und wie sich künftige Generationen anpassen können.
- Matthias Ratheiser
Gemeinsam mit Stadtplanern, Architekten und Wissenschaftlern wird seit einigen Jahren ein Klimaatlas erstellt, in dem auch Windkorridore verzeichnet sind. Tagsüber wehen in Frankfurt die stärksten Winde aus Südsüdwest.
Luftschneisen vernetzen und freihalten
Von größerer Bedeutung für die nächtliche Abkühlung der Stadt ist jedoch ein regionales Windsystem, das Frankfurt aus der Wetterau im Nordosten erreicht. Dort kühlt sich die Luft nach Sonnenuntergang rasch ab und strömt genau dann in die Stadt, wenn der Beton der Innenstadt die tagsüber aufgenommene Wärme wieder abgibt.
Für zusätzliche Abkühlung sorgen mehrere lokale Tiefdruckgebiete, die kühle Luft aus dem nahen Taunus oder aus dem Osten Frankfurts heranführen. Der Wetterauwind, der ab 23 Uhr in Frankfurt einsetzt, ist entscheidend für die nächtliche Abkühlung der Stadt und sorgt für angenehme Schlaftemperaturen.
Die Hochhäuser des Bankenviertels verstärken diesen Effekt, indem sie den Wind einfangen und lenken. Flüsse wie Main und Nidda sowie Grünflächen und Verkehrsachsen dienen als natürliche und künstliche Luftschneisen, die die Abkühlung der Stadt unterstützen. Lutz Katzschner, Forscher am Deutschen Institut für Klima- und Energiekonzepte, sagt:
Die erste Empfehlung ist immer, diese Luftschneisen zu vernetzen, aber auch, sie frei zu halten und nicht mit Häusern zu bebauen.
Letzteres zu tun, dürfte allerdings schwierig bis unmöglich sein, denn die Stadt, die unter chronischem Wohnungsmangel leidet, braucht bis Ende des Jahres fast 70.000 neue Wohnungen.
Das ist die größte Herausforderung: eine Strategie zu entwickeln, um den Bedarf an Wohnraum zu decken und die neuen Wohngebiete klimafreundlich zu gestalten.
- Lutz Katzschner
Darüber hinaus hat die Stadt viele weitere Maßnahmen ergriffen, um der Erderwärmung entgegenzuwirken, wie zum Beispiel verpflichtende Fassadenbegrünungen bei Neubauten, strenge Vorschriften für Passivhäuser, mehr als 200.000 gepflanzte Bäume und vieles mehr.
Außerdem ist seit letztem Jahr gesetzlich geregelt, dass bei Neu- und Umbauten sowie in der Umgebung unter anderem Versiegelung vermieden und Schattenplätze geschaffen werden müssen.
Schottergärten sind in Frankfurt tabu - sie heizen nur auf und Insekten fressen keine Steine. Stattdessen gibt es Vorschriften zur Begrünung, zum Beispiel von Dächern. Begrünte Dächer sind nicht nur gut für das Stadtklima. Sie helfen auch, Heizenergie zu sparen.
- Tina Zapf-Rodriguez, Stadträtin für Klima, Umwelt und Frauen
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Quelle(n)
Bloomberg | Bildquelle: Unsplash / PJ DC