Förderung: 12 Milliarden Euro für Glasfaserausbau - auch wenn Vectoring schon verfügbar ist
In den letzten Jahren konnte man regelrecht dabei zusehen, wie in der deutschen Bundesregierung der Wille wuchs, dass Deutschland in Sachen Internetausbau endlich auf andere Industriestaaten aufschließen soll. Aus einem "das Internet ist für uns alle Neuland" im Jahr 2013 wurde mittlerweile eine ganze Fülle an Förderprogrammen und Ausbauinitiativen. Allerdings hat es noch bis letztes Jahr gebraucht, bis man auf Regierungsebene akzeptiert hat, dass Glasfaser die Zukunft ist und der Vectoring-Ausbau der Telekom nur kurzfristig Abhilfe schafft.
Nun folgen auf die Einsicht auch Taten. So plant der aktuelle Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) künftig auch dann Fördergelder zu verteilen, wenn es in einem Gebiet nur einen Anbieter gibt, der akzeptables Internet zur Verfügung stellt. Dadurch würde die Telekom unter großen Druck geraten, könnten andere Anbieter doch künftig auch in Gebieten Glasfaser mit Fördergeldern ausbauen, in denen die Telekom mit ihrem Vectoring-Produkt bisher quasi das Monopol hatte. Insgesamt sind stolze 12 Milliarden Euro Fördergelder für die nächsten Jahre im Bundeshaushalt eingeplant.
Allerdings regt sich auch Widerstand gegen diese Reform. So kritisierte Jürgen Grützner, Geschäftsführer beim Branchenverband VATM, dass mit diesen Vergabekriterien bereits getätigte Investitionen nicht geschützt werden und durch den Plan keine aktuellen Probleme gelöst werden. In dem aktuellen Vorschlag werden nur Gebiete einen Investitionsschutz erhalten, in denen der letzte Netzausbau maximal drei Jahre zurückliegt. Zusätzlich könnte die Europäische Kommission das Vorhaben blockieren, da diese die Ausbauförderung in Gebieten, in denen mind. 30 Mbit/s verfügbar sind, eigentlich untersagt.
Allerdings muss an dieser Stelle noch erwähnt werden, dass der Glasfaserausbau in Deutschland nicht ausschließlich wegen der Politik und Unternehmen anderen Ländern hinterherhinkt. Das liegt teilweise sicher auch an dem Kundenverhalten, welches den Ausbau häufig unattraktiv macht. So zeigen aktuelle Umfragen, dass in Deutschland nur knapp 40 Prozent der Leute, die über einen Glasfaseranschluss verfügen, diesen auch tatsächlich vertraglich nutzen.