Fake-K: Wie kann ich sicherstellen, dass mein nächster 4K-Laptop wirklich 4K ist?
Einleitung
Bei Notebooks lässt sich der Ursprung des Hypes um Auflösungen höher als 1080p recht gut datieren, denn alles begann mit der Einführung von Apples sogenanntem “Retina Display” mit dem MacBook Pro anno 2012. Seitdem versuchen die Hersteller sich gegenseitig mit immer höher auflösenden Displays zu übertrumpfen und statten stolz ihre Flaggschiffe - wie z.B. Dells XPS, Lenovos Yoga, HPs Spectre, Acers Aspire und Asus’ ZenBook Pro - sowie die meisten hochperformanten Gaming-Notebooks und mobile Workstations mit optional erhältlichen 3K- und 4K-Displays aus.
Leider gilt aber noch immer: Nicht alle hochauflösenden Panels sind gleich. Einige der frühen 3K- und 4K-Bildschirme setzen auf die sogenannte RGBW-Matrix anstelle der sonst üblichen RGB-Matrix. Üblicherweise wird diese Information den Kunden jedoch vorenthalten, er bekommt lediglich ein “4K UHD” Display ohne Unterscheidung zwischen RGB und RGBW vorgesetzt. Dieser Artikel soll nicht die Vor- und Nachteile eines 4K-UHD-Displays gegenüber einem FHD-Display bei einem Notebook erläutern, sondern vielmehr den Unterschied zwischen den beiden 4K-Technologien aufzeigen und erklären, warum es wichtig ist, bereits beim Kauf eines 4K-Panels darauf zu achten.
Warum RGBW die Billig-Variante von 4K ist
Bei einer Standard 4K-UHD-Auflösung von 3.840 x 2.160 Punkten in RGB-Matrix besteht jede Reihe aus exakt 3.840 Pixeln, die wiederum in jeweils drei RGB-Subpixel aufgeteilt sind. Diese Subpixel können an oder aus sein, um die Farbe zu erzeugen, die der Anwender dann bei normalem Sitzabstand auf dem Bildschirm für diesen spezifischen Pixel wahrnimmt. Ein 4K-UHD-Bildschirm mit RGBW-Matrix verfügt zwar ebenfalls über 3.840 Pixel pro Reihe, jeder vierte Subpixel ist jedoch durch Weiß ersetzt. Statt also den üblichen RGB-RGB-RGB-Subpixeln sieht die Subpixel-Matrix bei dieser Art von Panel folgendermaßen aus: RGB-WRG-BWR-GBW. Mit anderen Worten: Durch das Einfügen des weißen Pixels gehen faktisch Rot-Grün-Blau-Pixel verloren. Effektiv bedeutet dies, dass ein 4K-RGBW-Display lediglich eine um 25 % niedrigere Auflösung von nurmehr 2.880 individuellen RGB-Pixeln pro Reihe darstellen kann.
Diese Herangehensweise an das Thema 4K führt gleich zu zwei Problemen. Erstens sind drei von vier Pixeln einer RGBW-Matrix (WRG, BWR und GBW) einzigartig für diesen Matrix-Typ und nicht in der Lage, Farben so akkurat darzustellen wie ein RGB-Pixel, da hierfür entscheidende Zutaten - sprich Primärfarben - fehlen. Zweitens sind quasi sämtliche Videoquellen darauf ausgelegt, RGB auszugeben. Dadurch leidet bei der Konvertierung in RGBW die Genauigkeit. Um den vollen Farbraum akkurat abzubilden, müssen pro Pixel insgesamt vier Subpixel angesteuert werden (RGBW-RGBW-RGBW), was die Anzahl an Pixeln pro Reihe auf 2.880 reduziert.
Im Endergebnis ist diese Verschlechterung an einem Notebook-Bildschirm deutlich schwieriger zu erkennen als auf einem großen 4K-Fernseher, da letzterer eine erheblich niedrigere Pixeldichte aufweist. Trotzdem bleibt das Grundproblem bestehen: die Ausgabe auf einem RGB-Bildschirm ist schärfer und besser als auf einem RGBW-Bildschirm. Die Tabelle unten enthält exemplarisch ein paar Systeme mit RGB- und RGBW-Panels zum direkten Vergleich. Gut erkennbar: Das Kontrastverhältnis fällt bei RGBW-Panels aufgrund des zusätzlichen weißen Subpixels deutlich niedriger aus als bei RGB-Panels. Unseren Messungen zufolge gilt diese Aussage für alle Displays.
MSI GS63VR 7RF-228US 4K UHD RGBW | Asus ZenBook Pro UX501VW-DS71T 4K UHD RGBW | Eurocom Q5 4K UHD RGBW | Dell XPS 15 9560 (i7-7700HQ, UHD) 4K UHD RGB | HP Spectre x360 15t-bl100 4K UHD RGB | Aorus X5 v7 4K UHD RGB | |
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Display | ||||||
Display P3 Coverage | 48.21 | 64.3 | 63 | 89.7 | 66.6 | 65.3 |
sRGB Coverage | 72.6 | 89.9 | 92.7 | 100 | 86.9 | 91.9 |
AdobeRGB 1998 Coverage | 49.81 | 65.4 | 64.4 | 100 | 63.5 | 66.3 |
Response Times | ||||||
Response Time Grey 50% / Grey 80% * | 28 ? | 43.2 ? | 32.4 ? | 57.2 ? | 41.2 ? | 44 ? |
Response Time Black / White * | 23.6 ? | 27.2 ? | 28.8 ? | 39.2 ? | 29.6 ? | 26.4 ? |
PWM Frequency | 1351 ? | 962 | 1000 | |||
Bildschirm | ||||||
Helligkeit Bildmitte | 274.2 | 252.9 | 287.5 | 370.1 | 338.7 | 307 |
Brightness | 263 | 250 | 279 | 356 | 325 | 297 |
Brightness Distribution | 92 | 89 | 87 | 87 | 91 | 92 |
Schwarzwert * | 0.44 | 0.5 | 0.65 | 0.37 | 0.28 | 0.3 |
Kontrast | 623 | 506 | 442 | 1000 | 1210 | 1023 |
Delta E Colorchecker * | 8 | 5.22 | 4.5 | 5.3 | 4.9 | 4.72 |
Colorchecker dE 2000 max. * | 14.6 | 8.33 | 8.9 | 9.9 | 8.7 | 8.07 |
Delta E Graustufen * | 9.1 | 6.74 | 4.6 | 4.6 | 5.5 | 4.79 |
Gamma | 2.24 98% | 2.45 90% | 2.39 92% | 2.31 95% | 2.08 106% | 2.42 91% |
CCT | 5020 129% | 6026 108% | 7393 88% | 6284 103% | 7498 87% | 7690 85% |
Farbraum (Prozent von AdobeRGB 1998) | 45.7 | 58.4 | 59 | 88.3 | 63.5 | 60 |
Color Space (Percent of sRGB) | 72.1 | 89.7 | 92.3 | 100 | 86.92 | 92 |
Durchschnitt gesamt (Programm / Settings) |
* ... kleinere Werte sind besser
Welche Laptops setzen auf RGB und welche auf RGBW?
Jetzt, wo eindeutig klar ist, warum 4K-RGB gegenüber 4K-RGBW zu bevorzugen ist, bleibt noch zu klären, in welchen Laptops ein solches 4K-RGBW-Panel steckt. Eine vollständige und allumfassende Liste wäre aufgrund der Vielzahl an mittlerweile angebotenen 4K-Notebooks sowie der Tatsache, dass kaum ein Hersteller dies in den Spezifikationen preisgibt, unmöglich zu erstellen. Wir können jedoch auf unseren Datenbestand an getesteten Laptops zurückgreifen. Interessante Bemerkung: alle RGBW-Panels, die uns bis dato untergekommen sind, waren von Samsung oder LG.
Die gute Nachricht bei diesem RGB vs. RGBW Marketing-Hickhack ist die Tatsache, dass die Hersteller sich der Nachteile von RGBW bewusst sind. HP hat beispielsweise lediglich in der ersten Generation des Spectre x360 15 Convertibles ein RGBW-Panel verbaut und dies in der zweiten Generation aufgrund massiver Kritik der Anwender wieder fallen lassen. Gigabyte hat die Nachteile von RGBW bei internen Tests selbst festgestellt und aufgrund dessen die Entscheidung getroffen, keine Laptops der Marken Gigabyte oder Aorus mit RGBW-Panel auszustatten.
Glücklicherweise sind Laptops mit RGBW-Panel mittlerweile eine Ausnahme geworden. Trotzdem sollte insbesondere beim Kauf von etwas älteren Modellen aus dem Zeitraum um 2015 herum, als RGBW noch gang und gäbe war, darauf geachtet werden. MSI hat sich von allen Herstellern als der unbelehrbarste herausgestellt: Die beliebte 15,6-Zoll-GS-Gaming-Serie wird bis heute mit RGBW-Panels ausgeliefert.
Unvollständige Liste von Notebooks mit RGBW-Panel
Notebook-Modell | Native Auflösung | Panel |
Asus ZenBook Pro UX501VW | 3.840 x 2.160 | LG Philips LGD04D4 |
Asus Zenbook UX305CA | 3.200 x 1.800 | Samsung 133YL04-P02 |
Asus Zenbook UX303UB | 3.200 x 1.800 | Samsung 133YL03 |
Eurocom Q5 | 3.840 x 2.160 | LG Philips LP156UD1-SPB1 |
Eurocom Tornado F5 | 3.840 x 2.160 | Samsung SDC434B |
HP Chromebook 13 G1 | 3.200 x 1.800 | Unknown |
HP Envy 13 (2015) | 3.200 x 1.800 | Samsung SDC415A |
HP Pavilion 15 T9Y85AV (2016) | 3.840 x 2.160 | Samsung SDC5958 |
HP Pavilion 15t (2017) | 3.840 x 2.160 | LG Philips LGD04D4 |
HP Spectre x360 15 (2016) | 3.840 x 2.160 | LG Philips LGD04E0 |
Lenovo Yoga 900 13ISK | 3.200 x 1.800 | Samsung SDC454A |
Lenovo Yoga 3 Pro 13 | 3.200 x 1.800 | Samsung L_LLTN133YL03L01 |
MSI GS60 6QE | 3.840 x 2.160 | Samsung SDC424B |
MSI GS63VR 7RF | 3.840 x 2.160 | Samsung SDC434B |
MSI WS60 6QJE | 3.840 x 2.160 | Samsung SDC424B |
MSI WS63VR | 3.840 x 2.160 | Samsung LƒFL156FL02-101 |