Exklusiv: Intel Lakefield Hybrid-Prozessor im ersten Test - Innovativ oder unnötig?
Mit dem neuen Lakefield-Prozessor will Intel einen Chip für mit einem besonders niedrigen Stromverbrauch bieten, der in dünnen Geräten wie beispielsweise dem Samsung Galaxy Book S oder dem Microsoft Surface Neo zum Einsatz kommen soll. Aufgrund der geringen Energieaufnahme (TDP 7 Watt) kann der Chip dabei passiv gekühlt werden. Damit will Intel eine x86-Alternative zu den ARM-Prozessoren bieten, beispielsweise dem Snapdragon 8cx im kürzlich getesteten Samsungs Galaxy Book S.
Das Prinzip hier ist in vergleichbar mit dem big.LITTLE-Prinzip bei ARM-Prozessoren, bei denen schnelle Kerne mit langsameren, dafür aber auch effizienteren Kernen, kombiniert werden. Für den neuen Lakefield-Prozessor Core i5-L16G7 kombiniert Intel einen schnellen Sunny-Cove-Kern (bis zu 3,0 GHz), die auch bei den aktuellen 10-nm-Ice-Lake-U-CPUs zum Einsatz kommen, mit vier effizienten Tremont-Atom-Kernen (ebenfalls 10 nm, max. 1,8 GHz). Zudem beinhaltet der Hybrid-Prozessor eine schnelle integrierte Grafikkarte. Theoretisch handelt es sich um die schnelle Ice-Lake-iGPU (Gen. 11) mit der Bezeichnung Iris Plus Graphics G7 mit 64 Execution Units, allerdings ist der Takt deutlich geringer als bei normalen 15-Watt-CPUs (500 vs. 1100 MHz), die Leistung entspricht also eher einer "normalen" UHD Graphics 620. In den Tools wie GPU-Z wird die Grafikkarte entweder als Lakefield GT2 oder UHD Graphics bezeichnet. Neben einem schnellen Wi-Fi-6-Modul (AX200) unterstützt Lakefield auch Intels XMM7560-LTE-Modem, allerdings verzichtet Samsung beim Galaxy Book S darauf.
Die fünf Kerne des Lakefield des beherrschen kein Hyperthreading, pro Kern kann also auch nur ein Thread bearbeitet werden. Die Verteilung der Last auf die verschiedenen Kerne wird dabei vom Betriebssystem übernommen. In der Praxis ist es bisher gar nicht so leicht, Informationen über den Chip auszulesen. Die bekannten Tools zeigen bislang entweder nur den Takt oder die Auslastung an. Interessanterweise sehen wir bei Single-Core-Belastung maximal 2,4 GHz und bei der Verwendung von allen Kernen laufen 4 Kerne mit ~1,9 GHz und 100 % Last, während ein Kern mit knapp 10 % Last und 200-300 MHz arbeitet.
Update: Die Tremont-Kerne können laut Intel bis zu 2,8 GHz im Boost erreichen. Es sieht also so aus, also ob der schnelle Sunny-Cove-Kern bei der Belastung von einem Kern nicht verwendet wird.
Prozessor - Enttäuschende Single-Core-Leistung
Die Single-Core-Leistung des neuen Chips ist sehr enttäuschend, denn der neue Lakefield-Prozessor liegt sogar hinter dem alten Amber-Lake Dual-Core-Prozessor m3-8100Y. Das liegt vor allem an dem geringen Takt von maximal 2,4 GHz beim Testen, die beworbenen 3,0 GHz konnten wir nicht beobachten.
In den Multi-Core-Tests sieht die Sache etwas besser aus, hier liegt der neue Hybrid-Prozessor zumindest auf dem Niveau des sparsamen Core i7-8500Y und auch Pentium- oder Celeron-Modelle werden überholt.
Cinebench R20: CPU (Single Core) | CPU (Multi Core)
Geekbench 5.5: Multi-Core | Single-Core
Geekbench 4.4: 64 Bit Multi-Core Score | 64 Bit Single-Core Score
Cinebench R10: Rendering Single 32Bit | Rendering Multiple CPUs 32Bit
Browser Benchmarks
In den Browser-Benchmarks sieht die Sache ähnlich aus. Die kleinen Pentium- und Celeron-CPUs werden geschlagen, genauso wie das Galaxy Book S mit dem Snapdragon-Prozessor, doch alle anderen Core-Prozessoren sind erneut deutlich schneller.
* ... kleinere Werte sind besser
Grafikkarte - Zwischen UHD Graphics 615 und 620
Die Grafikleistung ist durch den geringeren Takt deutlich schlechter als bei einer normalen Iris Plus Graphics G7 und liegt eher zwischen der UHD Graphics 615 und UHD Graphics 620. Interessanterweise ist auch die Adreno-680-GPU des Snapdragon 8cx im Galaxy Book S ARM im 3DMark 11 fast gleichauf.
Beim Spielen macht sich die geringe CPU-Leistung bemerkbar und die Leistung fällt unter Geräte mit der UHD Graphics 615. Somit eignet sich der Lakefield-Prozessor nur für sehr anspruchslose Titel mit niedrigen Settings.
Dota 2 Reborn: 1920x1080 ultra (3/3) best looking | 1920x1080 high (2/3) | 1366x768 med (1/3) | 1280x720 min (0/3) fastest
X-Plane 11.11 / high (fps_test=3) | |
Dell XPS 13 9300 i5 FHD | |
Apple MacBook Air 2020 i5 | |
Huawei MateBook 13 2020 i5 | |
Apple MacBook Air 2020 i3 | |
Samsung Galaxy Book S Intel |
X-Plane 11.11 / med (fps_test=2) | |
Dell XPS 13 9300 i5 FHD | |
Apple MacBook Air 2020 i5 | |
Huawei MateBook 13 2020 i5 | |
Samsung Galaxy Book S Intel | |
Apple MacBook Air 2020 i3 | |
Chuwi AeroBook Pro |
X-Plane 11.11 / low (fps_test=1) | |
Apple MacBook Air 2020 i5 | |
Dell XPS 13 9300 i5 FHD | |
Apple MacBook Air 2020 i3 | |
Samsung Galaxy Book S Intel | |
Huawei MateBook 13 2020 i5 | |
Chuwi AeroBook Pro |
Dota 2 Reborn / high (2/3) | |
Dell XPS 13 9300 i5 FHD | |
Huawei MateBook 13 2020 i5 | |
Apple MacBook Air 2020 i5 | |
Apple MacBook Air 2020 i3 | |
Samsung Galaxy Book S Intel | |
Acer Swift 7 SF714-52T-76MR | |
Chuwi AeroBook Pro |
Dota 2 Reborn / med (1/3) | |
Dell XPS 13 9300 i5 FHD | |
Huawei MateBook 13 2020 i5 | |
Apple MacBook Air 2020 i5 | |
Apple MacBook Air 2020 i3 | |
Samsung Galaxy Book S Intel | |
Chuwi AeroBook Pro | |
Acer Swift 7 SF714-52T-76MR |
Erster Eindruck - Lakefield erfüllt seinen Zweck, benötigt aber noch Feintuning
Mit dem Lakefield-Hybrid-Prozessor möchte Intel eine Alternative für die ARM-Prozessoren bieten. Basierend auf unseren ersten Tests könnte das durchaus klappen, da die Verbrauchsmessungen gering ausfallen und vor allem die Grafikleistung angesichts der geringen TDP ordentlich ist. Die reine CPU-Leistung, vor allem bei der Belastung von nur einem Kern, könnte aber noch Fein-Tuning gebrauchen, denn von den maximalen 3,0 GHz für den schnelleren Sunny-Cove-Kern gibt es zumindest bei unserem Testgerät des Galaxy Book S keine Spur. Wir werden noch genauer untersuchen, wie die einzelnen Kerne angesprochen werden, der subjektive Leistungseindruck normalen Aufgaben ist aber gut und es gibt auch keine Hänger oder Verzögerungen bei der Bedienung.
Ein weiterer Punkt ist die Effizienz, doch leider ist es derzeit noch sehr schwierig, genaue Verbrauchsdaten des Prozessors zu erhalten. Natürlich werden wir anhand des Galaxy Book S die Akkulaufzeiten überprüfen. Der große Vorteil gegenüber den ARM-Prozessor ist die Kompatibilität mit 64-Bit-Anwendungen, es gibt also keine Einschränkung bei der Auswahl der Apps und man kann das Gerät wie einen ganz normalen Laptop verwenden.