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E-Motorrad NIU RQi ausprobiert - Tolle Fahrleistung, aber das Energieproblem!

E-Motorrad NIU RQi ausprobiert - Tolle Fahrleistung, aber das Energieproblem!
E-Motorrad NIU RQi ausprobiert - Tolle Fahrleistung, aber das Energieproblem!
Das 125er E-Motorrad dürfte alle gleichklassigen Verbrenner an der Ampel gnadenlos abziehen. Unser Praxistest zeigt aber leider auch, dass in Sachen Energiemanagement noch viel Luft nach oben ist.

E-Roller gibt es mittlerweile viele am Markt, fahren aber oft nur popeliger 45 km/h. Als Fahrer eines 600 cm3 Verbrenner-Motorrades (Yamaha Diversion XJ600s) haben wir uns hingegen gefragt, wie sich ein E-Motorrad wohl so fährt. Statt eines schnelleren Rollers haben wir uns daher das E-Motorrad NIU RQi Sport für 14 Tage ausgeliehen und getestet.

Vorweg: Der Vergleich mit unserer 600er Yamaha ist natürlich nicht ganz fair, immerhin bedient die RQI von NIU die Klasse der 125-cm3-Fahrzeuge. Aber erstens hat ihre Fahrleistung im Test wirklich positiv überrascht und andererseits ist sie auch für alle Autofahrer ohne Motorradführerschein potentiell interessant. Denn mit ein paar Zusatzstunden kann jeder Autofahrer ohne Prüfung einen Führerschein B196 (Infos vom ADAC) für diese Klasse erwerben.

Und wie eingangs erwähnt geht die RQi Sport an der Ampel ordentlich ab. Schon im Standardmodus (Dynamic) treibt sie mit etwas Verzögerung gut nach vorne, im zweiten Modus Sport reagiert sie nochmals zackiger. Aber der besondere Spaß stellt sich mit der Lauch Control oder Overboost-Modus ein: Drückt man an der Ampel hinter dem Gaszug kurz den entsprechenden Hebel, hält die Bremse gedrückt und drückt dabei kurz den Gashebel durch so aktiviert sich für die nächsten Sekunden der Spaßmodus. Wer jetzt die Bremse los lässt und Gas gibt, wird ordentlich nach hinten gedrückt.

Denn dann zieht das Motorrad ordentlich ab, spätestens jetzt dürften alle Verbrenner-Motorräder der 125er-Klasse den Kürzeren ziehen und auch meine 600er könnte auf den ersten Metern Probleme bekommen. Der Overboost erlischt nach etwa 10 bis 20 Sekunden und muss sich für die nächste Ampel erst wieder aufladen, was bedeutet, dass sich der AKku erst wieder abkühlen muss.

Allerdings, und jetzt kommen wir zum großen "Aber": Der Modus saugt dermaßen stark am Akku, dass man ihr praktisch nur sehr sparsam, also selten einsetzen dürfte. Genau wie schnelles Fahren. Denn die RQi schafft 110 km/h, im Overboost kurz sogar bis zu 125 km/h. Aber schon ab 80 km/h sinkt der Akkustand schneller als einem lieb ist.

In der Stadt schafft man im Dynamic-Modus durchaus die angegebenen 90 bis 100 km Reichweite. Fährt man hingegen im Sportmodus, und/oder öfter schneller als Stadtgeschwindigkeit und/oder nutzt ab und zu den Overboost-Modus, so schrumpft die Gesamtreichweite schnell zusammen. Wer beispielsweise den spaßigen Overboost alle paar Ampeln nutzt, oder auch mal die Stadtautobahn nutzt und dort schneller fährt, kommt vermutlich nur auf 50 km Gesamtreichweite. 

Noch schlimmer ist, dass die Leistung des Motorrades in Abhängigkeit vom Akkustand nachlässt. Schon unterhalb von 30 Prozent, also bei einem Drittel Restenergie, wird die Leistung spürbar gedrosselt. Unterhalb von 15 Prozent Akku fährt das "Motorrad" ohne Rückenwind oder bergab nur noch 30 km/h!

Praktisch bedeutet das, dass selbst sparsame Fahrer im Dynamicmodus nicht nach 90 km die Akkus aufladen gehen, sondern eben schon bei 60 km oder eher noch früher. Denn wer an einem Tag 50 km sparsam fährt, wird dennoch die Akkus laden müssen, da nach weiteren nur 10 km bereits die Drosselung ansteht. Sportlicher fahrende Nutzer dürften sowieso ständig nervös auf den Akkustand schielen, da kann dann selbst eine Fahrt quer durch Berlin und wieder zurück zur Zitterpartie werden.

Dabei haben wir noch gar nicht über die Lademöglichkeiten des E-Motorrades gesprochen. Wenn man das E-Mobil wenigstens an die Ladesäule hängen könnte und der Akku wäre in Windeseile zumindest wieder zur Hälfte aufgeladen, aber Pustekuchen. Unser ausführlicher Praxistest beleuchtet auch die Ladetechniken der RQi.

Und so bleibt aus unserem Fahrtest das Fazit, dass einem die RQi tolle Fahrmodi an die Hand gibt, die man sich aufgrund der schwachen Akkuleistung kaum traut regelmäßig zu nutzen. Und was nützt die beste Fahrleistung wenn man nur 50 km weit kommt und gefühlt nach jeder Fahrt rund 50 kg schwere Akkus in die Mietwohnung schleppen muss (das man es kann, ist hingegen gut)?

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> Notebook Test, Laptop Test und News > News > Newsarchiv > News 2025-03 > E-Motorrad NIU RQi ausprobiert - Tolle Fahrleistung, aber das Energieproblem!
Autor: Christian Hintze, 31.03.2025 (Update: 31.03.2025)