Diggi-Absturz: Berlins digitale Haltestelle nutzt Google Chrome, bei Absturz gibt es keine Fahrpläne
Eigentlich soll "Diggi", wie Berlins neue digitale Haltestellenkubus heißt, das Smartphone aber auch Papierfahrpläne unnötig machen. Auf drei Displays gibt es allerhand Anzeige. Zwei zeigen Echtzeitdaten an – sofern die Datenbasis fehlerfrei ist – und ein Display in Fahrgasthöhe ist unter anderem für die Fahrpläne verantwortlich, wie wir in unserem ausführlichen Diggi-Test bereits beschrieben haben.
Doch das System ist nicht immer stabil. Am Berliner Nollendorfplatz ist nun eine von zwei Säulen abgestürzt. Genauer gesagt der Chrome-Browser von Google im unteren der drei Displays. Als Folge gibt es dort nur noch ein Standbild statt rotierender Informationen. Die oberen beiden Displays funktionieren aber weiter.
In unserem Fehlerfall, der nun zweite bei insgesamt ca. einem Dutzend Besuchen (nicht repräsentativ), gibt es eine Fehlermeldung vom Betriebssystem. Für den Fahrgast gibt es eine Aufforderung, den Browser neu zu starten. Diese Aufforderung ist aber für einen Sysadmin gedacht, denn Diggi besitzt keinen Touchscreen.
Obendrein fällt im Falle eines Absturzes auch der Hardware-Button unter dem Display aus. Der Wechsel zwischen den Fahrplänen ist dann nicht mehr möglich. Offenbar braucht der Button Google Chrome. An dieser Haltestelle sind die digitalen Fahrpläne allerdings ohnehin ungenau. Zum Teil müssen Fahrgäste die Abfahrtzeiten selbst ausrechnen, wie wir im Rahmen unseres Tests herausgefunden haben.
Es handelte sich bei dem Absturz übrigens nicht um einen systemweiten Ausfall. Der Diggi-Kubus im Norden des U-Bhf Nollendorfplatz funktionierte fehlerfrei.
So ein Ausfall sollte allerdings nicht passieren. Die Berliner Politik versprach nämlich, dass Smartphones nicht dank Diggi nicht notwendig wären. Papierfahrpläne wurden passend dazu von der BVG auch schon entfernt.
Gegen den Einsatz von Google Chrome an sich spricht übrigens nichts. Alphabet bietet den Browser auch in einer Enterprise-Version an. Große Unternehmen – wie die BVG – würden aus Gründen der besseren Verwaltung der Software auf die Enterprise-Version setzen, für die Google auch eigenständigen Support anbietet.
Notebookcheck.com hat bisher zwei Digitalisierungsprojekte im Nahverkehr von Deutschland genauer betrachtet. Zum einen den stadtweiten und stromsparenden Einsatz von E-Paper-Displays in Bonn und die hier erwähnte Diggi-Haltestelle mit all ihren Schwächen. Außerdem haben wir uns den fehlerhaften Stromsparmodus der neuen Digital-Signage-Lösung der Deutschen Bahn (ZIM) genauer angesehen.
Quelle(n)
Eigene Recherchen