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Deutsche Magnetbahn TSB soll in China eine echte Strecke bekommen

Fahrzeug des Transport System Bögl. (Bildquelle: Max Bögl)
Fahrzeug des Transport System Bögl. (Bildquelle: Max Bögl)
Kommt das sechste oder siebte Magnetbahnsystem in China vielleicht wieder aus Deutschland? Die erste Anwendungsstrecke für das Transport System Bögl (TSB) könnte in China entstehen. Entsprechende Verträge wurden jetzt unterzeichnet. Außerdem hat China schon zwei TSB-Fahrzeuge selbst gebaut.

Wird China erneut der erste Anwendungsfall für ein neues deutsches Magnetbahnsystem? Die Chancen stehen für das Transport System Bögl (TSB) gut. Nach dem Transrapid, der in China als Shanghai Maglev Train SMT den Start der Magnetbahntechnik in dem Land markierte, wäre es das zweite deutsche Magnetbahnsystem, das in China zum Einsatz kommt.

Bisher gibt es in China vier Magnetbahnlinien. Ein fünftes Magnetbahnsystem soll bald  in Betrieb gehen. Das Land ist damit weit in Führung. Japan kommt auf zwei aktive Systeme, davon ist eines allerdings nur auf einem Teilstück im Betrieb. Südkorea hat mit der Ecobee ebenfalls ein System. Deutschland hat eine stillgelegte Strecke im Emsland und die firmeneigene Teststrecke von Max Bögl.

Die erste Phase zwischen Max Bögl und China ist nun abgeschlossen und es wurden neue Verträge für das weitere Vorgehen unterschrieben. Das kündigte das Unternehmen schon am 24. Juli an. Notebookcheck hat für weitere Details jedoch noch einmal nachgefragt.

Demnach bestand die erste Phase aus der "Lieferung der Fahrwegträger inklusive der Ausrüstungsteile (Reaktionsschienen, Stromschienen etc.), ein 3-Sektionen-Fahrzeugs, eine Y-Segmentweiche, Produktionseinrichtungen sowie mehrere Test-, Demonstrations- und Abnahmefahrten.", wie uns das Unternehmen sagte. Das Interessante ist die Y-Weiche. Diese ist in Chengdu an der 3,5 Kilometer langen Teststrecke bereits angeordnet und befindet sich vor der Instandhaltungshalle, so Bögl. Bögl lieferte zudem auch Dokumentation an China.

Umfassende Kooperation

Die Kooperation geht nämlich recht weit. Denn der chinesische Partner Xinzhu Road & Bridge Machinery Co. Ltd. hat auch gelernt, wie TSB-Fahrzeuge zu bauen sind. Bisher sind zwei Fahrzeuge lokal gebaut worden und auch schon auf der Teststrecke im Einsatz.

Der nächste Schritt soll nun eine sogenannte Anwendungsstrecke für den Personenverkehr sein, also ein echter Einsatz abseits des Testbetriebs. Dafür wurden mehrere Verträge unterzeichnet. In China wurde dazu ein neues Unternehmen gegründet, die Sichuan Development Maglev Technologies, ein Schwesterunternehmen der Xinzhu Road & Bridge Machinery.

Die Verträge sehen vor, dass China die Fahrzeuge für das Transport System Bögl bauen kann. Max Bögl wiederum liefert die Fahrwegträger aus Deutschland. Die Teststrecke wird auch weiter im Einsatz bleiben, etwa für Tests neuer Fahrzeuge oder auch für Demonstrationen und Weiterentwicklungen, so Bögl.

Schneller als chinesische Nahverkehrsmagnetbahnen

Das Transport System Bögl kann gut mit den chinesischen Magnetbahnsystemen konkurrieren, da TSB aktuell das schnellste Nahverkehrssystem auf Magnetschwebebahn-Technik ist. Auf Testfahrten erreichte es 181 km/h. Im Regelbetrieb sind es 150 km/h mit hoher Beschleunigung, vibrationsarmen Betrieb und guten Leistungen bei Steigungen und Kurvenfahrten. TSB ist damit deutlich schneller als die anderen vier Nahverkehrsmagnetbahnen in China.

Der 430 km/h schnelle Shanghai Maglev Train muss hier außen vor betrachtet werden, da dies eigentlich ein Fernbahnsystem ist. China will aus dem Transrapid langsamere Züge entwickeln, die dann um die 300 km/h fahren. Das Einsatzszenario wäre dann aber eher der Regionalverkehr. 

Noch ist aber unklar, wann und wo die erste TSB-Strecke entstehen wird. Max Bögl bleibt diplomatisch und lässt offen, ob das erste TSB-System in der Praxis in Deutschland oder China entsteht. Wer die deutsche Entwicklung beobachtet, wird aber feststellen, dass China mittlerweile beim TSB-Bau viel Vorsprung hatt. Eigentlich hatte der damalige CSU-Verkehrsminister Andreas Scheuer schon 2020 mit der Beauftragung von Studien begonnen, um eine Umsetzung sowohl allgemein, aber auch als TSB-People-Mover am Flughafen München zu prüfen.

Die Fertigstellung der Studien verzögerte sich jedoch. Statt einem Jahr dauerte die Fertigstellung fast zwei Jahre. Trotz vielversprechendem Ergebnis verschwand das Projekt München jedoch. Aktuell gibt es nur grobe Pläne für Berlin und Nürnberg, die allerdings bei weitem nicht so fortgeschritten sind wie die aufgegebenen und ausmodelierten Szenarien (inklusive Fahrweglängen, Weichen und angedachten Bahnhöfen) in München. 

In China wurden an der Teststrecke mehrere neue Verträge unterzeichnet. (Bildquelle: Max Bögl)
In China wurden an der Teststrecke mehrere neue Verträge unterzeichnet. (Bildquelle: Max Bögl)

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Autor: Andreas Sebayang,  4.08.2024 (Update:  4.08.2024)