Der Abo-Irrsinn: Wie viele Abos kann ein Mensch haben?
Ok, ich bin in einer Zeit aufgewachsen, in der man für etwas bezahlt und es anschließend auch besessen hat - das galt sogar für Software wie MS Office. Heute gehen die Hersteller einen anderen Weg und aus ihrer Sicht ergibt das auch durchaus Sinn, zumindest in Grenzen: Kunden werden für längere Zeit an den eigenen Produktkosmos gebunden und man hat ein regelmäßiges Einkommen.
Aber ich frage mich ernsthaft, ob diese Taktik den Unternehmen nicht irgendwann selbst auf die Füße fallen muss. Wie viele Abos ist ein Mensch bereit abzuschließen, vor allem zu den gegenwärtigen Preisen? Gleichzeitig versuchen diverse Anbieter den Kunden immer weiter auszuquetschen, gängeln sie mit immer mehr Werbung und bezahlpflichtigen Zusatzfeatures sowie verschieden teuren Bundles (Basic-Zugang, Premium-Zugang etc.).
Alleine das Vorgehen der Videostreaming-Anbieter ist einen eigenen Artikel wert. Konkurrierten vor einigen Jahren verschiedene Videotheken mit dem quasi gleichen Angebot um Kunden, muss man heute jeweils teure Abos bei verschiedenen Anbietern abschließen, möchte man Film X (Prime), Serie Y (Disney+) oder Serie Z (Netflix) sehen. Wer hat das Geld dafür? Bereits jetzt zeigt sich ein Wiedererstarken der Piraterieszene, vom gierigen Anbieterverhalten begünstigt.
Mittlerweile scheint es so, als benötigt man eine Buchhaltersoftware, um alle Abos im Auge zu behalten: Den Handyvertrag, Amazon Prime und vielleicht noch Netflix oder Disney+, dazu Spotify oder Apple Music, dann noch bezahlter Webseiten-Content bei Heise, Gamestar und Co, Office 365, ChatGPT oder MS Copilot, eventuell auch Adobe (z.B. Photoshop), jetzt auch noch ein Druckerabo – wie viele Abos bin ich bereit abzuschließen bevor ich allen Anbietern aus Reaktanz und Ärger darüber den Vogel zeige und mich lieber alternativen Angeboten (z.B. Open Source Software, doch einen Blue Ray Player) zuwende?
Der Druckerhersteller HP verknüpft seine neuen Modelle mittlerweile mit einem Patronenabo, damit Kunden mehr Geld für die Tintenpatronen von HP ausgeben, die Drucker selbst sind angeblich ein Minusgeschäft – das waren sie jedoch nicht immer! HP deaktiviert Drucker sogar aus der Ferne, wenn Patronen von Drittherstellern erkannt werden. Bei einem Drucker, den der Kunde gekauft hat!
Ich für meinen Teil werde mir lieber einen älteren Offline-Drucker holen, als mich derart gängeln zu lassen. Ich versuche so wenig wie möglich Abos abzuschließen, was mehr und mehr schwierig wird. Dafür suche ich vermehrt nach Open Source. Wenn die Hersteller weiter so übertreiben, werde mehr Menschen Abos aus dem Weg gehen, zum Leidwesen der Hersteller. Um die Verluste an Kunden zu kompensieren, werden die verbliebenen Nutzer wohl noch mehr Werbung und noch höhere Preise über sich ergehen lassen müssen. Ob das wohl der richtige Weg für die Anbieter ist?