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Breitbandatlas offenbart große Ost-West-Unterschiede beim Internetausbau

Die Telekom baut endlich großflächig Glasfaser aus (Bild: picture alliance/dpa)
Die Telekom baut endlich großflächig Glasfaser aus (Bild: picture alliance/dpa)
Der neue Breitbandatlas des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr zeichnet dieses Jahr wieder ein interessantes Bild über die Unterschiede beim Netzausbau zwischen West- und Ostdeutschland. Dabei gibt es allerdings auch einige Lichtblicke. So besitzt beispielsweise die Mehrheit der deutschen Haushalte mittlerweile einen buchbaren Gigabit-Anschluss.

Derzeit mangelt es kaum an Belegen dafür, wie schlecht und langsam das deutsche Internet im Vergleich zu anderen Industrienationen ist. So haben erst letzte Woche die offiziellen Statistiken von Steam belegt, dass Deutschland besonders im Vergleich mit Ländern wie der Schweiz oder Dänemark ziemlich schlecht da steht. Doch ein Fakt, der weniger bekannt ist, ist die Tatsache, dass es auch innerhalb von Deutschland einige große regionale Unterschiede gibt. Dies konnte der neue Breitbandatlas zum Stand Mitte 2021 belegen, der vor knapp zwei Wochen veröffentlicht wurde.

Dabei überrascht der Bericht zuerst mit einer eigentlich positiven Statistik. So sind mittlerweile bei 62,1 Prozent der Haushalte Gigabit-Tarife buchbar. Immerhin 89,6 Prozent kommen auf mindestens 100 Mbit/s. Wenn man bedenkt, dass Mitte 2018 der Anteil der Haushalte mit mindestens 100 Mbit/s noch bei 66 Prozent lag, zeigt sich hier ein klarer Fortschritt. Allerdings muss an der Stelle gesagt werden, dass man für frühere Zeitpunkte keine Daten findet, da man anscheinend Mitte 2017 beim Bundesministerium für Digitales und Verkehr der Ansicht war, dass 100 Mbit/s für Privatkunden nicht erhebenswert seien. Zu diesem Zeitpunkt waren in Spanien schon über 50 Prozent der Haushalte per Glasfaser an das Internet angebunden.

Entwicklung der Breitbandverfügbarkeit in Deutschland für ≥ 1.000 Mbit/s nach Technologien (Bild: Breitbandatlas/BMDV)
Entwicklung der Breitbandverfügbarkeit in Deutschland für ≥ 1.000 Mbit/s nach Technologien (Bild: Breitbandatlas/BMDV)

Nichts desto trotz kann man die größere Verbreitung von Gigabit-Anschlüssen als wichtigen Fortschritt anerkennen. Gerade wenn man bedenkt, dass Mitte 2019 erst 34,1 Prozent der Haushalte eine solche Geschwindigkeit buchen konnten. Gleichzeitig dürfte die Zahl den ein oder anderen Leser verwundern, da der großflächige Ausbau von Glasfaser gerade erst richtig an Fahrt aufnimmt. Dies wird auch durch die Statistiken des Breitbandatlas gestützt. So verfügten zuletzt lediglich 15,7 Prozent über einen Glasfaseranschluss. Immerhin ein plus von 5 Prozent gegenüber Mitte 2019.

Prozentualer Zuwachs der Breitbandverfügbarkeit ≥ 1.000 Mbit/s über alle Technologien im letzten Jahr auf Gemeindeebene (Bild: Breitbandatlas/BMDV)
Prozentualer Zuwachs der Breitbandverfügbarkeit ≥ 1.000 Mbit/s über alle Technologien im letzten Jahr auf Gemeindeebene (Bild: Breitbandatlas/BMDV)

Gerettet wird die Statistik durch die Kabelanschlüsse, die in den letzten Jahren von Vodafone und einigen Konkurrenten auf Docsis 3.1 umgerüstet wurden und somit an vielen Orten Gigabit-Geschwindigkeiten hergeben. Interessanterweise liefern die Karten des Berichts einen sehr guten Beleg für die Folgen der Übernahme von UnityMedia durch Vodafone. So haben UnityMedia bzw. eher der Mutterkonzern Liberty Global über Jahre kaum in den Ausbau von Docsis 3.1 im Kabelnetz investiert. An der Stelle hat jetzt Vodafone großflächig nachgeholfen, was zu großen Steigerungsraten der verfügbaren Gigabit-Anschlüsse in Baden-Württemberg, Hessen und Nordrhein-Westfalen geführt hat.

Gleichzeitig offenbart die deutsche Abhängigkeit vom Kabelnetz ein größeres Problem im Bezug auf die neuen Bundesländer. So wurden hier in DDR-Zeiten und nach der Wende viel weniger Kabelnetze verbaut, was heute dazu führt, dass sich die neuen Bundesländer teilweise mit großem Abstand die letzten Plätze im Ranking der Gigabit-Verfügbarkeit teilen. Lediglich Sachsen kann sich dank seines relativ hohen Glasfaseranteils von 20,6 Prozent noch einigermaßen gut behaupten. Damit ist der Freistaat beim Glasfaserausbau auch auf Platz 3, knapp hinter Schleswig-Holstein mit 31,7 Prozent. Lediglich Hamburg kann als Stadt und Bundesland mit 81,7 Prozent von sich behaupten, über ein gut ausgebautes Glasfasernetz zu verfügen.

Breitbandverfügbarkeit von ≥ 1.000 Mbit/s für Haushalte in Deutschland nach Bundesländern (Bild: Breitbandatlas/BMDV)
Breitbandverfügbarkeit von ≥ 1.000 Mbit/s für Haushalte in Deutschland nach Bundesländern (Bild: Breitbandatlas/BMDV)

Positiv ist anzumerken, dass das Förderprogramm der Bundesregierung anscheinend einen Beitrag dazu leistet, diese länderspezifischen Unterschiede langfristig zu beheben. Immerhin wurden zuletzt gerade in Ostdeutschland bei vielen Projektgebieten die Fördermittel endgültig bewilligt. Dabei muss betont werden, dass der Glasfaserausbau hier eigentlich auch entscheidender ist, als die aktuelle Verfügbarkeit von Gigabit via Kabel, da langfristig früher oder später auch Kabel veraltet sein wird und dann Länder mit einem hohen Glasfaseranteil besonders gut dastehen werden.

Das Kabelnetz ist im Osten deutlich weniger ausgebaut, als im Westen (Bild: Breitbandatlas/BMDV)
Das Kabelnetz ist im Osten deutlich weniger ausgebaut, als im Westen (Bild: Breitbandatlas/BMDV)
Mittlerweile kommen viele Fördermittel im in den Regionen mit schlechtem Internet an (Bild: Breitbandatlas/BMDV)
Mittlerweile kommen viele Fördermittel im in den Regionen mit schlechtem Internet an (Bild: Breitbandatlas/BMDV)

Zusammengefasst zeigt der neue Breitbandatlas sowohl Licht, als auch viele Schattenseiten des deutschen Internetausbaus. Kurzfristig dürften sich viele Kunden über den Ausbau des Kabelinternets durch Vodafone freuen. Gleichzeitig ist der Glasfaseranteil im Vergleich mit anderen europäischen Ländern geradezu peinlich niedrig. Zwar hat der Ausbau zuletzt deutlich an Tempo zugelegt, nichts desto trotz muss Deutschland hier noch deutlich schneller werden, wenn man in diesem Jahrzehnt mit einem flächendeckenden Glasfasernetz fertig werden möchte.

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Autor: Cornelius Wolff, 24.01.2022 (Update: 24.01.2022)