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Internetausbau: Eine Technologie rettet Deutschland laut Steam im internationalen Ranking

Glasfaser befindet sich in Deutschland gerade im Aufbau (Bild: picture alliance/dpa)
Glasfaser befindet sich in Deutschland gerade im Aufbau (Bild: picture alliance/dpa)
Laut den offiziellen Daten von Steam landet Deutschland im europäischen Vergleich im Bezug auf die Download-Geschwindigkeit im Mittelfeld. Dabei retten hauptsächlich eine Technologie und ein Anbieter die Platzierung Deutschlands. Spoiler: Es ist nicht Glasfaser und auch nicht die Deutsche Telekom.

Wie bei der Deutschen Bahn, dem Mobilfunknetz oder dem Wetter, ist es in Deutschland mittlerweile schon fast ein nationaler Sport geworden, sich über den schleppenden Glasfaserausbau zu beschweren. Und das in vielerlei Hinsicht auch zu Recht. So zeigt der Breitbandatlas (Stand Mitte 2021) des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr, dass aktuell gerade einmal 15,8 Prozent der Bevölkerung über einen Glasfaseranschluss verfügen. Damit ist Deutschland in Europa beinahe Schusslicht.

Nichts desto trotz zeigt eine Auswertung der von Steam veröffentlichten Download-Statistiken, dass Deutschland sich hier eher im Mittelfeld, als im unteren Drittel einordnet. So kommt Deutschland bei der Download-Geschwindigkeit im im 7-Tages-Durchschnitt (Stand 8.1.2022) auf 46,19 Mbit/s, womit sich das Land knapp hinter Frankreich und Bulgarien einordnet. Angeführt wird die Liste wie erwartet von Dänemark, wo die Nutzer im Schnitt mit 82,29 Mbit/s im Vergleich fast doppelt so schnell downloaden können. Von den deutschsprachigen Ländern führt die Schweiz die Liste mit stolzen 73,59 Mbit/s an, während sich Österreich mit 38,66 Mbit/s hinter Deutschland einordnen muss.

Das Ranking der Download-Geschwindigkeiten laut Steam in Europa
Das Ranking der Download-Geschwindigkeiten laut Steam in Europa

Doch woran liegt das, dass sich Deutschland hier, anders als beim Glasfaser-Ranking, nicht im letzten Drittel findet? Maßgeblich dafür verantwortlich dürfte das sehr große und mit DOCSIS 3.1 ausgebaute Kabel-Netz von Vodafone sein. In diesem sind vielerorts mittlerweile bis zu 1 Gbit/s im Download für den akzeptablen Preis von 50 Euro pro Monat buchbar.

Dieser Verdacht bestätigt sich auch mit einem Blick auf die Zahlen. So findet sich das Kabel-Netz von Vodafone mit durchschnittlichen 90 Mbit/s auf Platz 2 hinter dem reinen Glasfasernetz der Deutschen Glasfaser. Dabei ist Ersteres immerhin für 31,5 Prozent des Traffics verantwortlich, was den Durchschnitt schon deutlich nach oben zieht. Die Deutsche Telekom kommt mit ihrem Netz zwar auf einen Traffic-Anteil von 41,5 Prozent, wird mit durchschnittlich 35 Mbit/s aber deutlich von Vodafone abgehängt. Hier rächt es sich, dass der Konzern in den 2010er-Jahren hauptsächlich auf Vectoring gesetzt hat und erst in diesem Jahrzehnt mit dem Ausbau von Glasfaser begonnen hat.

Die Anbieter im Vergleich
Die Anbieter im Vergleich
Der Traffic-Anteil der einzelnen Anbieter
Der Traffic-Anteil der einzelnen Anbieter

Schweiz und Österreich

Mit Blick auf Österreich könnte es zu Beginn verwundern, dass sich Magenta Telekom als Tochter der Deutschen Telekom mit 59 Mbit/s deutlich besser schlägt. Sobald man allerdings realisiert, dass unter Magenta Telekom in Österreich auch ein großes Kabelnetz mit Docsis 3.1 und mit bis zu einem Gbit/s vermarktet wird, zeichnet sich ein ähnliches Bild wie in Deutschland. Nur dass die einzelnen Anbieter viel näher beieinander liegen und der Durchschnitt vom größten Anbieter "A1 Telekom Austria" mit 28,77 Mbit/s beinahe im Alleingang runter gezogen wird. Lediglich Hutchison Drei Austria kann diesen Wert mit 23,54 Mbit/s noch unterbieten.

Damit widersprechen sich die Daten von Steam etwas mit denen von Speedtest.net, denen zufolge A1 der führende Anbieter in Österreich in Sachen Geschwindigkeit ist. Dieser Umstand lässt sich eventuell dadurch erklären, dass A1 Telekom Austria und Hutchison Drei Austria ebenfalls Mobilfunknetzbetreiber sind und die Preise für unbegrenztes Datenvolumen in Österreich so niedrig sind, dass der ein oder andere Nutzer hierüber seine Spiele herunterlädt. Da Steam im Gegensatz zu Speedtest.net nicht nach Übertragungstechnologie differenziert, wird der Schnitt deutlich runter gezogen.

Die Anbieter in Österreich im Vergleich
Die Anbieter in Österreich im Vergleich
Die Anbieter in der Schweiz im Vergleich
Die Anbieter in der Schweiz im Vergleich

Wesentlich schneller geht es in der Schweiz zu. Dort kommt der langsamste Anbieter Sunrise immer noch auf eine durchschnittliche Download-Geschwindigkeit von 67 Mbit/s und die große Swisscom auf 74 Mbit/s. Gleichzeitig gilt auch hier wieder, dass es einige LTE/5G-Nutzer geben dürfte, die den Durchschnitt drücken. Nichts desto trotz zahlt sich in der Schweiz offensichtlich die Kombination aus günstigem Preis und großem Glasfasernetz aus.

Beschränkungen und Vorteile der Statistik

Die hier verwendeten Daten besitzen gegenüber anderen Auswertungen den Vorteil, dass bei Steam gemessen wird, was tatsächlich bei Kunden ankommt. Im Gegensatz dazu misst beispielsweise der Breitbandatlas, wie schnell die maximale theoretisch buchbare Geschwindigkeit ist. Letzterer Wert ist allerdings im Bezug auf die gesamte Marktsituation nicht vollständig aussagekräftig, da die Preisstruktur und der eigentliche Bedarf nicht miteinbezogen werden. So kostet beispielsweise bei der Deutschen Glasfaser der Tarif mit 1 GBit/s nach 12 Monaten stolze 90 Euro im Monat. Zum Vergleich: In Dänemark zahlt man für 1 GBit/s symmetrisch im Glasfasernetz gerade einmal 30 bis 40 Euro im Monat. 

249 dänische Kronen sind umgerechnet 33 Euro (Bild: Kazoom)
249 dänische Kronen sind umgerechnet 33 Euro (Bild: Kazoom)
Dagegen sind die Tarife der Deutschen Glasfaser deutlich teurer (Bild: Deutsche Glasfaser)
Dagegen sind die Tarife der Deutschen Glasfaser deutlich teurer (Bild: Deutsche Glasfaser)

Gleichzeitig werden die Daten durch das oben bereits genannte Phänomen verzerrt, da Nutzer bei entsprechend günstigen Preisen ihre Spiele auch per LTE/5G herunterladen können, was deutlich langsamer ist und in der Auswertung nicht herausgefiltert werden kann. Nichts desto trotz sind die Daten sehr interessant, weil sie einen genauen Einblick ermöglichen, wie die Erfahrung bei der Nutzung des Internets in verschiedenen Ländern ist.

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Autor: Cornelius Wolff,  9.01.2022 (Update:  9.01.2022)