Blaupunkt Ring: Smarter Ring mit Herzfrequenzmessung und weiteren Funktionen ausprobiert
Im Bereich der Wearables gibt es aktuell einen großen Trend: Smarte Ringe. Verschiedene Modelle werden insbesondere von asiatischen Herstellern schon angeboten, zudem buhlen auf Kickstarter unterschiedliche Hersteller um die Gunst der Kunden und Unterstützung. Mit Samsung hat ein großes Unternehmen ebenfalls eine Eigenentwicklung angekündigt. Der Blaupunkt Ring ist ebenfalls schon erhältlich und verspricht einen, der kleinste Schlaf-, Fitness- und Gesundheitstracker zu sein.
Hardware und Akku
Der Blaupunkt Ring ist mit rund 2,5 Gramm sehr leicht und wird in verschiedenen Größenversionen angeboten. Die Wahl der richtigen Größe ist dabei elementar wichtig, da nur so auch die Sensorik aufliegt und ein korrekter Halt gewährleistet wird. Ein entsprechendes Kit bietet Blaupunkt auch selbst an. Im Lieferumfang befindet sich neben dem eigentlichen Ring auch eine Ladestation, der Ring selbst hält an dieser magnetisch, die Ladestation bringt einen USB Typ C-Port mit. Angeboten wird das Modell in drei Farben, als Material soll auch Titan zum Einsatz kommen.
Während unseres mehrwöchigen Tests wurde der Ring nicht geschont und auch beim Händewaschen nicht abgenommen. Auch beim Krafttraining wurde der Ring nicht (stark) geschädigt, kleinere Kratzer hat der Ring allerdings abbekommen - diese sind aber nur beim genauen Hinsehen sichtbar. An der Haltbarkeit gibt es dementsprechend nichts zu bemängeln.
Blaupunkt setzt einen Akku mit Kapazität von zwischen 14,5 - 20,5 mAh Akku ein, welcher dementsprechend eine nur sehr geringe Kapazität mitbringt. Die nutzungsabhängige beworbene Akkulaufzeit von bis zu sieben Tagen können wir bestätigen: Geladen werden musste jeweils nach fünf Tagen. Allerdings wurden auch jeweils mehrere Aktivitäten durchgeführt. Bei solchen erfolgt die Herzfrequenzmessung dann mit deutlich höherer Frequenz als im normalen Betrieb.
Schrittzähler, Sauerstoffsättigung und Schlafanalyse
Die Zahl der gegangenen Schritte wird bei Aktivitäten - im Vergleich zur Garmin Fenix 6 Pro - mit großer Übereinstimmung aufgezeichnet. Bei einem isolierten Test über 200 Schritte ergab sich zur tatsächlich gegangenen Schrittanzahl eine Abweichung von einem Prozent, die Messung ist also genau. Zum Tracking der gegangenen Schritte ist das Modell dementsprechend gut geeignet.
Die optische Sensorik erlaubt die Messung der Sauerstoffsättigung des Bluts. Die Messwerte stimmen mit dem eines PM 100 überein - im Rahmen der Messgenauigkeit des PM 100. Uns waren nur physiologische Messwerte zugänglich, dementsprechend können wir die Messgenauigkeit im pathologischen (krankhaften oder zumindest abweichenden) Bereich nicht einschätzen.
Schwierig gestaltet sich die Bewertung der Schlafanalyse. Für eine fundierte Bewertung müssten wir im Prinzip die von dem Ring erfassten Werte mit denen von einem Schlaflabor oder im Rahmen einer kardiorespiratorischen Polygrafie erfassten Werte vergleichen. In unserem Test stimmten die Werte für die Einschlaf- und Aufwachzeiten mit der Realität überein. Da die Messung der Schritte ebenso wie die Bewegungen im Schlaf im Allgemeinen mit einem Beschleunigungssensor aufgezeichnet werden und Schritte zuverlässig erkannt werden, kann man ganz vorsichtig von einer grundsätzlich gegebenen Funktionsfähigkeit ausgehen. Mit einem Software-Update soll noch die automatische Überwachung der Sauerstoffsättigung im Schlaf hinzukommen, welche Atemaussetzer erkennen soll.
Herzfrequenzmessung
Der Funktionsumfang entspricht dem einfacherer Smartwatches - zumindest auf Sensor-Seite. Die Herzfrequenzmessung erfolgt außerhalb von sportlichen Aktivitäten alle halbe Stunde. Allzu genau erscheint uns diese Messungen nicht. Im Vergleich zu einer Garmin Fenix 6 Pro und einem Blutdruckmessgerät vom Typ RS4 von Omron waren die Messwerte häufig signifikant höher. Für die Ruheherzfrequenz ergab sich mehrmals eine Abweichung von über 20 Schlägen. Wichtig ist immer: Die optische Sensorik muss sich unbedingt “innen” befinden.
Deutlich besser stellt sich die Herzfrequenzmessung bei sportlichen Aktivitäten dar. Bei einer knapp einstündigen Laufeinheit ergaben sich in Bezug auf die durchschnittliche und maximale Herzfrequenz nur geringe Abweichungen, allerdings lassen sich mit dem Blaupunkt Ring keine schnellen Wechsel der Herzfrequenz erfassen. Die relativ langen, von der Fenix 6 Pro nicht angezeigten Phasen angeblich identischer Herzfrequenz legen nahe, dass entweder keine Messung erfolgen konnte und der letzte Messwert beibehalten wurde oder der Sensor träge agiert, also quasi im Sinne einer Hysterese erst bei einer signifikanten Änderung der Herzfrequenz auch einen neuen Messwert schreibt.
Das gleiche Verhalten zeigt der Blaupunkt Ring auch bei einer kürzeren Laufeinheit mit höherer Geschwindigkeit. Bei dem Schwellenlauf konnte der Ring die maximale Herzfrequenz auf den Punkt treffen, den Durchschnitt nur mit einer Abweichung von 10 Schlägen. Die präzise Messung der zurückgelegten Distanz benötigt ein gekoppeltes Smartphone, die Präzision ist dementsprechend dann von den Fähigkeiten des Smartphones abhängig.
App: Ordentlich, aber nicht extrem umfangreich
Getestet wurde mit der Android-Version der auch für iOS verfügbaren App. Diese bietet im Grundsatz eine übersichtliche Darstellung. Darstellen lässt sich etwa die Aktivität eines Tages, zudem lässt sich auch eine Wochenübersicht in Bezug auf die zurückgelegte Distanz, den Aktivitätsminuten und den verbrauchten Kalorien anzeigen. Die Zielerfüllung wird über mehrfarbige Ringe symbolisiert. Den Vergleich beispielsweise zu Garmin Connect hält die App nicht statt, beispielsweise fehlen längerfristige Auswertungen zur Zahl der absolvierten Aktivitäten oder die durchschnittliche erreichbare Geschwindigkeit. Fortschritte lassen sich so nicht einfach verfolgen.
Kein Ersatz für eine Smartwatch
Der Blaupunkt Ring ist ausschließlich ein Sensor. Das klingt auf den ersten Blick wie eine triviale Erkenntnis, hat aber weitreichende Implikationen. So ist der Ring kein Ersatz für eine Smartwatch. Benachrichtigungen kann der Blaupunkt Ring nicht anzeigen und auch etwa nicht für schnelle Antworten benutzt werden - selbiges gilt zudem für das Auslösen der Smartphone-Kamera. Auch wenn der Blaupunkt Ring deutlich kompakter als eine Smartwatch ist, kann dieser aufgrund der Position je nach Vorlieben und auch Tätigkeit stärker stören als eine Smartwatch - zumal der Ring aufgrund der notwendigen Sensorik nicht besonders filigran ist.
Fazit: Eingeschränkter Funktionsumfang
Der Blaupunkt Ring ist im Allgemeinen ein gelungenes Stück Hardware. Die Verarbeitung und der Funktionsumfang überzeugen, die Messung der Herzfrequenz erfolgt zumindest bei sportlichen Aktivitäten mit einer für nicht allzu ambitionierten Sportlern hinreichenden Genauigkeit. Eine vollständige Alternative zur Smartwatch stellt das System aufgrund des eingeschränkten Funktionsumfanges und auch den Einschränkungen bei der Herzfrequenzmessung aber nicht dar. Die verbesserungswürdige Herzfrequenzmessung ist insbesondere für Sportler nicht unkritisch.
Angeboten wird der Ring für einen Preis von knapp 200 Euro. Im Vergleich zu günstigeren Modellen direkt aus China stellt diesen einen recht hohen Preis dar. Im Vergleich zu anderen, auch hierzulande erhältlichen, smarten Ringen ist der Preis relativ günstig und auch in angesichts der Verarbeitungsqualität angemessen. An dieser Stelle müssen wir noch darauf hinweisen, dass wir ein funktional identisches Vorserien-Muster erhalten haben, welches allerdings eine leicht andere Farbe mitbringt.
Preis und Verfügbarkeit
Erhältlich ist der smarte Ring direkt beim Hersteller für einen Preis von 199 Euro und in drei Farbvarianten und mehreren Größen. Das Ringgrößen-Testkit kostet 10 Euro, dieser Betrag kann dann mit dem Kaufpreis verrechnet werden.
Transparenz
Die Auswahl der zu testenden Geräte erfolgt innerhalb der Redaktion. Das vorliegende Testmuster wurde dem Autor vom Hersteller oder einem Shop zu Testzwecken leihweise zur Verfügung gestellt. Eine Einflussnahme des Leihstellers auf den Testbericht gab es nicht, der Hersteller erhielt keine Version des Reviews vor der Veröffentlichung. Es bestand keine Verpflichtung zur Publikation. Unsere Reviews erfolgen stets ohne Gegenleistung oder Kompensationen. Als eigenständiges, unabhängiges Unternehmen unterliegt Notebookcheck keiner Diktion von Herstellern, Shops und Verlagen.
So testet Notebookcheck
Pro Jahr werden von Notebookcheck hunderte Laptops und Smartphones unabhängig in von uns standardisierten technischen Verfahren getestet, um eine Vergleichbarkeit aller Testergebnisse zu gewährleisten. Seit rund 20 Jahren entwickeln wir diese Testmethoden kontinuierlich weiter und setzen damit Branchenstandards. In unseren Testlaboren kommt ausschließlich hochwertiges Messequipment in die Hände erfahrener Techniker und Redakteure. Die Tests unterliegen einer mehrstufigen Kontrolle. Unsere komplexe Gesamtbewertung basiert auf hunderten fundierten Messergebnissen und Benchmarks, womit Ihnen Objektivität garantiert ist. Weitere Informationen zu unseren Testmethoden gibt es hier.