Benchmarkcheck: StarCraft II: Heart of the Swarm
Beschreibung
Gleich zu Beginn lässt der Entwickler keinen Zweifel an seinem Qualitätsanspruch. Blizzardtypisch stimmt das hochwertige Render-Intro ideal auf das bevorstehende Spiel ein. Nach einem bombastischen Luftkampf treten am Boden eines grau-braunen Planeten Unmengen von Zerg- und Terraner-Einheiten gegeneinander an. Schnitt, Sound und Bewegungen müssen sich nicht hinter einem richtigen Animationsfilm verstecken. Gekrönt wird das Intro vom Auftritt des Hauptcharakters. In Heart of the Swarm übernehmen wir die Rolle der Zerg, genauer gesagt deren (ehemaliger) Königin.
Wer das Hauptprogramm gespielt hat (wird zwingend benötigt), findet sich im Addon schnell zurecht. Nachdem Sarah Kerrigan am Ende von Wings of Liberty (Nichtkenner sollten den Satz überspringen) durch Jim Raynor gerettet und in ihre normale Gestalt zurückverwandelt wurde, muss sie in einer Art Gefängnis ihre Loyalität und ihre Fähigkeiten unter Beweis stellen. Der entsprechende Prolog bildet gleichzeitig das Tutorial. Dank der gelungenen Einführung, die zahlreiche Gameplay-Elemente vermittelt, kommen sowohl Anfänger als auch Serien-Liebhaber, die eine etwas längere Pause eingelegt haben, flott mit den Zerg zurecht.
Um die Spieler nicht zu überfordern, hat Blizzard die ersten Level recht linear gestaltet. In Kombination mit der cineastischen Inszenierung und dem hohen Actionanteil ergibt sich eine tolle Atmosphäre. Dazu tragen auch die exzellenten (englischen) Sprecher und die - teils orchestrale - Musikuntermalung bei. In den ersten ein bis zwei Stunden fühlt sich Heart of the Swarm nicht unbedingt wie ein reinrassiger Strategietitel, sondern eher wie eine moderne Action-Mischung an.
Doch keine Angst: Später öffnen sich die Level und man bekommt das klassische RTS-Felling mit Basisbau und Rohstoffförderung etc. geboten. Wie bei Wings of Liberty lockert Blizzard das Spielgeschehen mit allerlei Nebenmissionen und Überraschungen auf. Da hätten wir zum Beispiel einen Eisplaneten, dessen Stürme die Protoss-Gegner für eine Weile einfrieren und so zu leichten Zielen machen. Häufig hat der Spieler auch mit Zeitdruck zu kämpfen. Auf dem eben genannten Eisplaneten müssen wir in einer anderen Mission Protoss-Schiffe vom Erreichen mehrerer Portale abhalten.
Kurzum: Der Entwickler bemüht sich um Tempo und Abwechslung. Leerlauf sucht man vergebens. Je nach Schwierigkeitsgrad gestalten sich die Einsätze dabei mehr oder weniger heikel.
Wie von Blizzard gewohnt scheinen die Einheiten und Schwierigkeitsgrade gut aufeinander abgestimmt. Selbst als Laie wird man nicht gnadenlos überfordert. Heart of the Swarm führt den Spieler behutsam an die grundlegende Mechanik heran. Innerhalb der Missionen wird die Geschichte mit Kamerafahrten und animierten 3D-Portraits vermittelt. Letztere sind zwar etwas altmodisch, erfüllen aber ihren Zweck.
Apropos Geschichte: Obwohl Blizzard bei den Videosequenzen, die die verschiedenen Missionen verknüpfen, teils arg auf die »Emotionstube« drückt, hat uns das Storytelling prima gefallen. Im Gegensatz zu den (absichtlich humoristischen) Einspielern eines Command and Conquer wirken die Videos einigermaßen glaubhaft. Kerrigans Motive (vor allem Hass und Zorn) sind stets nachvollziehbar. Nach einem bestimmten Ereignis, das wir aus Spoiler-Gründen nicht näher erläutern möchten, will die hübsche Dame das Kommando über die Zerg zurückgewinnen.
Damit der Individualisierungs- und Rollenspielaspekt nicht zu kurz kommt, hat Blizzard erneut ein Basislager integriert, das wir zwischen den Einsätzen betreten. Während die Evolutionsgrube zum Verbessern der Einheiten dient (man kann sich jeweils für eins von mehreren Upgrades entscheiden) und spezielle Missionen bereithält, dürfen wir im Menü »Kerrigan« die Protagonistin optimieren.
Ab gewissen Rängen (wir steigen nach und nach im Level auf) schaltet das Spiel neue Fähigkeiten frei. Die Bandbreite reicht von passiven Boni wie mehr Leben bis hin zu aktiven Skills wie einem kinetischen Stoß. Durch den Talentbaum gewinnt Kerrigan an Profil und Individualität. Abgerundet wird das Paket von optionalen Gesprächen.
Benchmark
Wie bei Wings of Liberty führen wir die Geschwindigkeitsmessungen mit einer Challenge durch. Aufgrund des konstanten Ablaufs eignen sich die Intro-Videos in Spielgrafik ideal für GPU-Vergleiche. Statt »For the Swarm« verwenden wir jetzt die Challenge »Opening Gambit«, die – je nach Settings – mal anspruchsvoller und mal weniger anspruchsvoll ist.
Da die Bildwiederholrate bei effektreichen Schlachten mit dutzenden Einheiten gerne um 50 % oder noch stärker einbricht, sollten es in der rund 30-sekündigen Passage (siehe Video) mindestens 40 oder besser gleich 50 fps sein.
Settings
Trotz der nicht überragenden Polygonzahl und Texturqualität hinterlässt die Technik einen relativ guten Eindruck. Blizzard versteht es, der Grafik einen charmanten Comic-Touch zu verpassen, der gut über kleinere Schwächen hinwegtäuscht.
Super: Alle Einstellungen lassen sich direkt im Spiel vornehmen. Änderungen zwischen »Medium«, »High« und »Ultra« respektive »Extreme« werden ohne Murren übernommen. Lediglich ein Wechsel von oder zur Stufe »Low« erfordert einen Neustart des Spiels. Wer über die nötige Hardware-Power verfügt, sollte im Optionsmenü unbedingt »Antialias« anschalten, das für glättere Kanten sorgt. Die vertikale Synchronisation, welche störende Zeilenverschiebungen eliminiert, haben wir für die Tests abgeschaltet.
Ansonsten kann man im Grafikmenü noch die Auflösung, den Bildmodus (Fullscreen oder Fenster), die Bildwiederholfrequenz und den Gammawert anpassen. Fortgeschrittene Nutzer dürfen sich bei den Detaileinstellungen austoben. Unsere Screenshots zeigen deutlich, dass die Grafikqualität je nach Stufe sichtbar variiert. Besonders zwischen »Low« und »Medium« sind eklatante Bild- und Performance-Unterschiede erkennbar. Die Vorteile der Ultrastufe muss man dagegen oft mit der Lupe suchen.
Resultate
Besitzer schwächerer Notebooks dürfen aufatmen: Der Hardware-Hunger hält sich in Grenzen und orientiert sich stark am Hauptprogramm. Wer Wings of Liberty ordentlich spielen konnte, sollte auch mit Heart of the Swarm keine Probleme haben.
Generell gilt: Selbst mit einer lahmen Prozessor-GPU lässt sich der Titel zu einer anständigen Bildwiederholrate überreden. Während die HD Graphics 3000 nur minimale Details packt, sind mit der HD Graphics 4000 zuweilen auch normale Details spielbar – wenn auch nicht super flüssig. Für hohe Einstellungen sollte es dagegen mindestens eine GeForce GT 640M (1.366 x 768) oder eine GeForce GT 650M (1.600 x 900) sein, also ein Vertreter der oberen Mittelklasse. Wer das Addon mit 1.920 x 1.080 Pixeln und allen Reglern auf Anschlag konsumieren will, ist auf einen potentes High-End-Modell angewiesen (GeForce GTX 675M oder besser).
Insgesamt würden wir die Hardware-Anforderungen als moderat bezeichnen. Den Einfluss des Prozessors können wir an dieser Stelle noch nicht genau beurteilen, da die meisten Messungen mit einem Quad-Core aus Intels Ivy-Bridge-Generation entstanden sind. Niedrige Einstellungen deuten jedoch auf einen gewisse CPU-Lastigkeit hin.
Fazit
Für Anhänger des Echtzeit-Strategie-Genres ist Heart of the Swarm definitiv ein Pflichtkauf. Blizzard besinnt sich auf seine alte Stärke und liefert ein hochkarätiges Produkt ab, das mit Einfallsreichtum, Abwechslung und spielerischer Qualität glänzt. An der Inszenierung und der Präsentation können sich andere Entwickler ebenfalls ein Beispiel nehmen. Als Wermutstropfen bleibt lediglich die umstrittene Battlenet-Plattform, die manche Interessenten vom Kauf abhalten wird.
Testsysteme
Ein Großteil der Ergebnisse stammt von Geräten der Firma Schenker Notebooks (mysn.de):
- XMG P502 (Core i7-3610QM, GeForce GTX 660M, GTX 670M, GTX 675M(X), GTX 680M, Radeon HD 7970M & HD Graphics 4000)
- XMG A502 (Core i5-3360M, GeForce GT 650M)
- Xesia M501 (Core i7-2630QM, GeForce GT 630M & HD Graphics 3000)
- Jeweils mit 8 GByte DDR3-RAM (2x 4096 MByte @ 1600 MHz), 160 GByte SSD (Intel 320 Series) & Windows 7 Professional 64 Bit
Eingesetzte GPU-Treiber: Nvidia 314.14 Beta, AMD 13.2 Beta 7 & Intel 9.17.10.2932.