Benchmarkcheck: Alan Wake im Test
Der ungewöhnliche Action-Titel vom Max Payne-Erfinder Remedy ist definitiv kein Spiel für Jedermann. Im Gegensatz zu einem Call of Duty oder Battlefield kracht es nicht alle zwei Sekunden und es fliegt auch nicht alle fünf Meter ein Panzer oder ein Gebäude in die Luft. Der Third-Person-Thriller konzentriert sich vielmehr auf seine Story und die darin enthaltenen Charaktere.
Beschreibung
Die in Episoden erzählte Geschichte handelt von Alan Wake, einem – vorsichtig ausgedrückt – psychisch labilen Schriftsteller, der sich mit seiner Frau Alice einen Erholungsurlaub im malerischen Örtchen Bright Falls gönnt. Zu Spielbeginn wird schnell klar, dass mit dem Hauptcharakter nicht alles ganz in Ordnung ist. Bereits im ersten Kapitel erlebt man eine Traumsequenz, in der der Krimiautor vor einer unbekannten Macht flüchtet.
Im weiteren Spielverlauf mischt Remedy auf gekonnte Weise (vermeintliche) Real- mit düsteren Albtraumsequenzen. Dabei geht es durchaus actiongeladen zu. Der Clou: Die mysteriösen Verfolger nehmen nur Schaden, wenn Alan Wake sie genügend mit der Taschenlampe geblendet hat. Erst dann kann er sein Waffenarsenal (Revolver, Schrotflinte etc.) wirkungsvoll einsetzen. Nette Idee: Seine Gesundheit kann Alan in der Nähe von Lichtquellen regenerieren.
Stärken
Wie die beiden Max Payne-Teile begeistert Alan Wake mit einer tollen Atmosphäre. Das fängt schon bei der Lichtstimmung an: Während tagsüber hellblaue, gelbe und bräune Farbtöne dominieren, werden die Landschaften nachts in ein dunkelblaues bis schwarzes Kleid gehüllt (mit vereinzelten Leuchtquellen). Die Darstellung von Licht und Schatten ist Remdey wirklich gut gelungen, das Spiel zieht einen förmlich in den Monitor.
Doch nicht nur die Beleuchtung ist prima, auch die hohe Weitsicht imponiert ein ums andere Mal. Remedy hat wunderschöne Panoramen kreiert, die direkt von einer Postkarte stammen könnten. Da verzeiht man dem Spiel gern die teils leicht angestaubten Texturen und die nicht mehr ganz taufrischen Charaktermodelle (mäßige Gesichtsanimationen / relativ wenig Polygone).
Wer genau hinsieht und die Levels gründlich erforscht, entdeckt dafür nicht nur jede Menge Geheimnisse und zahlreiche Details, sondern auch diverse Anspielungen auf ältere Remedy-Werke. Gerade Max Payne-Kenner werden viele „Aha-Momente“ erleben. So findet man in Alans Wohnung neben einer Dose Painkiller auch Manuskriptseiten mit bekannten Zitaten („late goodbye“, „the sudden stop at the end“).
Die allgemein sehr düstere Stimmung und die häufigen Monologe sind ebenfalls ein Markenzeichen des Entwicklers. Durch die ständige Ungewissheit ("Was passiert hier eigentlich?", "Bin ich verrückt?", "Was ist real und was nicht?") gelingt es dem Spiel eine intensive Bedrohungssituation zu erschaffen, die an Verfolgungswahn grenzt. Atmosphärisch orientiert sich der Mystery-Thriller dabei an anderen Survival-Titeln wie Resident Evil oder Left 4 Dead. Die oftmalige Munitionsknappheit und die intelligent platzierten Script-Sequenzen tun ihr übriges, um den Spieler zu fesseln und ein Gefühl der Unterlegenheit hervorzurufen.
Schwächen
Leider sind die Action-Passagen relativ abwechslungsarm gestaltet. Obwohl die innovative Vorgehensweise (Gegner erst blenden, dann beschießen) frischen Wind ins Genre bringt, wiederholen sich die Kämpfe schnell. Alan Wake hält nicht sonderlich viele Treffer aus und es gibt keine freie Speicherfunktion. Wenn man den Dreh einmal raus hat, ermüden die Gefechte aber dennoch etwas. Hinzu kommen eine magere Gegnervielfalt und eine bescheidene KI. Gleiches gilt für die anfangs routinemäßigen Aufgaben, die nach dem Motto „laufe hier hin, laufe dort hin“ gestrickt sind. Die nicht ganz perfekte Bedienung und hohe Linearität einiger Passagen dürften auch manche Gamer stören.
Nichtsdestotrotz würden wir den Titel für Genre-Feunde weiterempfehlen. Remedy hat eine nervenaufreibende Story mit einem äußerst interessanten Hauptcharakter entworfen. Nur die wenigsten Konkurrenten erreichen bei der Erzählung ein ähnliches Qualitätsniveau (zum Beispiel L.A. Noire). Max Payne-Fans dürfen sich das Spiel wegen der vielen Rückbezüge und Parallelen sowieso nicht entgehen lassen. Auf einer Skala von 0 (total schlecht) bis 10 (super toll) würden wir nach unseren Erfahrungen eine gute 8 vergeben.
Benchmark
Doch nun zum eigentlichen Thema, wir sind ja schließlich kein Spielemagazin. Da die erste Albtraumpassage mit hübschen Kamerafahrten aufwartet, haben wir gleich den Anfang des Kapitels „Nightmare“ als Benchmark-Grundlage gewählt. Das Tool Fraps wurde jeweils ab dem Moment gestartet, wo man den Charakter nach vorne bewegen kann. Sobald Alan den kaputten Holzsteg herunter hüpft, beendeten wir die Aufzeichnung (Dauer: ~40 Sekunden). Das folgende Video illustriert die Benchmark-Sequenz genauer.
Settings
Die Konsolenvergangenheit merkt man dem Titel nur bedingt an. Das Spiel bietet nicht nur moderne Effekte wie SSAO, sondern auch diverse Grafikoptionen und drei unterschiedliche Presets (Low, Medium & High). Kantenglättung und anisotrope Filterung sind ebenfalls an Bord – keine Selbstverständlichkeit. Weiterer Pluspunkt: Man kann die Grafik direkt im Spiel regeln, ein externes Tool oder ein Neustart sind nicht nötig. Wer gerne die volle Kontrolle möchte, nutzt einfach den individuellen Reiter.
Für die Messungen kamen jeweils die drei Presets zum Einsatz. Während die Texturen mehr oder weniger identisch bleiben, lassen sich bei der Beleuchtung (vergleiche Bild 1 und 2) und bei der Distanzdarstellung (vergleiche Bild 2 und 3) deutliche Abweichungen erkennen. Im niedrigen Setting werden weit entfernte Objekte durch schwächer aufgelöste und oft verpixelte Varianten mit weniger Polygonen ersetzt (man beachte das Haus und die Berge im Hintergrund). Die fehlende anisotrope Filterung macht sich ebenfalls negativ bemerkbar.
In der mittleren Einstellung sieht Alan Wake recht manierlich aus, die komplette Atmosphärepackung gibt es jedoch erst mit dem hohen Preset. Überragend ist die Grafikqualität leider nie. Crysis 2 und Battlefield 3 enthalten teils erheblich schärfere Texturen.
Resultate
Für Alan Wake braucht es durchaus eine potente Notebook-Grafikkarte. Mit einer Einsteiger-GPU auf dem Level der HD Graphics 3000 können sie das Spiel gleich vergessen. Selbst beim Einsatz der niedrigen Voreinstellung liegen Low-End-Modelle im Bereich von 10 fps (1024 x 768). Midrange-Grafikkarten wie die GeForce GT 630M kommen hingegen passabel mit dem niedrigen Preset zurecht.
1366 x 768 Bildpunkte und die mittlere Qualitätsstufe werden erst von einer Radeon HD 6770M oder GeForce GT 555M ordentlich geschultert. Maximale Details und 1920 x 1080 Bildpunkte laufen sogar nur auf absoluten High-End-Grafikkarten wie der Radeon HD 6970M flüssig.
Fazit
Insgesamt bewegen sich die Hardware-Anforderungen über dem Durchschnitt. Viele Multimedia-Notebooks gelangen an ihre Grenzen, auch so manches Desktop-Replacement tut sich schwer. Damit Alan Wake optisch eine gute Figur macht, sollte mindestens eine Grafikkarte der oberen Mittelklasse im Notebook stecken. Inhaltlich hat uns der Titel eine Menge Freude bereitet, der Mystery-Thriller hebt sich dank der kreativen Erzählweise angenehm vom Action-Einerlei ab. Falls Remedy einen Nachfolger entwickelt, wäre jedoch mehr Abwechslung recht – insbesondere bei den Kämpfen.
Testsysteme
Vielen Dank an die Firma Schenker-Notebooks (mysn.de), die uns mit mehreren Geräten versorgt hat:
- Schenker XMG P501 (Core i7-2630QM, GeForce GTX 560M, GTX 580M, Radeon HD 6970M & HD 6990M, 8 GB RAM)
- Schenker XMG A501 (Core i7-2630QM, HD Graphics 3000 & GeForce GT 555M, 8 GB RAM)
- Schenker Xesia M501 (Core i7-2630QM, GeForce GT 630M, 4 GB RAM)
Folgende Geräte waren ebenfalls an den Benchmarks beteiligt:
- Acer TravelMate 7740G (Core i5-430M, Radeon HD 5650M, 4 GB RAM)
- Asus UL50VF (Core 2 Duo SU7300 OC, GeForce G210M, 4 GB RAM)
Mit Ausnahme des UL50VF (ForceWare 295.51) und des Xesia M501 (ForceWare 285.90) verwendeten wir als GPU-Treiber jeweils die ForceWare 285.62 respektive den Catalyst 12.1.
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