BYD, der weltgrößte Hersteller von Elektrofahrzeugen, plant offenbar den Bau einer neuen Fabrik in Deutschland, um durch lokale Produktion europäische Zölle zu umgehen. Falls genehmigt, wäre dies die dritte BYD-Fabrik in Europa, nach den Standorten in Ungarn und der Türkei, die zusammen eine Kapazität von 500.000 Fahrzeugen pro Jahr haben werden.
Hintergrund ist, dass Europa die Zölle auf chinesische Autoimporte wegen angeblich illegaler staatlicher Subventionen auf bis zu 35 Prozent erhöht hat - zusätzlich zu den bereits bestehenden 10 Prozent. Dennoch hat BYD seine Exporte nach Europa weiter gesteigert und sein Modellportfolio erweitert. Als vertikal integrierter Hersteller produziert BYD seine eigenen Batterien und kann daher trotz der Zölle wettbewerbsfähige Preise anbieten.
Trotz Herausforderungen wie Produktivitätsproblemen, hohen Arbeits- und Energiekosten in Deutschland hat BYD das Land offenbar als Top-Standort gewählt, um die Markenbekanntheit bei europäischen Kunden zu steigern. Chinesische Vertreter haben bereits zur Schließung vorgesehene VW-Werke besucht, möglicherweise mit dem Ziel, die vorhandene Infrastruktur und die qualifizierten Arbeitskräfte zu übernehmen.
Sollte die BYD-Fabrik in Deutschland Realität werden, würde der weltgrößte Elektroautohersteller in direkte Konkurrenz zu Tesla treten, das bereits eine Gigafactory in der Nähe von Berlin betreibt. Diese Fabrik ist unter anderem für die komplexe Umstellung der Produktionslinien und die Steigerung der Produktion des neuen Model Y Juniper Facelift verantwortlich - dem Nachfolger des meistverkauften Autos der Welt, das weltweit in vier Gigafactories gleichzeitig vom Band läuft.
Tesla hält Lohnzahlungen zurück - wegen gehäufter Krankmeldungen
Allerdings hat Tesla in der Berliner Gigafactory derzeit wohl Probleme mit der Arbeitsmoral. Die Krankmeldungspolitik des Unternehmens hat offenbar dazu geführt, dass Zahlungen an Mitarbeiter, deren Krankmeldungen als fragwürdig eingestuft wurden, ausgesetzt wurden. Tesla hat die Zahl der in letzter Zeit eingereichten Krankmeldungen als ungewöhnlich hoch bezeichnet, insbesondere während der Umstellung der Produktion auf das Model Y.
Das Unternehmen forderte die Beschäftigten auf, "ihre Ärzte von der Schweigepflicht zu entbinden" und ihre Vorgesetzten über die genauen Gründe ihrer Arbeitsunfähigkeit zu informieren. Dies hat erwartungsgemäß zu Gegenreaktionen geführt, da die Einstellung der Lohnfortzahlung für krankgeschriebene Mitarbeiter nach deutschem Recht unzulässig ist. Tesla versucht dies zu umgehen, indem es vorgibt, lediglich Überzahlungen aus früheren Krankmeldungen einzubehalten.
Die Verkaufszahlen von Tesla in Europa - und insbesondere in Deutschland - sind vor dem Produktionsstart des Model Y Juniper stark eingebrochen. Im nächsten Quartal wird sich zeigen, ob dies auf die umstrittenen politischen Aktivitäten von Elon Musk zurückzuführen ist oder darauf, dass potenzielle Käufer auf das neue Model Y warten.