Ausprobiert: Die eigene DSLR oder Actioncam mit der Razer Ripsaw X in eine Webcam verwandeln
Razer hat uns leihweise ein Exemplar seiner nur feuerzeuggroßen USB Capture Card Razer Ripsaw X (Herstellerlink) zum Ausprobieren zur Verfügung gestellt. Also lege ich gleich los, schließlich will ich meine in Sachen Bildqualität noch immer meilenweit allen Billigwebcams überlegene DSLR Canon EOS 550D mit der Ripsaw X in eine gute Webcam verwandeln.
Die Ripsaw X verfügt über einen USB-A-3.0-Ausgang zum Anschluss an den PC und einen HDMI-2.0-Eingang zum Anschluss jedweder HDMI-Geräte. Meine DSRL hat nur einen miniHDMI-Port. Glücklicherweise müsste ich noch ein entsprechendes Kabel von miniHDMI auf HDMI herumzuliegen haben - müsste. Aber nach Jahren ohne Einsatzzweck ist es unauffindbar - zumindest vorerst. Zwei Tage später kommt das daraufhin bestellt Kabel (knapp unter 10 Euro auf Amazon) an und es kann weitergehen.
Zum Glück ist die Ripsaw Plug and Play, ein Installieren von Software ist nicht nötig. Mit dem Kabel wird die Kamera mit der Ripsaw X verbunden, Letztere wandert per USB-A-Port in den PC. Jetzt noch OBS öffnen und die Kamera anschalten, das Kamerarädchen auf den Filmmodus setzen und voila! Endlich sehe ich das Bild der Kamera und habe alle Einstellungsmöglichkeiten, die ich an ihr so schätze für meine neue Webcam. Das Bild ist toll, mit genau der Schärfentiefe die ich möchte und einstelle. Natürlich gibt es ein paar Dinge zu beachten und leider auch einige Schwierigkeiten.
Zunächst ist da das Gewicht der DSLR, je nach gewünschter Position muss auch noch ein Befestigungssystem her, so einfach wie eine externe Webcam lässt sie sich nicht an den Monitor klemmen, das dürfte bei einer kleinen Actioncam leichter sein. Ein kleines Stativ löst das kleine Problem.
Wesentlich ärgerlicher ist jedoch, dass ich Informationen und auch graue Ränder von dem Kamerabildschirm nun auch auf meinem Stream sehe. Die Infos sind schnell entfernt, allerdings bleiben die Ränder, was verschmerzbar ist, aber leider auch das in meiner Kamera nicht abschaltbare Fokusviereck, welches sich lediglich frei auf dem Bildschirm verschieben lässt aber immer präsent ist.Meine alte DSLR gibt nämlich kein "clean HDMI"-Signal aus, sondern nur das Signal vom Bildschirm der Kamera.
Natürlich gibt die Ripsaw X die HDMI-Quelle unverändert wieder und hier sollte jeder Nutzer im Vorfeld überprüfen, ob sich bei der zur Benutzung vorgesehenen Kamera auch alle eigenen Overlays und Informationen ausblenden lassen. So habe ich keine Option gefunden, um mein störendes Fokusviereck auszublenden.
Ein weiterer Nachteil des Setups ist die Stromversorgung und Hitzeentwicklung, schließlich sind weder die DSLR selbst als auch deren Akku für eine Dauer-Videoaufnahme ausgelegt. Für längere Streamingsessions bräuchte man eine stationäre Stromversorgung, was die Haltbarkeit des Akkus herabsetzen dürfte, zudem können DSLRs im Video-Dauerbetrieb recht heiß werden, Actioncams dürften hier weniger Probleme haben.
Apropo Actioncam. Meine GoPro 8 Black ließ sich nicht zu einem Zusammenspiel mit der Capture Card überreden. Auch ein an den USB-C-Port angeschlossener Hub mit HDMI-Eingang bringt da nichts, denn GoPro möchte unbedingt seine Kameramods verkaufen. Um die Hero 8 als Webcam lauffähig zu machen braucht sie zusätzlich die Media Mod für etwa 80 Euro. Gut, dafür kann die Razer Ripsaw auch nichts, aber Nutzer sollten sich vor dem Kauf unbedingt ihr Videogerät anschauen und überprüfen, ob es auch ein Clean-HDMI-Signal liefern kann.
Die Einsatzzwecke von USB Capture Cards sind vielseitig. Razer betont bei der Ripsaw X zwar ausschließlich ihre Funktionalität als Webcam-Streaming-Device, aber theoretisch kann man per HDMI-Eingang genauso gut das Signal von einem zweiten Computer aufnehmen und beispielsweise Games streamen. Gedacht und ausprobiert:
Ein vor Ort liegender Testrechner (Test zum Schenker XMG Apex 15) wurde per HDMI-Kabel mit der Ripsaw X verbunden und Witcher 3 gestartet. Und siehe da, wir haben ein Bild und...hoppla, was ist das denn? Zuerst nehmen wir Bildflackern wahr, der Stream produziert Zwischenbilder, kommen die vom Desktop?
Plötzlich verschiebt sich auch noch das ganze Bild, wandert stetig hinfort und wir sehen beispielsweise den oberen Bildrand nun ganz unten oder den linken rechts auftauchen. Ob wirklich die Ripsaw X für die Bildfehler verantwortlich ist, ist nicht ganz klar, aber womöglich bewirbt Razer die Capture Card nicht umsonst nur als DSLR/Actioncam/Camcorder-Webcam und nicht als universelles HDMI-Capture-Gerät.
Zwischenfazit
Die Razer Ripsaw X ist eine angenehm kleine HDMI-Capture-Card für Kameras. Potentiell lässt sich damit wirklich jede Kamera als Webcam nutzen und so von einer deutlich besseren Bildqualität profitieren als es aktuelle Webcams bieten können.
Aber man sollte vorher gut planen welche Kameras man für den Stream verwenden möchte und ob das jeweilige Modell wirklich dafür geeignet ist. Denn die Ripsaw X benötigt möglichst ein Clean-HDMI-Signal, andernfalls kann das Bild mit Informationen oder anderen unerwünschten Overlays überlagert werden. Man bekommt somit doch nicht jedwede alte Kamera mit HDMI-Ausgang wirklich fit für den PC.
Zum Streamen eines Signals von einem anderen PC, beispielsweise beim Streamen von Games, gibt es zudem Bildprobleme, ob das wirklich an der Ripsaw liegt, lässt sich aufgrund des kurzen Testzeitraums schlecht sagen, womöglich ist dies einfach nicht ihr Einsatzzweck.
Preis und Verfügbarkeit
Ganz preiswert ist die Ripsaw X auch nicht. Während man auf diversen Online-Verkaufportale Capture Cards mit 1080p-Ausgang und zweifelhafter Qualität schon ab 12 Euro findet, muss man für eine 4K-Ausgabe wie bei der Ripsaw X schon deutlich tiefer in die Tasche greifen. Der Hersteller ruft für seine Capture Card rund 140 Euro auf, preiswerter listet sie derzeit auch kein Preivergleichsportal auf, bei Amazon kostet sie ebenfalls 140 Euro, bei einige anderen Portalen wird gar mehr aufgerufen.