Audi Edge Cloud 4: Autohersteller krempelt Produktion um und erprobt revolutionären IT-Ansatz für modulare Montage
Zentral statt dezentral klingt für viele IT-Bereiche zunächst ziemlich altmodisch. Seit einiger Zeit ist allerdings immer häufiger der Begriff "Edge Cloud" zu hören. Als digitales Produktionssystem soll Edge Cloud die Automatisation in Fabriken revolutionieren. Vielversprechende Industrie-4.0-Ansätze dazu gibt es viele. Wie beispielsweise die Fraunhofer Edge Cloud für die Steuerung der smarten Produktion. Audi erprobt seine eigene lokalen Serverlösung "Edge Cloud 4 Production" jetzt im Audi Production Lab (P-Lab) Böllinger Höfe.
Im Audi Production Lab in Gaimersheim, nahe dem Audi-Werk Ingolstadt, untersuchen und prüfen rund 30 Mitarbeitende, welche vielversprechenden Technologien das Potenzial für die Großserie haben, die noch nicht in der Serienproduktion eingesetzt werden. Mit Edge Cloud 4 setzt Audi für die Autofertigung auf einen zentralen, statt dezentralen Ansatz, mit lokalen Servern, statt hunderter Industrie-PCs, und Software statt Hardware. Mit der lokalen Serverlösung Edge Cloud 4 leitet Audi damit eine Revolution in der automatisierten Autoproduktion ein.
Nach erfolgreicher Erprobung im Audi P-Lab steuern künftig drei lokale Server die Werkerführung in den Böllinger Höfen bei Neckarsulm. Dort teilen sich Audi e-tron GT quattro und Audi R8 eine Montagelinie. Die dort gefertigten Kleinserien der sportlichen Audi-Flitzer eignen sich besonders, um Projekte aus dem P-Lab zu testen und für die Großserie zu erproben. Bei Audis Edge Cloud 4 übernehmen wenige zentrale und lokale Server die Arbeit der heute mehr als 10.000 teuren Industrie-PCs beim Autobauer.
Mit der Edge-Cloud-Serverlösung lassen sich in der Audi Smart Factory notwendige Software-Rollouts, Betriebssystemwechsel und IT-Aufgaben optimieren. So braucht die gewaltige Zahl der bislang genutzten Industrie-PCs nicht nur enorm viel Energie, sondern auch viele Kilometer Kabel und kann während Updates durchschnittlich eine dreiviertel Stunde nicht genutzt werden. Wie Gerd Walker, Vorstand Produktion und Logistik bei Audi betont, braucht der Autobauer künftig für neue Funktionen nicht gleich auch neue Hardware, sondern erweitert die Software. "Das ist der entscheidende Schritt zu einer IT-basierten Produktion", so Walker.
Audi erprobt auch die Steuerung über ein 5G-Funknetz. Die beiden Rechenzentren im Werk Neckarsulm sind für eine spätere Autoproduktion in der Serie vorgesehen. Ein Glasfaserkabel verbindet sie mit den Böllinger Höfen. 5G wird laut Henning Löser, dem Chef des Audi Production Labs, in einem zweiten Schritt relevant. Bisher sind in allen FTS (Fahrerlose Transportsysteme) bei Audi eigene Rechner installiert. Auch fürs FTS sind Sicherheitsupdates und neue Betriebssysteme mit hohem Aufwand verbunden. Hier soll ein schnelles und hochverfügbares 5G-Netz Audi bei der Steuerung in der Smart Factory einen großen Schritt voran bringen.