Apollo Lake: Kaby Lake für Einsteiger – im Praxistest
Die Prozessoren, die mit den Namen Pentium, Celeron oder Atom von Intel versehen werden, sind traditionell die Prozessoren, die eher die untere Einstiegsklasse ansprechen sollen. So auch die neue Generation dieser Prozessoren, welche mit dem Namen Apollo Lake einher kommt. Da diese Prozessoren eine Menge Neuerungen mitbringen, lohnt es sich, diese einmal näher zu betrachten und auch in Alltagsanwendungen auf Herz und Nieren zu testen.
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Details
Modellübersicht
Bisher hat Intel 2 Pentium-Prozessoren und 4 Celeron-Prozessoren veröffentlicht, welche auch schon in Endprodukten, wie z.B. dem Acer ES 15, den wir für diesen Test nutzen werden, verfügbar sind. Des weiteren hat Intel auch 3 Intel Atom Prozessoren angekündigt, welche allerdings noch nicht verfügbar sind, obwohl Intel diese eigendlich schon im vierten Quartal 2016 releasen wollte. Daran wird sich vermutlich aber noch in kurzer Zeit was ändern wird.
Diese Prozessoren sind aufgrund des relativ geringen Preises und der sehr niedrigen Verlustleistung entweder für den Einsteiger- oder für den Ultrabook-/Tabletmarkt interessant, da sie keine aufwendige Kühlung benötigen.
Natürlich gibt es innerhalb von Apollo-Lake nochmal verschiedene Abstufungen. Diese kann man zuerst an den Namen unterscheiden. So stehen die Pentium-Prozessoren (Pentium J4205, N4200) für die Topausbaustufe der Generation, was man an Taktung, Preis und der verbauten Intel HD Graphics 505 erkennen kann, bei der es sich um die beste, der integrierten Grafikkarten handelt. Die neuen Celeron-Prozessoren (Celeron J3455, J3355, N3350 und N3450) unterscheiden sich hauptsächlich von den Pentium-Prozessoren durch die schwächere integrierte Grafikkarte, die Intel HD Graphics 500, die hier verbaut wurde. Dies schlägt sich auch auf den Preis nieder, der stolze 60 Dollar unter denen der Pentium-Prozessoren liegt. Bei den Prozessoren Intel Atom x7-E3950, x5-E3940 und x5-E3930 handelt es sich um die schwächsten Prozessoren die Intel aktuell im Angebot hat, was sich durch die niedrigeren Taktraten und der Intel HD Graphics 500 auszeichnet. Die meisten der Prozessoren werden sich vermutlich in Low-end-Notebooks finden lassen, da sich nur der Intel Atom x5-E3930 und die Celeron-Prozessoren, dank ihres geringen TDP von nur 6 Watt, für den Einbau in passiv gekühlte Tablets eignen.
Neuerungen
Bei Apollo-Lake wurde 2016 zum ersten mal seit nun schon einigen Jahren eine komplett neue Architektur für die Atom-, Celeron- und Pentium-Prozessoren von Intel eingeführt. Zuvor begnügte sich der Hersteller mit minimalen Verbesserung der Performance und Effizienz von Generation zu Generation. Die neue Architektur führt, im Vergleich zu den vorangegangenen Performancesteigerungen, zu einem regelrechten Performancesprung von bis zu 30 Prozent im Vergleich zur Vorgängergeneration.
An der Fertigung hat sich im Vergleich zur Vorgängergeneration nichts geändert. Die Chips werden immer noch, wie auch Skylake und Kaby Lake, im 14nm-FinFET-Verfahren gefertigt. Doch während Intel seine neuen Pentium-Prozessoren für den Desktopmarkt, die auf der Kaby-Lake-Architektur basieren, mit Hyperthreading ausstattet, bleibt dieses Feature für die Notebookversionen erstmal noch aus. Intel zufolge hat man bei der Entwicklung der neuen Prozessoren einen besonderen Fokus auf die Verbesserung der Grafikeinheit gelegt. So wird bei allen Modellen jetzt entweder die Intel HD Graphics 505 oder 500 verbaut. Dies sorgt dafür, dass jetzt alle Modelle der neueste Generation die Wiedergabe von 4k-Material bei 60hz (über Displayport 1.2) unterstützen. Eine Neuerung, da die Vorgängergeneration nur Displayport 1.1 (4k@30hz) unterstützte. Insgesamt kann man sagen, dass Intel bei den integrierten Grafikkarten die größten Fortschritte in den letzten Jahren gemacht hat. So mussten die Prozessoren, die auf der Silvermont-Architektur basierten und im Jahr 2014 heraus kamen, noch mit einer integrierten Grafik zurecht kommen die nur 4 EUs hatten, während die neuen Modelle mit bis zu 18 EUs (Modellabhängig) ausgeliefert werden. Was das in der Praxis für Auswirkungen hat, wird im folgenden geklärt.
Testmodell
Getestet wird die neue Architektur auf einem Acer Aspire ES 15 (einen ausführlichen Test finden sie hier), der von einem Intel Pentium N4200 befeuert wird und mit einer HDD-Festplatte und 8 GB RAM ausgeliefert wird. Softwareseitig kommt Windows 10 Home 64-bit zum Einsatz.
Vergleiche werden mit Modellen der Vorgängergeneration gemacht, die in einem ähnlichen Preissegment angesiedelt sind. Hinzu kommen Vergleiche mit sowohl High-, als auch Low-End-Prozessoren der Intel-Ix-Serie um die Leistung besser einordnen zu können. Die Werte werden aus unserer bereits bestehenden Datenbank aus Benchmarks und Reviews gezogen. Nähere Details zu den jeweiligen Geräten entnehmen sie bitte den dazu verlinkten Reviews oder Artikeln.
Benchmark-Vergleiche
CPU-Performance
Auch bei der CPU-Performance hat sich überdurchschnittlich viel getan. So ist es bei Intel eigentlich schon seit einigen Jahren normal, dass sich neue Generationen bestenfalls um ein paar Prozentpunkte von den Vorgängergenerationen abheben. Um eine bessere Einordnung der Leistung zu ermöglichen haben wir das aktuelle Standart-High-end-Modell, den Intel Core i7-7700HQ, noch in den Vergleich eingebunden. Verglichen werden der im Testgeräte verbaute Intel Pentium N4200 und der Intel Pentium N3710, welcher im Acer Travelmate B117-M-P16Q verbaut ist.
Cinebench R15 | |
CPU Single 64Bit | |
Intel Core i7-7700HQ | |
Intel Core i3-4010U | |
Intel Pentium N4200 | |
Intel Pentium N3710 | |
CPU Multi 64Bit | |
Intel Core i7-7700HQ | |
Intel Pentium N4200 | |
Intel Core i3-4010U | |
Intel Pentium N3710 |
Die Benchmarks zeigen, dass sich die neue Generation deutlich mehr von der Vorgängergeneration absetzen kann, als dies in den letzten Jahren häufig der Fall war. So wird das Vorgängermodell im Single-Core um fast 30 Prozent geschlagen, was durchaus beeindruckend ist. Im Multi-Core-Benchmark ist der Fortschritt zwar mit 10 Prozent nicht so groß wie im Single-Core, bleibt aber dennoch durchaus nennenswert. Mit diesen Ergebnissen ordnet sich die hier getestet CPU ungefähr auf dem Niveau des im Jahr 2013 veröffentlichen Intel Core i3-4010u ein.
GPU-Performance
Intel verbaut in seinen neuen Low-end-Prozessoren zwei verschiedene Grafikeinheiten. Hier sind diese nochmal mit Spezifikationen aufgelistet:
- Intel HD Graphics 500: 12 EUs, bis zu 700Mhz
- Intel HD Graphics 505: 18 EUs, bia zu 750Mhz
Während sich die Intel HD Graphics 500 hauptsächlich in den günstigeren Grafikkarten der Intel-Celeron und Intel-Atom-Prozessoren findet, bleibt die Topausbaustufe der Architektur den Intel-Pentium-Modellen vorbehalten. Insgesamt zeigt sich bei den neuen integrierten Grafikkarten deutlich, wieso Intel diese besonders beworben hat. Wenn man nämlich einen Vergleich zu den integrierten Grafikkarten vorangegangener Generationen heranzieht, so sieht man, dass Intel in den letzten Jahren wirklich deutlich erkennbare Fortschritte auf dem Gebiet gemacht hat. Zwar kommen die Chips in Sachen GPU-Performance noch bei weitem nicht an eine dedizierte Grafikkarte von z.B. Nvidia heran, aber dennoch können sich die Fortschritte sehen lassen. Als weiteren Vergleichswert haben wir noch die integrierte Grafikkarte des Intel Core i7-7700HQ (Intel HD Graphics 630) eingebunden.
3DMark 11 - 1280x720 Performance Combined | |
Intel HD Graphics 630 | |
Intel HD Graphics 505 | |
Intel HD Graphics (Bay Trail) |
Die Benchmarks zeigen, dass sich die Performance der integrierten Grafikkarten in den letzten 3 Jahren im Low-end-Bereich mehr als verdoppelt hat. Hier macht sich der Fortschritt von Intel in den letzten Jahren bezahlt. Man muss allerdings nochmal sagen, dass die integrierten Grafikkarten von Intel immer noch weniger Performance als die Modelle von AMD liefern. Dies kann sich Intel allerdings erlauben, da AMD aufgrund von zu hoher Abwärme im Moment keine Konkurrenz im Notebookmarkt darstellt.
Praxisperformance
Natürlich darf man von CPUs, die das Einstiegssegment im Fokus haben, nicht erwarten, dass man auf solchen Systemen exzessives Multitasking betreiben oder das man die neusten Spiele in Ultra-Details und in Full-HD laufen lassen kann. Dies hat sich auch im Praxistest gezeigt (getestet wurde auf einem Acer Aspire ES 15 mit einem Intel Pentium N4200). So war es ohne Einschränkungen möglich eine Präsentation zu bearbeiten, parallel dazu noch einige Tabs in Firefox offen zu haben und zusätzlich noch Musik zu hören. Auch Videos in Full HD oder gar in 4k (dank neuem Support der integrierten Grafikkarte) wurden problemlos abgespielt, auch wenn die Kühlung der CPU mit integrierter Grafikkarte bei 4k-Content schon deutlich aufdrehen musste.
Bei der Ausführung von einem Bildbearbeitungsprogramm (z.B. Gimp, Photoshop) müssen bei der Nutzung von Apollo-Lake-Prozessoren die ersten Abstriche gemacht werden. So vergehen gelegentlich mal einige Sekunden vom Drücken eines Button bis zur tatsächlichen Ausführung. Dies mag zwar nicht besonders tragisch klingen, kann den Workflow aber teilweise erhebliche unterbrechen. Bleibt kaum noch hinzu zu fügen, dass sich die Nutzung eines Videoschnittprogramms als reine Nervenarbeit bezeichnen lässt und die Prozessoren von Apollo-lake absolut ungeeignet sind für solche arbeiten. Wer plant auf seinem Gerät mit Apollo-Lake-Prozessor gelegentlich auch mal Spiele zu spielen, sollte sich ebenfalls mit grafisch anspruchslosen Spielen zufrieden geben.
Gaming
Im Test auf dem Acer Aspire ES 15 waren selbst bei einem Spiel wie League of Legends oder Dota 2 auf niedrigen Einstellungen und Full-HD-Auflösung nur durchschnittlich 41 Bilder/Sekunde bzw. 32 Bilder/Sekunde möglich. Dies ist zwar für ein MOBA im akzeptablen Bereich, allerdings sieht das Spiel auch nicht besonders gut aus. Wer Egoshooter spielen will, sollte sich von vorne herein nach einem teureren Gerät umschauen, da selbst das grafisch nicht besonders ambitionierte aber beliebte Counter Strike: Global Offensive auf niedrigsten Einstellungen und einer Auflösung von 1024x768 Pixel nur mit durchschnittlich 35 Bilder/Sekunde über den Bildschirm ruckelt. Dies dürfte sogar für absolute Neueinsteiger zu wenig sein. Hier muss man noch beachten, dass in unserem Testmodell mit der Intel HD 505 die beste integrierte Grafikkarte der Apollo-Lake-Prozessoren verbaut ist.
Am Stromverbrauch gab es im Vergleich zur Vorgängergeneration nur geringe Unterschiede. So verbraucht die neue Architektur dank einiger Verbesserungen zwar ein bischen weniger, allerdings fällt der Unterschied relativ gering aus, da der Fokus hier auch mehr auf der Performanceverbesserung gelegt wurde.
Dota 2 Reborn | |
1280x720 min (0/3) fastest | |
Intel HD Graphics 4000 | |
Intel HD Graphics 620 | |
Intel HD Graphics 505 | |
1366x768 med (1/3) | |
NVIDIA GeForce 940M | |
Intel HD Graphics 620 | |
Intel HD Graphics 4000 | |
Intel HD Graphics 505 |
Counter-Strike: GO | |
1024x768 (Very) Low | |
NVIDIA GeForce 940M | |
Intel HD Graphics 620 | |
Intel HD Graphics 4000 | |
Intel HD Graphics 505 | |
1366x768 Medium | |
NVIDIA GeForce 940M | |
Intel HD Graphics 620 | |
Intel HD Graphics 4000 | |
Intel HD Graphics 505 |
Fazit
Zusammenfassend kann man sagen, dass Intel mit Apollo Lake endlich mal wieder Bewegung in den Markt der Einstiegsprozessoren bringt und einen Schritt in die richtige Richtung geht. Der Fokus den Intel in die letzten Jahren auf die integrierten Grafikkarten gelegt hat, beginnt sich langsam auszuzahlen und weiß zu gefallen. Natürlich sind die integrierten Grafikeinheiten bei weitem noch kein wirklicher Ersatz zu einer separaten Grafikkarte, wenn man beabsichtigt auch Spiele zu spielen. Dennoch kann man den Fortschritt den Intel in dem Bereich in den letzten Jahren gemacht hat nicht verneinen. Und auch die Performancesteigerung im Bereich der CPU-Performance sollte nicht vernachlässigt werden. Besonders unter dem Aspekt, dass Intel auf dem Gebiet kaum Fortschritte bei vergangenen Generationen gemacht hat, ist es schön zu sehen, dass auch hier mal wieder wirkliche Bewegung in den Markt kommt. Insgesamt überrascht Apollo-Lake mit doch überdurchschnittlich großen Verbesserungen positiv. Wer allerdings auf eine Alternative zu den teuren Intel-Core-iX-Prozessoren gehofft hat, muss leider enttäuscht werden, denn trotz der großen Verbesserungen sind die Prozessoren von Apollo Lake noch weit davon entfernt, für professionelle Anwendungen geeignet zu sein.