Über eine Kickstarter-Kampagne hat Aohi de facto eine Powerbank erfolgreich finanziert. Zwar läuft die Kampagne für die The Future Starship oder auch Starship Pro genannte Powerbank noch. Doch die angestrebten circa 4.500 Euro hat das Unternehmen ohne Probleme eingesammelt. Es kamen fast 154.000 Euro zusammen (Stand: 20. März 2025). Ein voller Erfolg also, der auch zeigt, dass Kickstarter und Co. eine gewisse Werbewirkung entfalten können.
Doch die technischen Daten der Powerbank wunderten uns. So heißt es, dass die Kapazität der Powerbank bei 10,000 mAh liegt und bis zu 210 Watt an Leistung abgegeben werden kann, mit einem Maximum von 140 Watt per Power Delivery auf einem Port. Das wären 5 Ampere bei 28 Volt. Letzteres ist zum Aufladen von Notebooks sehr gut geeignet. Neuere Notebooks lassen sich per USB Typ C mit 140 Watt laden. Bei älteren ist das Limit bei 100 oder auch mal 60 Watt (üblicherweise mit 20 Volt Spannung nach dem älteren Power-Delivery-Standard).
Aufhorchen ließen uns aber die 10.000 mAh. Das wären – je nach Spannung – gerade mal 36 bis 37 Wattstunden Kapazität. Wir haben also nachgefragt, ob die Powerbank intern vielleicht mit 7,2 Volt arbeitet. Das wären dann bei 10.000 mAh gleich 72 Wattstunden. Auch nicht viel, aber zu den 140 Watt pro Port und den 210 Watt Powerbudget passender.
Auf Nachfrage bestätigte uns Aohi aber, was wir befürchtet hatten: Die Powerbank hat nur 36 Wattstunden Kapazität. Rechnerisch wäre sie in etwa 11 Minuten bei voller Auslastung leer. Der Hersteller verweist aber darauf, dass Sicherheitsmaßnahmen das verhindern, sprich, sollte die Powerbank zu warm werden, wird gedrosselt. Hieran ist nichts falsch. Im Gegenteil, solche Schutzffunktionen sind willkommen.
Das ändert aber nichts daran, dass Käufer nur wenig Kapazität erhalten. Damit geht Aohi auch transparent um. Ein iPhone 16 Pro Max kann 1,2 Mal aufgeladen werden. Ein Galaxy S24 Ultra immerhin 1,4 Mal. Das einzige genannte 140-Watt-Gerät zeigt dann aber deutlich, dass der Akku für Notebooks kaum geeignet ist. Laut Aohi kann ein Macbook Pro 16 maximal 0,3 Mal aufgeladen werden. Oder anders formuliert, der Macbook-Akku ist über dreimal größer als die Powerbank. Und nach 17 Minuten des Ansteckens ist laut Aohi die kuriose Powerbank leer. Schließt man noch ein Smartphone an, dann sind es schnell die 11 Minuten, sofern die Außentemperatur niedrig ist.
Technisch interessante Powerbank
Aus technischer Sicht ist die Powerbank sicher interessant. Sie bietet ein Statusdisplay, sodass sich der Aushandlungsstatus über USB Typ C auslesen lässt. Außerdem sind beide USB-C-Ports in der Lage 140 Watt auszugeben. Einer fällt nur auf 70 Watt zurück, wenn der andere am Limit arbeitet.
Mit einem 90-Watt-Netzteil kann die Powerbank zudem binnen 30 Minuten voll aufgeladen werden, so der Hersteller. Vorbildlich ist auch eine Angabe der Haltbarkeit. Nach drei Jahren sollen die Akkus noch 80 Prozent ihrer Kapazität bieten.
Ob es das aber wert ist, wenn ein Macbook Pro 16 zwar schnell aber eben nur zu 30 Prozent aufgeladen werden kann? Die Powerbank wirkt doch eher wie ein Energiespender für Smartphones. Dafür passt die Kapazität auch.
Immerhin legt Aohi ein "Premium 140W USB-C fast charging cable" bei. Solche Kabel gibt es aber formal nicht, wie wir schon vor ein Paar Jahren genauer erläuterten. Auf den Bildern ist zudem zu erkennen, dass Aohi keine Zertifizierung durch das USB-Forum plant. Dafür müsste Aohi 75 bis 100 Kabel an ein Labor schicken, das mit dem USB IF zusammen arbeitet und wäre danach verpflichtet, entweder 60 oder 240 Watt auf den Stecker zu drucken. Andere Kabel gibt es dem Standard entsprechend nicht. Man kann aber wohl davon ausgehen, dass das "Premium"-Kabel 240 Watt verträgt. Ansonsten wäre es ein seltsamer und auch unwahrscheinlicher Verstoß gegen den USB-Standard.
Zugegebenermaßen sind solche zertifizierten Kabel selten. Wir haben unser erstes zertifiziertes USB-C-Kabel auf der CES 2024 entdeckt. Seither hat sich die Anzahl der zertifizierten Kabel zwar deutlich erhöht, das allerdings von einem niedrigen Niveau. Dem Gros der Kabel fehlen auch heute noch vernünftige Beschriftungen. Die EU will dem Treiben aber einen Riegel vorschieben und arbeitet daran, dass ein Kabel zeigen muss, was es kann.
Aohi ist übrigens kein Unbekannter in der Branche. Zweifel, dass das Produkt auf den Markt kommt, haben wir nicht, auch wenn man bei Kickstarter-Kampagnen sich nie sicher sein kann. Vermutlich hätte das Unternehmen die Finanzierung auch ohne Kickstarter stemmen können und ist sich eher der Werbewirkung bewusst und genießt natürlich den Vorteil einer besseren Planbarkeit bezüglich der Stückzahlen.
Mit rund 80 US-Dollar ist die Powerbank auch gar nicht so teuer für das gebotene Leistungsniveau. Allerdings muss man sich auch verdeutlichen, dass eine 10.000-mAh-Powerbank in langsamerer Ausführung sehr viel günstiger zu haben ist. Man zahlt also für das Display und die hohen Wattwerte, die aber nicht lange Bestand haben. Der Vorgänger Starship bietet übrigens rund 100 Wattstunden und kostet kaum mehr als kompaktere Starship Pro.
Die Powerbank soll im Mai 2025 ausgeliefert werden, die Kampagne endet Anfang April.
Quelle(n)
Aohi-Kampagne / Aohi auf Nachfrage