CES 2023 | USB-Forum: Über Leistungswerte statt Versionsnummern und fehlende Apple-Zertifizierungen
Wenn es nach dem USB Implementers Forum (USB IF) geht, gibt es eigentlich keine Diskussion rund um Versionsnummern des USB-Standards. Man sei sich zwar der Diskussionen bewusst, die in der Fachpresse abgehalten werden, wie Mitglieder des USB Implementers Forum (USB IF) im Gespräch mit Notebookcheck.com in Las Vegas erzählten, doch für die Kundschaft, die die Geräte kauft, soll das weitestgehend keine Relevanz haben.
Für IT-Profis ist das natürlich etwas anderes, was auch das USB-Forum im Gespräch zugab. Nichtdestotrotz geht der Standard nun einen hoffentlich aussagekräftigeren Weg. Deswegen setzt das USB-Forum schon länger auf Logos, die das Problem der nicht erkennbaren Kabel, Anschlüsse, aber auch in der Fachpresse genannten Standard-Versionen umgehen sollen.
Statt irgendwelcher Versionsnummern sollen auf Kabeln und Anschlüssen (Host/Client, nicht Netzteile) klare Leistungswerte stehen. USB 5 Gbps steht etwa auf einem Kabel oder Anschluss mit 5 GBit/s Datenübertragungswerte. Hersteller von USB-Equipment können zudem 10, 20, 40 und 80 als Ziffern neben einem USB-Logo auswählen. Das deckte alle bis auf zwei Ausnahmen ab: USB-Kabel, die nur 480 MBit/s unterstützen werden kein Geschindigkeits-Logo bekommen. Zu groß ist die Gefahr, dass Kundschaft 480 MBit/s besser einstuft als die GBit-Kabel.
Die zweite Ausnahme betrifft den asynchronen Modus, bei der eine der Datenlanes in die "falsche" Richtung zeigt. Dann sind nämlich 120 GBit/s in eine Richtung möglich und 40 GBit/s in die andere. Da es sich hierbei um einen Sonderfall handelt, der von den 80-GBit/s-Kabeln und -Buchsen abgedeckt wird, braucht es hier technisch gesehen kein Logo, sondern eher Basiskenntnis der USB4-2.0-Spezifikation.
Während die Kabel in der Theorie eindeutig sind, ist es auf Seite des Betriebssystems leider nicht. Herauszufinden, welche Geschwindigkeit eine Verbindung nämlich ausgehandelt hat ist nicht trivial. Allerdings sind laut USB IF die Voraussetzungen da, damit das Betriebssystem die entsprechenden Werte anzeigen kann. Ob das leicht zugänglich auch getan wird, steht auf einem anderen Blatt.
3A- und 5A-Kabel
Aus technischer Sicht interessant wird es bei den Logos für die elektrische Leistung, die auf dem USB-Kabel angebracht werden. Hier sind nur zwei Werte vorgesehen: 60 Watt und 240 Watt, die jeweils Teil des Geschwindigkeitslogos werden. Spannung und Ampere sollen hier egal sein. Die Grenzen orientieren sich an der Stromstärke. Mit einem 3-Ampere-Kabel lassen sich über die 20-Volt-Schiene 60 Watt übertragen. 5A-Kabel hingegen sind ohnehin etwas Besonderes, mit denen bisher 100 Watt möglich waren, was sich dank 28 Volt mittlerweile auf 140 Watt erhöht hat. Das Maximum liegt bei 5A@48V, also 240 Watt. Praktisch dürfte es nur noch zwei Kabel geben, wären da nicht die unterschiedlichen USB-Geschwindigkeiten, durch die zehn unterschiedliche Kabeltypen für USB Typ C auf den Markt kommen.
Übrigens hält man im USB-Forum nicht allzu viel von Kabeln mit Displays, von denen dem Forum übrigens noch keines bekannt ist, welches zertifiziert wurde.
Völlig abgeneigt ist man der Idee aber nicht und nutzte in einer USB-C-Demo auch genau so ein (nicht zertifiziertes) Kabel. Nicht ganz unproblematisch ist laut dem Forum die Energie, die sich das Kabel für das Display holen muss. Das kann man immerhin sauber implementieren, ohne die USB-Spezifikation zu verletzten. Da laut USB IF noch kein Hersteller von Kabeln mit Display eben ein solches zur Zertifizierung eingereicht hat, lässt sich das im Moment nicht garantieren.
Nach Erfahrungen von Notebookcheck.com kann es, wie bei Zwischensteckern mit Messtechnik, zu Problemen bei der Aushandlung zwischen Host und Client kommen. Deswegen lassen sich solche Kabel oft nur zur positiven Verifikation einer Funktion nutzen, nicht aber um ein Nichtfunktionieren an Host oder Client zu belegen, denn die Schuld könnte beim Kabel liegen.
Die Kabel mit Displays haben deshalb trotzdem große Vorteile. Denn für Endanwender lässt sich sonst nicht bestimmen, ob das 240-Watt-Kabel oder Anschluss auch wirklich mit maximaler Spannung und Stromstärke betrieben wird oder vielleicht Probleme hat und nur 0,5A@5V und damit gerade mal ein Sechsundneunzigstel überträgt.
Den Rahmen für die ganzen Logos schaffte das USB-Forum dafür schon einmal bei Ankunft auf der CES in Las Vegas. Große Leuchtreklame auf Digital-Signage-Systemen bei der Gebäckabholung wies die potentiellen Messebesucher darauf hin, dass man doch auf Logos achten sollte. Laut USB-Forum fährt man die Kampagne schon seit etwa 2015. Allerdings erst seit der CES 2018 mit digitalen Werbemitteln.
Die Logik hinter den Logo-Ambitionen ist nachvollziehbar. Tatsächlich bietet das System für die meisten Anwendungsfälle einiges an Klarheit, was die Versionsnummern missen lassen. Für die technisch interessierten bleibt der USB-Standard allerdings aufgrund der Versionsnummern und anderer technischer Beschreibungen kompliziert.
Einen ähnlichen Weg musste übrigens auch die HDMI LA durchmachen, die Versionsnummern nicht auf Kabeln sehen wollte und diesbezüglich auch rabiaten Umgang mit manchem Kabelhersteller auf Messen pflegte. Wie das USB-Forum hat die HDMI LA dafür große Schwierigkeiten, die Großen der Branche zu überzeugen. Vor allem Hifi-Geräten fehlt es oft an Genauigkeit mangels Zwang. Analog dazu ist Apple das Problem bei den Herstellern von Computern.
Apple mag keine USB-Zertifizierungen
Verhaltene Kritik gab es seitens des USB-Forums – aber auch anderen Marktteilnehmern auf der CES – an Apple. Denn das Unternehmen wird weiterhin seine USB-Hardware nicht zertifizieren lassen. Dabei macht Apple technisch eigentlich alles richtig. Eingereicht wird die Hardware trotzdem nicht. Damit erspart sich Apple aber auch die Logo-Pflichten. Das sonst auf Benutzbarkeit so achtende Unternehmen will offenbar weiterhin nicht deutlich machen, was ein Kabel, der Anschluss oder das Netzteil eigentlich leistet.
Herauszufinden, was ein USB-Kabel von Apple eigentlich kann, geht mitunter nur mit Tests. Bei Netzteilen helfen immerhin gute Augen oder eine Kamera, wenn hellgraue Schrift auf weißem Grund gelesen werden muss.
Es bleibt dennoch spannend, ob die USB-Logos sich auch auf den Geräten der PC-Hersteller verbreiten. Kabel- und Netzteilhersteller sind vergleichsweise schwache Marktteilnehmer gegenüber denen das USB IF durchaus Stärke zeigen kann. Bei einem großen PC-Hersteller, der möglicherweise noch Mitglied des USB IFs ist, dürfte das vermutlich schwieriger sein, wie Apple sehr deutlich zeigt.
Erste 240-Watt-Netzteile bis Jahresende
Wer über den CES-Show-Floor lief, der sah mittlerweile eine große Anzahl von 140-Watt-Lösungen mit Unterstützung von USB Power Delivery. Doch stärkere Netzteile gab es allenfalls über ein höheres Power Budget verteilt über mehrere Anschlüsse. Mehr als 140 Watt konnten wir hingegen nicht ausmachen, was natürlich nicht ausschließt, dass irgendwo in Las Vegas nicht doch ein White-Label-Hersteller vielleicht ein entsprechendes Gerät irgendwo zeigte.
Vor allem in Richtung 240 Watt, dem aktuellen Maximum von USB PD, dürfte es das auch nicht geben. Das USB-Forum rechnet für das Weihnachtsgeschäft mit den ersten 240-Watt-Netzteilen. Einen Zwischenschritt zwischen 140 und 240 erwartet man nicht. Bisher sah man allerdings auch noch keine fertigen Netzteil-Prototypen mit USB Power Delivery und 240 Watt.
Bei Eggtronic konnte Notebookcheck.com auf der CES 2023 immerhin schon ein erstes 240-Watt-Netzteil als Prototyp begutachten, das kaum größer als ein 140-Watt-Macbook-Netzteil von Apple war. Dieses wird jedoch zunächst nur für einen proprietären Einsatzzweck angeboten, ehe es ein Netzteil mit dem im Vergleich komplexen Power-Delivery-Standard wird und dann auch mehrere Anschlüsse des Typ C bietet.
Dazu passend sollten bis dahin auch die ersten 80-GBit/s-Kabel im Markt sein, die entsprechend zertifiziert sind. Die Zertifizierung soll Mitte des Jahres starten, wie das USB IF angab.
Quelle(n)
USB-Forum auf der CES 2023