Amazon: Wie und wo 5-Sterne-Bewertungen einfach erkauft werden
Der Handelsverband (HDE) Deutschland präsentierte die Zahlen für den Onlineumsatz in netto. Demnach steigt der Umsatz aus dem Online-Geschäft jährlich um mehr als 4 Milliarden Euro an, für das Jahr 2018 beträgt der prognostizierte Onlineumsatz mehr als 53 Milliarden Euro. Das Einkaufen im Internet boomt wie noch nie: Amazon, Ebay und private Shopify-Shops geben im WWW den Ton an und der Markt wird immer enger. Denn die Kunden vergleichen nicht nur die Preise, sondern das wichtigste Entscheidungskriterium sind die abgegebenen Produktbewertungen anderer Käufer.
Wie sehr eine 4 bis 5 Sterne-Wertung beispielsweise auf Amazon das Käuferverhalten beeinflusst, weiß jeder, der selbst auf diesen Verkaufsplattformen unterwegs ist. Somit sind diese Bewertungen bei den Verkäufern heiß begehrt, nur wie gelangt ein zum Beispiel neuer Verkäufer an eine sehr gute Bewertung? Am besten und preiswertesten in Facebook-Gruppen. Dies hat die britische Verbraucherorganisation "Which?" aufgedeckt. "Which?" hat sich neue Amazon-, Paypal- und Facebook-Konten zugelegt und ist diversen Gruppen, die allesamt unter Suchbegriffen wie "Amazon Reviewer Group" gefunden werden können, beigetreten.
Innerhalb dieser Gruppen geht es im Großen und Ganzen darum, dass Käufer ein vorher abgesprochenes Produkt auf Amazon erwerben und dafür bezahlt werden oder dieses gratis erhalten. Beides verstößt selbstverständlich gegen die Geschäftsbedingungen für die Abgabe von Bewertungen bei Amazon, nur ist dies schwer nachzuweisen, denn hier wird mit allen Tricks und Mitteln gearbeitet. Käufer werden dazu aufgefordert, das "Zielprodukt" auf Amazon über Suchbegriffe zu finden und sich auch vorher durch die Konkurrenz zu klicken, bevor sie sich dann letztendlich für den Verkaufsgegenstand entscheiden, der die Bewertung erhalten soll. Dies alles soll auffälliges Käuferverhalten kaschieren.
"Which?" hat die Probe aufs Exempel gemacht und ist mit den Verkäufern über den Facebook-Messenger in Kontakt getreten. Von fünf verschiedenen Verkäufern haben sie dann jeweils ein Produkt gekauft. Dabei haben sie zwei Produkte mit weniger als fünf Sterne bewertet, was zur Folge hatte, dass ihnen der Produktpreis nicht, wie vorher ausgemacht worden war, refundiert wurde und bei einem Produkt hat sich der Verkäufer nach der Bewertungsabgabe gar nicht mehr gemeldet. Somit sollten also auch sogenannte Produkttester auf der Hut sein. Nur von den letzten zwei Verkäufern haben sie, so wie vereinbart worden war, das Geld zurückerhalten.
Selbstverständlich versuchen Amazon und Co. gegen derartige Praktiken von gefälschten oder erkauften Bewertungen vorzugehen, doch die Dunkelziffer ist sehr hoch. Die Verbraucherorganisation "Which?" rät daher allen Konsumenten, den gesunden Hausverstand einzusetzen und sich nicht nur auf die Bewertungen zu verlassen.