ARD-Doku "Das Microsoft-Dilemma": Die Abhängigkeit der Behörden vom teuren und unsicheren Windows
Vor der Kamera steht vor allem der ehemalige Münchner Oberbürgermeister (OB), der beklagt, dass sein Nachfolger Dieter Reiter das Projekt LiMux beendet hat. Statt des offenen Linux würden die Münchner wieder auf Windows setzen, obwohl der Steuerzahler mit Millionen dafür aufkommen muss, die mit langen Laufzeiten bedachten Verträge massive Abhängigkeit der Behörden vom Konzern schafft und das Betriebssystem als unsicher gilt.
In der Doku „Das Microsoft-Dilemma – Europa als Software-Kolonie“ vom RBB und dem WDR kritisieren die Filmemacher offensichtlich die Partnerschaft aus Verwaltung und Microsoft-Konzern. Denn obwohl das quelloffene Linux billiger und auch sicherer sei, erhalte immer wieder Microsoft in Europa den Zuschlag, Behörden mit IT zu versorgen. Dabei werden teilweise sogar Vergaberichtlinien verletzt, so wie in Frankreich, wo das Verteidigungsministerium geheime Verträge unter Umgehung des Parlamentes mit Microsoft abschloss.
Aber auch in Deutschland gibt es große, offizielle Sicherheitsbedenken, z.B. durch das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI), welche kontinuierlich ignoriert werden. Damit sind Behörden potentiell für Spione und Hacker anfällig, Stichwort Wannacry, ganz zu schweigen von der Microsoft-eigenen Datensammelei, die dem Konzern Zugang zu sensiblen Daten ermöglicht. Zudem sind die entsprechenden Verträge teuer: Für den neuen Deal in München zahlt die Verwaltung 89 Millionen Euro an Microsoft, Linux ist als Software quasi kostenlos.
In der Doku versucht ein Reporter den neuen OB in München zu provozieren und fragt, ob der Deal mit Microsoft die Gegenleistung für die Verlagerung der Konzernzentrale nach München sei. Reiter verneint, man wolle die IT lediglich „schlagkräftiger“ und „effektiver“ machen. Ein anonymer, städtischer Mitarbeiter sagt indes aus, dass die neu mitregierende CSU das rot-grüne Projekt LiMux aus politischen Gründen loswerden wollte.
Schleswig-Holstein geht indes den umgekehrten Weg, hier möchte die neue Regierung wieder autonomer von den großen Konzernen agieren und setzt daher in Zukunft verstärkt auf offene Schnittstellen, Standards und Software.