Kommentar | AMD liefert irreführende Benchmarks zu Ryzen 6000 Mobile, trotz spannender Performance
AMD Ryzen 6000 wurde heute im Detail vorgestellt, und zwar mit einer Vielzahl spannender Benchmark-Ergebnisse, die den Prozessoren nicht nur eine im Vergleich zu Ryzen 5000 deutlich bessere CPU-Performance bescheinigen sollen, sondern auch die beste Effizienz und iGPU-Performance am Markt. Um die Vorzüge der neuen Chips zu untermauern hat AMD aber einige etwas fragwürdige Vergleiche geteilt, wie etwa die Behauptung, dass Ryzen 6000 ganze 2,62 Mal effizienter arbeitet als Intel Alder Lake.
AMD vergleicht dabei aber einen Ryzen 9 6900HS mit einem Power Limit von 35 Watt mit einem Intel Core i9-12900HK, dem 110 Watt zur Verfügung stehen. Die Leistung von Prozessoren skaliert allerdings nicht linear mit dem Stromverbrauch. Wie unsere unten eingebetteten Benchmark-Ergebnisse zeigen liefert der Intel Core i7-12700H ebenfalls eine deutlich bessere Leistung pro Watt als der Core i9-12900HK.
Dieser Vergleich von AMD ist daher wenig aussagekräftig, eine Kurve, welche die Performance der beiden Chips bei vergleichbarem Stromverbrauch zeigt wäre wesentlich sinnvoller, würde aber auch einen kleineren Vorsprung für AMD zeigen.
Der Benchmark-Vergleich auf der unten eingebetteten Folie ist schlicht und ergreifend falsch beschriftet. Angeblich vergleicht AMD hier die Leistung der Radeon 660M, die nur 6 Compute Units auf Basis der RDNA 2-Architektur bietet, mit einer Nvidia GeForce GTX Max-Q GPU. Selbst ohne AMD FidelityFX Super Resolution soll die kleine iGPU eine bessere Performance bieten.
Im Kleingedruckten schreibt AMD aber, dass das Vergleichs-System keineswegs mit einer GeForce GTX Max-Q GPU ausgestattet ist, sondern mit einer deutlich langsameren Nvidia GeForce MX450. Diese Beschriftung ist umso irreführender, da AMD die MX450 in anderen Benchmarks korrekt ausweist, und dieselbe GeForce GTX Max-Q Beschriftung in den übrigen Vergleichen für eine GeForce GTX 1650 Max-Q steht.
Selbst die Vergleiche zu Intels iGPU sind etwas fragwürdig. Die System-Konfigurationen sind zwar vergleichbar, und Alder Lake setzt auf praktisch identische integrierte Grafikchips. Der Haken ist der Grafiktreiber: Die Intel Iris Xe Graphics G7 im getesteten Core i7-1165G7 wurde laut dem Kleingedruckten mit der Treiber-Version "30.0.100" getestet, der älteste Treiber, dessen Versionsnummer so beginnt, stammt vom Juni 2021.
Intel hatte über Monate hinweg massive Probleme mit den Iris Xe Grafiktreibern – viele Spiele sind gar nicht erst gestartet, andere liefen deutlich langsamer, als sie im Hinblick auf die nominale Rechenleistung der iGPU hätten laufen sollen. Intel selbst spricht davon, dass die Bildrate vieler Spiele durch Treiber-Updates seitdem um bis zu 50 Prozent verbessert wurde. Selbst im Bestfall wäre die Radeon 680M also noch schneller, es wirkt aber so, als hätte AMD die Konkurrenz absichtlich mit veralteten Grafiktreibern getestet, um einen größeren Vorsprung zu erzielen.
Abgesehen davon vergleicht AMD seine neuen Prozessoren fast ausschließlich mit Intel Tiger Lake, während zum Verkaufsstart von Ryzen 6000 bereits Alder Lake-H, -P und -U verfügbar sein werden. Das macht beispielsweise beim unten eingebetteten Vergleich einen besonders großen Unterschied, denn der Intel Core i7-11375H bietet nur vier Kerne, der neue Intel Core i7-1280P kommt dagegen sogar mit insgesamt 14 Kernen.
AMD Ryzen 6000 Mobile wird spannend, denn selbst wenn man AMDs teilweise geschönte Benchmark-Ergebnisse berücksichtigt deutet alles darauf, dass die Chips eine deutlich schnellere iGPU bieten als Intel Alder Lake, und dass vor allem im Bereich der U-Serie mit einer TDP von 15 Watt eine bessere Effizienz erzielt werden kann. Wie üblich sollten die Werbeversprechen des Herstellers aber mit einer Prise Skepsis betrachtet werden, bis unabhängige Tests verfügbar sind.
Quelle(n)
AMD