ADO Air 20 im eBike-Praxistest: Spaßiger, agiler Klapp-Cityflitzer mit Riemenantrieb
Das ADO Air 20 ist kein gewöhnliches Pedelec, kein echter Ersatz für das rein "manuelle" Fahrrad, mit dem man auch Kind und Einkauf transportiert. Das ADO Air 20 ist ein unkomplizierter, wendiger Flitzer für die kurze Strecke in der Stadt. Natürlich können auch Wohnmobilbesitzer an dem klappbaren Rad Gefallen finden, aber eigentlich sieht sich das eBike als Lifestyleprodukt für Hipster und coole junge Menschen, die ihr Rad gerne auch kostenlos in der S-Bahn mitnehmen oder mal eben vom Büro in die Mensa und wieder zurück düsen wollen.
Klar bewältigt das Air 20 auch längere Strecken, der große Akku soll durchaus an die 100 km lang durchhalten. Wir schauen uns an was am Air 20 so Spaß macht und was das Fahrrad mit E-Unterstützung vielleicht noch besser machen kann. Dabei kommt es ganz gelegen, dass wir mit dem PVY Z20 Pro kürzlich ein weiteres Klapp-Pedelec getestet haben.
ADO hat das Air ursprünglich per Indiegogo-Kampagne finanziert, mittlerweile kann man es aber auch über die Webseite vorbestellen, ab diesem Monat Mai soll ausgeliefert werden. Auf der Homepage hat ADO sechs weitere eBike-Modelle im Angebot.
Zusammenbau - Zügig durch viele Schnellspanner
Durch den Klappmechanismus mussten dem Air 20 nicht so viele sonstige Teile abmontiert werden, wie es bei anderen Fahrrädern beim Speditionsversand meist der Fall ist, damit sie noch in die Box passen. Selbst die Pedale lassen sich beim Air einklappen und auch beide Räder sind vormontiert. Dadurch sind auch die hydraulischen Scheibenbremsen gut voreingestellt.
Nach dem Entfernen der üblichen Polster klappt man das Rad nur zusammen, dann muss die Lenkerstange aufgeschraubt werden. Das Anbringen der Plastikschutzbleche erfordert noch eine kurze Schraubarbeit, alles andere wird per Schnellspanner erledigt. So wird der Lenker in der Höhe verstellt, die Lenkerstange rotiert und der Sitz eingesetzt - alles per Schnellspanner - fertig!
Interessant ist wie so oft bei eBikes die Lichtsituation: Während die Frontlampe mit am Akku sitzt, ist das Rücklicht unabhängig vom internen Stromkreislauf und benötigt einen Extra-Akku, eine externe Lampe also. Der Hersteller betont hier den Sicherheitsaspekt: Gerade das Rücklicht sollte immer an sein, auch wenn der Akku leer ist, damit man weiterhin gesehen wird.
Allerdings darf man bei Dunkelheit ohne Licht eh nicht fahren. Sobald also der Akku leer ist und die Vorderlampe versagt, muss man schieben. Klar, sorgt das Rücklicht dann (sofern dessen Akku länger hält) wenigstens beim Schieben noch für Sichtbarkeit, aber wer schiebt schon auf der Straße? Wir finden, die Notwendigkeit einer Extralampe als unbequem, da man hier zusätzlich noch einen weiteren Akku laden muss.
Komponenten & Optik - Akkusattel und Riemenantrieb
Akku
Apropos Sitz: Hier geht ADO einen Sonderweg, denn die lange, dicke Sattelstange beherbergt gleichzeitig den Samsung-Akku mit 365,5 Wh.
Das hat Vor- und Nachteile: Gut ist, dass der Akku somit nicht irgendwo am Rahmen hängt oder beim Entfernen Wasser in die Leerstellen eindringen kann. Nachteil ist jedoch, dass die Sattelstange somit sehr viel dicker ausfällt als üblich und man hier wohl besser keine groben Lasten anlegen sollte.
Einen Kindersitz wird an ein Klapprad wohl eh keiner montieren, Gepäckträger bietet ADO selbst in zwei Ausführungen optional an, diese kosten 49 und 69 Euro.
Achja, noch ein vermeidbarer Nachteil hat uns ins Schwitzen gebracht: Weil eine Sicherung des Sitzes fehlt und dieser per Schnellspanner schnell entfernt werden kann, haben wir anfangs ständig darüber gegrübelt, wie wir den Akku vor einem potentiellen Diebstahl schützen.
Daher an ADO Bikes: Bitte baut doch eine Art Sicherungssystem für den Schnellspanner oder die Sattelstange ein. Sie könnte beispielsweise einrasten oder wenigstens durch ein kleines Klappschloss zusätzlich gesichert sein. So ist man gezwungen stets ein zweites, dünnes Schloss für den Sattel mitzunehmen, den Schweren Akku samt Sitz immer mitzuschleppen oder das Hauptschloss zusätzlich durch den engen Platz unterhalb des Sitzes hindurchzufädeln, um Fahrrad und Sattel gleichzeitig zu sichern, sofern die Länge und die Dicke des Schlosses dies zulassen.
Rahmen
Der schicke Rahmen ist größtenteils aus Aluminium, den man in den Farbvarianten Elfenbein, Blau und Grau bestellen kann. Ebenfalls aus Alu sind die Felgen. Insgesamt kommt das Air 20 auf nur ein Gewicht von 16 bis 18 kg, mit Akku. Beispielsweise wiegt das ebenfalls getestete PVY Z20 Pro 22 kg, hat dafür jedoch eine Federgabel, die das Air nicht bietet.
Besonderheit ist natürlich der Klappmechanismus. In der Mitte sitzt dazu der Schnellspanner mit Sicherheitsverschluss, zusätzlich kann man noch die Lenkerstange abklappen, die Pedalen einklappen und den Sitz auf die niedrigste Einstellung setzen. Dadurch kann das Rad gut im Kofferraum verstaut oder eben auch kostenlos in der Bahn mitgenommen werden, da es dann als Handgepäck behandelt wird.
Hier lässt sich dann auch gut der Gehmodus aktivieren. Drückt man beständig auf "-" so fährt das Rad, auch zusammengeklappt von alleine im Schritttempo. So kommt man auch beim Schieben leicht einen Berg hoch oder aus der Bahn heraus.
Beim "Entklappen" muss man auf die zwei Kabel im inneren des Rahmes aufpassen, besonders das dünnere verklemmt sich leicht, dieses schiebt man am besten mit der Hand ein Stück in den Rahmen hinein, bevor man das Air komplett ausklappt.
Antrieb
Eine Besonderheit hier ist natürlich der Riemen. Im Vergleich zur Kette spart er Gewicht, ist absolut wartungsarm und man kämpft nicht mit Schmiere und eingeklemmten Hosenbeinen. Potentieller Nachteil besteht wohl eher im Vandalismus (Schere, Messer), da hat die Kette leichte Vorteile.
Der Motor mit Torque-Sensor sitzt im Hinterrad und hat für die CE-Version eine Leistung von 250 W. International sind es 100 W mehr. Interessant ist, dass ADO beim Air 20 auf eine Gangschaltung verzichtet. Dadurch spart man Gewicht und Wartungsaufwand. Im Bereich der Motorunterstützung bei Pedelecs bis nur 25 km/h ist das nicht unbedingt ein Problem. Allerdings wird man das Air durch das 1-Gang-Konzept etwas gemächlicher fahren, denn oberhalb von 20 km/h wird die Trittfrequenz doch etwas hoch. Und somit kommt man gar nicht erst in die Versuchung schneller als die unterstützten 25 km/h fahren zu wollen.
Zum Anhalten verwendet man im Air hydraulische Scheibenbremsen, die bereits gut eingestellt sind.
Display
Das Display stellt seine Anzeigen in Farben dar und hat eine IPX7-Zertifizierung, ist also wasserdicht. Alle wichtigen Anzeigen hat man hier auf einen Blick und muss sich nicht erst durch diverse Menüs durchklicken - sehr gut! Neben einer leider nur rudimentären Akkustandsanzeige zeigt das Display die Geschwindigkeit, den Unterstützungsmodus, die Trip-Distanz, die Gesamtdistanz, den Licht- und Bluetooth-Status sowie etwaige Fehler an.
Zum Glück bleibt die Gesamtdistanz auch bei leerem Akku gespeichert. Und an der Unterseite gibt es sogar noch einen USB-A-Port, beispielsweise zum Anstöpseln des Smartphones.
Das Manual ist in Sachen Displayfunktionen leider sehr minimalistisch, beispielsweise finden wir nicht einmal wie man das Licht einschaltet (Lange auf "+" drücken"). Auch das vorhandene Menü wird nicht erwähnt ("+" und "-" zusammen gedrückt halten): Hier kann man 5 statt 3 Unterstützungsmodi anzeigen lassen, die Sprache umstellen, Hintergrundlicht verändern und vieles mehr.
Die App - Cool, aber unfertig
Eigentlich bietet das Display schon die meisten wichtigen Informationen an. Über eine Verbindung mit der "Smart App" kann man noch mehr Fahrstatistiken abrufen oder sich im Fehlerfall mit dem Hersteller in Verbindung setzen.
Allerdings ist die App noch nicht ganz fertig, einige Funktionen oder Schaltflächen sind noch nicht mit Inhalten gefüllt. Cool ist hingegen der Besuch im ADO Lab, also dem Testlabor bei ADO. Hierfür bietet die App einen virtuellen Rundgang inklusive Informationen an den verschiedenen Teststation für die Fahrräder an - cool.
Reichweite und Praxistest - Tolle Unterstützung, halbe Reichweite
Genug der Theorie. Wie fährt sich das eKlapprad denn nun und wie lange hält der Akku? Das Fahrgefühl ist spaßig, da es total unkompliziert anmutet. Die Unterstützung ist nahezu sofort da und leistet sich keine Aussetzer. Hier schafft der Hersteller eine recht reibungslose Unterstützung mit genau dem richtigen Maß an Nachlauf und ohne spürbare Verzögerungen beim Wiederantritt.
Auch der Wegfall des Schaltens trägt zum unkomplizierten Fahrspaß bei, man setzt sich rauf und fährt einfach unkompliziert los. In der höchsten Unterstützungsstufe ist man im Nu auf 25 km/h, hier ist die Trittfrequenz aber etwas hoch. Beim Treten spürt man eine leichte Vibration am Fuß, vermutlich vom Riemen.
Das Handbuch suggeriert, dass in den niedrigeren Stufen nur bis 20 (Stufe 2) bzw. 15 km/h (Stufe 1) unterstützt wird. Das stimmt aber glücklicherweise nicht, in allen Stufen wird bis 25 km/h unterstützt, nur eben unterschiedlich stark. Wir haben Stufe 2 am angenehmsten empfunden, da man auf Stufe 3 bald zu schnell am 25-km/h-Limit ist.
Man kommt sich auf dem Air 20 besonders wendig und zügig vor, was am kleinen Formfaktor, dem unkomplizierten Riemen und der guten Beschleunigung selbst auf Stufe 2 liegt. Die Sitzposition ist sehr angenehm, da man auch den Lenker in der Höhe verstellen kann. So flitzt man sehr gut durch die Stadt und hat seinen Spaß daran. Nur der Sattel könnte noch etwas bequemer sein. Und bei schlechtem Pflaster vermisst man dann doch eine Federung.
Für die Reichweitenmessung sind wir die meiste Zeit auf der mittleren Stufe 2 gefahren, nur vereinzelt haben wir kurz auf Stufe 3 (Brücke hoch) oder auch mal etwas länger auf Stufe 1 (neben dem Kind zur Kita fahren) gestellt. ADO gibt bis zu 100 km Reichweite an. Diese Angabe bezieht sich auf eine Labormessung mit 65 kg Gewicht, 80 Prozent Stufe 1 und nur 20 Prozent Stufe 2, bei uns dürfte das Verhältnis von Stufe 1-2-3 etwa bei 10-85-5 Prozent liegen.
Auf diese Weise kamen wir mit Ach und Krach auf 50 km. Das ist ok, aber eben auch nicht überragend und bei realistischer Fahrweise weit weg von den angegebenen 100 km.
Um den Akku wieder aufzuladen entfernt man einfach den Sattel mit Stange und trägt ihn in die Wohnung. Ein 84-W-Netzteil sorgt dafür, dass der 345-Wh-Akku in etwa 4,5 Stunden wieder aufgeladen ist, wir haben dabei rund 334 Wh an Energie hineingegeben.
Pro
Contra
Fazit - Spaß, Spaß, Spaß
Das ADO Air 20 ist ein wendiges, unkompliziertes eBike mit viel Fun-Potential. Wenn man möchte kann man 50 Euro mehr auf den Tisch legen und einen Gepäckträger anbauen, dann transportiert der kleine Cityflitzer auch Lasten. Aber eigentlich will man mit dem Air 20 vor allem unkomplizierten Spaß haben. Das kleine Rad bietet eine toll eingestellte Unterstützung, die so leise ist und die sich so natürlich anfühlt, dass man sie beinahe ausblendet, wenn man schwungvoll um Kurven biegt oder an der Ampel in den Riemen tritt.
Echte Kritikpunkte gibt es wenig. Wir würden uns eine Diebstahlsicherung für den Akku wünschen, dieser ist nicht abschließbar. Dass die Reichweite in realistischen Szenarien nicht 100 sondern eher 50 km beträgt ist wenig verwunderlich, aber dennoch ein sinnloser Marketinggag aller Hersteller, die sich hier scheinbar mit unrealistischen Zahlen immer wieder zu überbieten versuchen.
Das ADO Air 20 ist ein kleiner, wendiger, schneller, unkomplizierter und sehr gut eingestellter Cityflitzer, der einfach Spaß macht. Nur der nicht abschließbare Akku sorgt für Denkfalten.
Preis und Verfügbarkeit
Auf der Webseite kann das ADO Air 20 aktuell ab 1.349 Euro vorbestellt werden. Per automatischem Discount von 50 Euro kommt man an der Kasse auf rund 1.300 Euro. Die Auslieferung ist für diesen Monat Mai angegeben, in die EU wird ebenfalls versendet. Auch auf der Indiegogo-Seite der Kampagne kann man sich umsehen, auch hier gibt es teilweise Rabatte.
Transparenz
Die Auswahl der zu testenden Geräte erfolgt innerhalb der Redaktion. Das vorliegende Testmuster wurde dem Autor vom Hersteller oder einem Shop zu Testzwecken leihweise zur Verfügung gestellt. Eine Einflussnahme des Leihstellers auf den Testbericht gab es nicht, der Hersteller erhielt keine Version des Reviews vor der Veröffentlichung. Es bestand keine Verpflichtung zur Publikation. Unsere Reviews erfolgen stets ohne Gegenleistung oder Kompensationen. Als eigenständiges, unabhängiges Unternehmen unterliegt Notebookcheck keiner Diktion von Herstellern, Shops und Verlagen.
So testet Notebookcheck
Pro Jahr werden von Notebookcheck hunderte Laptops und Smartphones unabhängig in von uns standardisierten technischen Verfahren getestet, um eine Vergleichbarkeit aller Testergebnisse zu gewährleisten. Seit rund 20 Jahren entwickeln wir diese Testmethoden kontinuierlich weiter und setzen damit Branchenstandards. In unseren Testlaboren kommt ausschließlich hochwertiges Messequipment in die Hände erfahrener Techniker und Redakteure. Die Tests unterliegen einer mehrstufigen Kontrolle. Unsere komplexe Gesamtbewertung basiert auf hunderten fundierten Messergebnissen und Benchmarks, womit Ihnen Objektivität garantiert ist. Weitere Informationen zu unseren Testmethoden gibt es hier.