Mobile LED-Lichter im Praxistest: Olight Obulb Pro ist zu teuer und Philips Hue Go nicht ausdauernd
Akkubetriebene Leuchten sind etwas Schönes. Völlig unabhängig von der Position lassen sich so Räume mit stimmungsvollem Licht ausleuchten oder abends auch mal der Balkon oder der Grillabend mit schönen Lichtspendern verzieren. Der Markt ist mittlerweile groß, wenn es um akkubetriebende Leuchten geht. Neben dem Privatbereich, der vor allem von eher unbekannten Herstellern dominiert wird, gibt es auch einen professionellen Markt. So sind etwa Restaurants wichtige Abnehmer akkubetriebener Tischleuchten.
Für diesen Notebookcheck-Test haben wir uns ein Leuchtsystem ausgesucht, das wohl am ehesten als Laterne durchgehen könnte. Die Olight Obulb Pro (58 mm hoch, 65 mm Durchmesser, 105 Gramm) ist also keine Taschenlampe oder klassische Tischleuchte. Vielmehr lassen sich diese flexibel aufstellen und per Magnet oder Zubehör auch irgendwo aufhängen. Antreten mussten diese gegen einen Klassiker: Philips alte Hue Go Leuchte*.
Preislich liegen beide ungefähr auf demselben Niveau von 50 bis 60 Euro (Straßenpreis). Da wir von den Olight Obulb Pro aus Testgründen allerdings zwei gekauft haben, liegt das Set natürlich beim doppelten Preis. Der Preis ist etwas abhängig vom Vertriebsweg. Wer die Obulbs bei Olight direkt kauft, wird einer regelrechten Rabattschlacht unterzogen. Das Wichtigste ist aber, dass man die Leuchtkugeln auch ohne Ladekabel kaufen kann. Bei Amazon ist das Angebot der Obulb Pro hingegen stark vereinfacht*.
Notebookcheck hat die Obulbs bei Olight direkt gekauft, genauer gesagt eine Kugel ohne Ladekabel und dafür mit einem Haloween-"Kostüm". Die andere Kugel wurde mit Ladekabel in der Standardausführung erworben.
Magnetladekabel von Olight
Zum Ladekabel muss gesagt werden, dass dieses äußerst praktisch, aber leider proprietär ist. Geladen werden die Kugeln über einen runden magnetischen Anschluss, der auf der anderen Seite einen USB-A-Stecker hat. Wer im Olight-Universum mehrere Produkte hat, der kennt dieses praktische MCC genannte Anschlusskabel, was bei den Leuchten auch das Erreichen von IPX7 erleichtert.
Großer Nachteil des Anschlusses: Wer das Kabel verliert oder verlegt, der kann die Leuchten nicht mehr aufladen. Und sollte der Hersteller pleite gehen, bekommt man ein größeres Problem.
Philips' Hue-Akkuleuchte hat das Problem nicht. Allerdings braucht sie noch einen Barrel-Anschluss zum Aufladen. Der lässt sich im Zweifel im Aftermarket auftreiben, solange Spannung und Stromstärke korrekt sind.
Ein ganzer Raum kann ausgeleuchtet werden
In der Praxis zeigen sich die Obulbs trotz des Kabels von ihrer guten Seite. In der Standardeinstellung (ohne App, dazu später mehr), können die Kugeln zwar keinen Raum ausleuchten, dienen aber als hervorragendes Stimmungslicht, was auch eine gewisse Orientierung erlaubt. Dann halten die Kugeln auch mehrere Tage. Wir haben das mit verschiedenen Leuchtfarben und sogar dem Wechselspiel ausprobiert. Zwei komplette Tage halten sie in der Regel.
Das Wechselspiel, egal ob fließende Farbwechsel oder starke Stufen, ist allerdings unangenehm hektisch. Die Farben wechseln zu schnell, und das lässt sich leider auch nicht umstellen.
Mit der maximalen Helligkeit sind die Obulbs schon im Bereich einer Zimmerbeleuchtung. Dann sollten die Kugeln aber woanders angebracht werden. Als Notlicht daheim etwa am Kühlschrank dank des integrierten Magneten. Auch Deckenleuchten mit viel Metall lassen sich als Basis nutzen. Sowohl hängend wie auch seitlich befestigt sitzt die Leuchte sehr stabil über den Magneten.
Witzig ist eine Spielzeugfunktion per Zubehör. Es gibt ein Halloween-Gummiüberzeug, womit die Leuchte dann als Geist aufgehangen werden kann – ganz ohne Magnet.
Nicht die beste Farbdarstellung bei Olight
Bei der Farbdarstellung können die Kugeln nicht überzeugen. Zwar sieht man keine einzelnen LEDs, der Diffusor über der Kugel macht also ordentliche Arbeit. Doch einige Abschattungen sind innerhalb der Kugel zu sehen. Dazu kommt, dass die Farben wie Rot oder Grün unsauber wirken. Kein Vergleich etwa zur sehr kleinen Fenix CL09, die sehr sauber wirkende Farben liefert. Das lässt sich leider nicht mit der Kamera einfangen. Bei der CL09, die eigentlich bessere Farben bietet, versagen insbesondere Smartphone-Kameras und zeigen teils völlig falsche Farben. Mit einer Nikon Z50 ist das nur minimal besser. Beispielfotos der CL09 gibt es in unseren Hotel-Test des Apple TV und Homepod Mini.
Die Obulbs sehen hingegen in den Smartphone-Kameras, aber auch bei der Nikon Z50 sehr gut aus. Das ist übrigens ein Effekt, der auch von Fernsehern bekannt ist. Gute, rote Bremslichter von Autos sind bis heute eine Herausforderung, was die korrekte Darstellung angeht. Das hat sich selbst mit HDR nicht geändert.
Philips Hue Go liefert hier durchweg bessere Resultate, allerdings mit einem anderen Ansatz. Die Farbauswahl ist durchaus eingeschränkt. Ein klares Gelb bekommt die Hue Go etwa nicht zustande. Auch Blau wirkt irgendwie schwach. Störend ist außerdem, dass die LEDs an der Seite direkt durchschimmern. Highlight der Hue Go ist dafür natürlich der Cozy-Candle-Modus. Damit simuliert die Leuchte das Flackern eines Kerzenlichts, der eher unbewusst wahrgenommen wird. Außerdem lässt sich die Leuchte in das Zigbee-System daheim integrieren. Das geht mit Olights Obulb Pro gar nicht. Die mächtige Hue-App ist hinlänglich bekannt, weswegen wir hier nicht weiter darauf eingehen.
App-Steuerung mit Macken und interessanten Funktionen
Bei der Obulb ist das hingegen eine Besonderheit. Diese autarken kleinen Leuchten haben nur selten eine App-Steuerung. Die App hat allerdings zahlreiche Macken. Während die Kopplung sehr einfach ist, ist der weitere Betrieb manchmal mit Ärgernissen verbunden.
Apropos besonders: Die Kopplung lässt sich per QR-Code an ein anderes Smartphone übertragen. Wir haben ohne neue Kopplung erfolgreich die Steuerung von einem iPhone 12 auf ein iPhone SE übertragen. Danach funktionierten beide Smartphones als Steuerung. Es gibt zudem keinen Cloud-Zwang. Tatsächlich ist eine Remote-Steuerung gar nicht möglicht.
Sind die Leuchtkugeln erst einmal gekoppelt, lässt sich über die App die Helligkeit und Lichtfarbe einstellen. Außerdem lassen sich die Kugeln sogar in Gruppen an- und ausschalten. Dort lässt sich allerdings nicht die Lichtfarbe und Helligkeit für alle Leuchten einstellen. Vielmehr wird mit einer Aktivierung einer Gruppe der letzte Zustand jeder einzelnen Leuchte geladen.
Das Wunsch-Lichtkonzert lässt sich leider nicht speichern. Die Gruppenfunktion wirkt wenig durchdacht. Dazu kommt, dass die App manchmal die Leuchten nicht ansprechen kann. Dann müssen die Kugeln erst einmal manuell aktiviert werden. Wir vermuten, dass sich die Bluetooth-Funktion nach einiger Zeit schlafen legt.
Nervig beim Transport (Update)
Wenig nachgedacht hat Olight über die Transportszenarien. Nervigster Punkt ist sicher der Schaltmechanismus. Durch das Drücken auf eine recht große Fläche wird die Leuchtkugel aktiviert. Das Problem: Das passiert versehentlich schnell im Rucksack, schon ein kleiner Stoß reicht hierfür aus. Was den Kugeln fehlt, ist ein Schiebeschalter, der die An-/Aus-Modi fixiert. (Nachtrag: Die Olight-Kugeln können in einen Lock-Modus versetzt werden, indem der Schalter zwei Sekunden gedrückt wird. Die Sperre wird mit einem Druck von einer Sekunde gelöst, was allerdings auch im Rucksack schnell passieren kann). Dazu kommt die empfindliche Oberfläche. Es gibt leider auch keine Transporttasche, die man angesichts des Preises erwarten könnte.
Philips macht zumindest den Schalter besser, dieser ist nämlich versenkt. Ein versehentliches Aktivieren im Rucksack schließt das zwar nicht aus, macht es aber unwahrscheinlicher. Philips Hue Go ist allerdings nur bedingt für den Transport geeignet, weil sie schlicht und ergreifend zu groß ist.
Gute Akkulaufzeiten, hohe Selbstentladung
Die Laufzeiten der kleinen Olight-Kugeln sind durchweg gut. Mehrere Tage in der kleinsten Einstellung sind kein Problem. Olight spricht von maximal 85 Stunden. Wir haben mehrere Male mindestens zwei volle Tage bestätigen können. Mal kurz die Helligkeit erhöhen stört dann auch nicht. Die App zeigt eine Schätzung der Laufzeit an, die recht zuverlässig ist. Bei maximaler Helligkeit sind aber nur zwei Stunden machbar. Dann blendet die Kugel allerdings auch, sodass man sie lieber irgendwo anders befestigt, statt sie auf dem Tisch zu haben.
Problematisch ist die hohe Selbstentladung. Während des Tests ist es uns mehrfach passiert, dass die Kugeln plötzlich nach etwa einer Woche leer oder annähernd leer waren. Schade.
Bei Philips sind die Laufzeiten trotz der Größe erheblich niedriger. Bei der Hue Go ist in jedem Fall nach einem Abend Schluss. Die Hue Go lässt sich also nicht über mehrere Tage nutzen. 18,5 Stunden sind es laut Hersteller maximal oder in der Praxis eben ein ganzer Abend. Aber auch nur im Cozy Candle Modus oder bei niedriger Helligkeit. In allen anderen Lichtszenarien spricht Philips von 2,5 Stunden. In der Praxis sind es durchaus mehr, wenn man nicht die volle Leistung abruft. Eine Selbstentladung haben wir bei der Hue Go auch festgestellt. Da sie allerdings für den mobilen Einsatz weniger gut geeignet ist, haben wir das nicht weiter betrachtet. In einem realistischen Szenario hängt die Hue Go ohnehin sehr oft am Netzkabel, da sie schlicht jeden Tag aufgeladen werden muss, um nutzbar zu bleiben. Alles andere ergibt wenig Sinn.
Fazit
In Anbetracht eines Budgets von rund 50 Euro fällt die Entscheidung zwischen der einen oder anderen Lösung schwer. Für Philips Hue Go spricht das für den Preis voluminöse Leuchtsystem. Es wirkt schon beeindruckend, was die Leuchte leisten kann. Dazu kommt das subtile Flackern, was Philips hervorragend implementiert hat. Als Dauerleuchte daheim, die nur selten unterwegs genutzt werden soll, ist das Geld besser in die Hue Go investiert.
Geht es hingegen auch um planbare Notlichtsituationen oder Reisen, dann ist die Obulb Pro von Olight die bessere Wahl. Man sollte sich aber ein Transportbehältnis anschaffen, damit die Leuchte nicht unterwegs angeht. Mit einem Preis von mittlerweile von 40 bis 50 Euro ist die winzige, wenn auch starke Leuchte allerdings recht teuer. Die unverbindliche Preisempfehlung von 60 Euro empfinden wir als viel zu teuer für das Gebotene, gerade im Vergleich mit der mächtigeren Philips Hue Go.
Dafür kann man davon viele mitnehmen, was schon bei zwei Kugeln Spaß macht, selbst wenn man sein Hotelzimmer damit schön ausleuchtet. Wir hatten während des Tests zudem das Bedürfnis, mal ein gutes Dutzend Kugeln in einen Swimming Pool zu werfen. In Ermangelung eines Notebookcheck-Test-Swimmingpools erlagen wir zum Glück nicht dieser Versuchung, die einen schnell in den Ruin treiben kann.
Die Werbung des Herstellers ist diesbezüglich auch unangenehm. Der lässt es sich nämlich nicht nehmen, dutzende Kugeln zu verwenden und zu zeigen, wieviel Spaß das vor allem Kindern bereitet. Wer Nachwuchs hat, zeigt diesem lieber nicht, was der Hersteller da so anbietet. Es könnte Quengeleien und wegen der Schwächen bei der Gruppenfunktion der App auch Enttäuschungen auslösen. Wer wirklich mehr Kugeln kaufen möchte, der sollte erst einmal mit zweien ausprobieren, ob es die Fummelei wert ist.
Die Probleme mit der App sind zumindest bei Einzelanwendung aber vernachlässigbar. Man sollte sich dennoch bewusst sein, dass viele Funktionen ohne App nicht nutzbar sind. Bei mehreren Kugeln nervt die App allerdings schnell aufgrund von Zuverlässigkeitsproblemen. Als Notlicht eignet sich die Obulb aufgrund der der hohen Selbstentladung nur bedingt. Einfach rumliegen lassen geht nicht.
Offenlegung: Die hier getesteten Olight Obulbs wurden vom Autor auf eigene Kosten erworben. Die Philips Hue Go wurde leihweise von Signify zu Testzwecken zur Verfügung gestellt.