Zuckerbergs Versprechen zerschlagen: Metas neue App "Threads" ist Content-Friedhof und keine Twitter-Alternative
In einem Experiment hat der Journalist Ryan Broderick die neue App Threads von Meta ausgiebig getestet. Obwohl er keiner Person in dem sozialen Netzwerk folgte, war sein Feed dennoch mit großen Mengen an Inhalten gefüllt. Zwar hatte Mark Zuckerberg, Gründer von Threads und Facebook, großspurig verkündet, die App sei eine Alternative zu Twitter, doch der Algorithmus ähnelt sehr stark Instagram.
Solange man niemandem folgt, wird man mit diversen Empfehlungen von Konten, denen man nicht folgt überflutet, und bekommt häufiger Inhalte von Nutzern angezeigt, auf deren Posts man entweder einmal geklickt hat oder in deren Feed man etwas länger verweilt. Laut Broderick werde man von C-Promi-Videos überflutet und es fühle sich an wie auf einer schlechten Büroparty der 90er Jahre, die von der Personalabteilung organisiert wurde.
Es drängt sich der Verdacht auf, dass Threads nie als Alternative zu Elon Musks Twitter gedacht war, sondern eine Variante von Instagram im neuen Gewand ist, deren einziger Ehrgeiz darin zu bestehen scheint, Meta selbst zu vergrößern.
exhilarating stuff going on over on threads pic.twitter.com/qJPmwFaDbh
— p.e. moskowitz (@_pem_pem) July 6, 2023
Gehen wir ein wenig zurück. Das erste bekannte Social-Media-Netzwerk Myspace ging 2003 an den Start. Ein Jahr später kam Facebook auf den Markt und bot im Gegensatz zu seinem Konkurrenten auch einen Newsfeed für Nutzer mit E-Mail-Adressen von Universitäten an. Im Jahr 2009 überholte FB das populäre Myspace-Netzwerk und schaffte 2011 den chronologischen Newsfeed zugunsten der algorithmischen Ära ab.
Twitter hingegen startete 2006 als Treffpunkt für Nerds, die ersten Nutzer waren Blogger und Journalisten, die Inhalte eher gesellschaftspolitischer Natur. Während also auf Twitter Minderheiten mit entsprechenden Hashtags Druck auf die Machtstrukturen ausüben konnten, wurde FB zu einem Ort für den Verkauf von Gebrauchtmöbeln mit der größten Facebook-Seite für Live-Bingo in den USA.
Im Juni beispielsweise war der FB-Post mit der vierthöchsten Interaktion das Bild einer goldenen Kartoffel von einer Amazon-Dropshipping-Seite, unter dem die Nutzer mit „Amen“ kommentierten.
Und jetzt kommt Threads oder wie es Comedy-Autor Jason O. Gilbert beschreibt:
Threads fühlt sich an, als wenn ein lokales Restaurant, das man gerne mag, eine Filiale in einem Flughafen eröffnet.
Ein weiterer Nachteil ist die chaotische Registerkarte "Benachrichtigungen", die alles in einem unübersichtlichen Wirrwarr von Interaktionen auf dem Handy zusammenfasst. Doch das scheint kein Zufall zu sein, da es sich um ein Massenmarkt-Tool für Marken handelt, so der Sprecher von Coin Center, Neeraj Agrawal. Zwar hat Threads in der ersten Woche 30 Millionen Registrierungen erhalten - doch wenn es irgendetwas stürzen sollte, dann nicht Twitter, sondern Instagram.
Quelle(n)
Garbageday, Bild: Bing AI / DALL-E