Xiaomi Mi Electric Scooter 3 im Test: Bewährter E-Scooter mit zwei Kritikpunkten
Gerade haben wir Xiaomis Topmodell, den Electric Scooter 4 Pro, getestet, jetzt widmen wir uns mit dem Electric Scooter 3 quasi der abgespeckten, aber dafür leichteren Version. Diese hat kleinere Reifen, einen schwächeren Motor und einen kleineren Akku, wiegt dafür aber eben nur 13 statt 17 kg. Eine Straßenzulassung für Deutschland ist mit dabei.
Für etwa 550 Euro und der eher geringen Reichweite zählt das Modell zur oberen Einstiegsklasse oder unteren Mittelklasse und richtet sich an Kunden, welche kurze Wege zurückzulegen haben.
Electric Scooter 3 | Electric Scooter 4 Pro | Niu KQi3 Max | Eleglide Coozy | |
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Max. Reichweite (lt. Hersteller)/Akkukapazität | 30 km/275 Wh | 55 km/446 Wh | 65 km/608 Wh | 50 km/450 Wh |
Nennleistung/Höchstleistung | 300 W/600 W | 350 W/700 W | 450 W/900 W | 350 W/700 W |
Max. Steigfähigkeit | 14 % | 20 % | 20 % | 15 % |
Gewicht | 13,2 kg | 17,4 kg | 21,1 kg | 18,7 kg |
Bereifung | 8,5 Zoll | 10 Zoll | 9,5 Zoll | 10 Zoll |
Max. Traglast | 100 kg | 120 kg | 120 kg | 120 kg |
Preis | 550 € | 750 € | 900 Euro | 600 Euro |
Technische Daten - ABS und bis zu 600 W Vorderradantrieb
In Deutschland fährt natürlich jeder Scooter mit Straßenzulassung offiziell nur 20 km/h. Mit 300 statt 350 W fällt aber schon der Motor etwas kleiner aus als beim Topmodell und schafft so offiziell nur eine Steigung von 14 statt 20 Prozent. Den größten Unterschied gibt es allerdings bei der Reichweite: Xiaomi gibt an, dass man 30 km weit kommt. Diese Angabe haben wir weiter unten überprüft.
Merkmale | Mi Electric Scooter 3 |
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Akku | 36 V; 275 Wh |
Antrieb | Vorderradantrieb, 300 W (max. 600 W) |
Höchstgeschwindigkeit | 20 km/h (illegal tunbar) |
Reichweite laut Hersteller | 30 km |
Ladegerät | 71 Watt |
Traglast | 100 kg |
Abmessungen aufgebaut | 108 x 43,5 x 114 cm |
Abmessungen eingeklappt | 108 x 43,5 x 49 cm |
Bereifung | 8,5 x 2,1 Zoll, luftbereift |
Bremssystem | mechanische Scheibenbremse hinten mit eABS |
Gewicht | 13,2 kg |
Beleuchtung/Sicherheit | LED-Licht vorne und hinten, 6 Reflektoren |
sonstige Merkmale | App-Pflicht, Motorsperre |
Preis | 550 Euro |
Unboxing & Montage - Schneller Aufbau
Der Aufbau gestaltet sich schnell und unproblematisch. Lediglich die Lenkerstange muss noch aufgesteckt und mit vier Schrauben gesichert werden, ein passendes Werkzeug liegt bei.
Das war es auch schon, danach kann der E-Scooter ans Ladegerät, welches den Ladevorgang mit einer roten LED und dessen Abschluss mit einer grünen LED anzeigt.
Leider ist der Akku nicht entnehmbar, der Roller muss also immer in die Wohnung getragen werden, was angesichts des vergleichsweise geringen Gewichtes nicht allzu problematisch ist.
Zum Tragen kann der Roller natürlich eingeklappt werden. Der Haken der Klingel dient gleichzeitig als Feststellhaken für den Einklemmmechanismus. Damit der Scooter nicht während der Fahrt zusammenklappt, muss beim Falten zusätzlich noch ein Hebel aufgeklappt werden.
Aufbau, Ausstattung und Bedienung - App-Zwang und Datensammelwut
Neben dem Ladegerät und dem nötigen Werkzeug zum Vormontieren liegen noch ein Ersatzreifen sowie eine Ventilaufsatzverlängerung zum bequemeren Aufpumpen der Reifen als Zubehör in der Verpackung.
Der Scooter selbst besteht hauptsächlich aus dunkelgrauem Metall, die Trittfläche ist zusätzlich gummiert. Angenehm ist dabei sein relativ niedriges Gewicht von etwa 13 kg. So kann er zusammengeklappt leichter in die Wohnung zum Laden getragen werden als manches Konkurrenzmodell.
Die Verarbeitung und Stabilität wirken sehr hochwertig, Spaltmaße oder unsaubere Klebestellen fallen quasi nicht auf und selbst die Lenkerstange hat kein Spiel für Wackler. Die Lenkerstange ist nicht höhenverstellbar.
Bei unserem Modell dominiert die Farbe Dunkelgrau, das Design wird durch blaue Kabel und die blaue Bremse etwas aufgelockert. Wahlweise gibt es eine weiße Version mit orangen Farbakzenten.
In der Mitte befindet sich das langgezogene Display, welches uniform und nicht in Zonen aufgeteilt ist. Die Bedienung erfolgt durch nur einen Knopf. Hier wird an- und ausgeschaltet, per Zweifach-Druck zwischen den drei Fahrmodi (Schieben, Normal / D, Sport / S) gewechselt sowie die Lichter durch einmaliges Drücken aktiviert.
Außer der aktuellen Geschwindigkeit zeigt das Display noch den Lichtstatus, Fahrmodus, eventuelle Fehler, Bluetooth ja/nein und den Akkustand in Form von 5 Balken an. Für den Kilometerstand muss man wiederum die App bemühen. Einen Gesamtkilometerstand gibt es aber selbst dort nicht.
Für mehr Sicherheit soll die Motorsperre sorgen, wodurch sich der Roller nur gegen einen starken Widerstand schieben lässt, außerdem piept und blinkt der Roller dann. Das Piepen ist zumindest im Freien aber nicht besonders laut. Die Funktion ist nur über die App erreichbar.
Lichtausstattung
Über Blinker verfügt der Xiaomi-Scooter nicht und einhändig fahren ist laut Introvideo ja verboten und ist durch die dann sehr wackelige Lenkerstange auch nicht zu empfehlen. Wie zeigt man da Richtungswechsel an?
Das weißem Frontlicht leuchtet den Weg vor einem in praktikabler Entfernung gut aus. Hinten gibt es ein rotes Stand- und Bremslicht, welches gleichzeitig als Reflektor dient.
Weitere Reflektoren befinden sich vorne sowie als gelbe Reflektorstreifen jeweils links und rechts der beiden Räder.
App - Hier piept's wohl, Xiaomi?
Nach dem angenehm kurzen Aufbau kann man leider noch nicht problemlos losfahren. Xiaomi zwingt seine Kunden dazu die Mi Home App zu installieren. Ansonsten piept der E-Roller kontinuierlich und ist auf 10 km/h beschränkt - ein absolutes No-Go!
Die App ist zwar schnell installiert, dann muss man jedoch zunächst einen Mi Account anlegen. Hier gibt der Hersteller an diverse Daten wie Name, E-Mail, Adresse, Zahlungsmittel etc. zu speichern und auch an Tochterfirmen weiterzugeben, auch an Server in China. Immerhin an sonstige Dritte werden angeblich keine Daten übermittelt.
Zudem zwingt die App den Nutzer für die Ersteinrichtung zur Freigabe des Standortes und am besten noch der WLAN-Verbindung, um neue Geräte suchen und hinzufügen zu dürfen. Dabei erfolgt die Verbindung zum Scooter 3 per Bluetooth!
Ohne die Standortfreigabe findet die App den Roller nicht. Gibt man alles preis, so klappt die Verbindung via Bluetooth recht zügig. Dann wird man gezwungen ein Sicherheitsvideo zum Fahren mit dem Scooter bis zu Ende zu schauen, erst dann wird der vorher ausgegraute "Weiter"-Button aktiv und man kann das Fahrzeug endlich aktivieren. Erst dann hört das nervige und andauernde Gepiepe des Rollers auf und man darf mehr als 10 km/h fahren. Eine derartige Gängelung ist mir noch nicht untergekommen!
Dabei ließe sich auch auf die App verzichten, denn nach der erzwungenen Ersteinrichtung (oder eher Freischaltung) fährt der Roller auch ohne App-Verbindung. Wirklich viele Funktionen bietet die App ohnehin nicht, einzig das Rekuperationsverhalten (in 3 Schritten) und eventuell noch die Motorsperre sind von größerem Nutzen. Einen Gesamtkilometerstand gibt es nicht.
Fahrleistung und Komfort - Ohne Federung, dafür leicht
Die Testroute von etwa 10 km führte über asphaltierte Straßen, Berliner Fahrrad- und Parkwege. Höhenunterschiede gab es kaum, dafür etwas Wind bei jahreszeitbedingten 7 - 10 °C Außentemperatur. Das Fahrer-Bruttogewicht lag bei 72,6 kg.
Der Mi Scooter 3 besitzt drei Fahrmodi. Nur im höchsten Modus S kommt man auf 20 km/h, Im Modus D ist man auf maximal 15 km/h begrenzt, der Modus I ist nur zum Schieben gedacht.
Zum Anfahren muss der Scooter 3 angekickt und sogleich danach der Gashebel betätigt werden. Drückt man diesen zu früh, passiert nichts.
Die maximale Geschwindigkeit wird unter normalen Bedingungen ganz gut gehalten, kleinere Steigungen oder Gegenwind steckt der Einstiegsroller ebenfalls recht gut weg, allerdings nur mit vollem Akku (siehe unten).
Übrigens muss man die ganze Zeit den gummierten Daumengashebel gedrückt halten, einen "Tempomat" wie im Coozy gibt es leider nicht. Der Wendekreis ist mit 2,2 m recht groß, der leichte Roller macht dennoch einen wendigen Eindruck.
Ein Kritikpunkt ist, dass der E-Roller nicht gefedert ist. Bei unebenem Pflaster spürt man jede Bodenwelle, da die Luftreifen nur bedingt abfedern, zumal diese etwas kleiner sind als beim Pro-Modell, dem Coozy oder dem Niu KQi3.
Dummerweise machte die App wieder Zicken und zeigte direkt nach der 10-km-Fahrt einfach mal an, dass der Roller jetzt über 10 Tage lang nicht bewegt wurde und der Akku daher in den Schlafmodus versetzt wird - aha, 10 Tage nicht bewegt - wir haben schnell die Bluetoothverbindung gekappt, um die letzten Meter nach Hause nicht schieben zu müssen.
Beschleunigen und Bremsen
Im Modus S geht es durchaus ordentlich los, die Beschleunigung ist mindestens ausreichend. Die Höchstgeschwindigkeit von 20 km/h wird nach dem Kickstart in etwa 5 Sekunden erreicht. In 3 Sekunden ist man bei 15 km/h. Das Pro-Modell zieht durch seinen etwas stärkeren Motor insbesondere von 5 auf 20 km/h einen Tick flotter an (- 1,5 s). Der Scooter 3 bewegt sich beim Beschleunigen auf einem Niveau mit dem Eleglide Coozy.
Steigungen überwindet der Scooter 3 sehr abhängig vom aktuellen Akkustand. Ist der Roller voll, so fährt man auch Brücken beinahe mit Vollspeed hoch, fehlen nur 2 von 5 Balken, lässt die Leistung bereits nach.
Beim Bremsen liegt unser Testmodell auf Augenhöhe mit dem Pro-Modell und kann zumindest den Konkurrenten von Eleglide schlagen, dessen Bremswege deutlich länger sind. Der Mi-Scooter hat zwar nur einen Bremshebel, zusätzlich zur mechanischen Scheibenbremse hinten greift hier jedoch noch elektronisches ABS am motorisierten Vorderrad ein. Beim Bremsen aus 20 km/h steht der Rolle in knapp über 3 m. Deutlich besser ist nur der Niu KQi3 Max.
Akku und Laden - Früher Schluss als erhofft und Leistungsminderung
Der 275 Wh große Akku soll laut Hersteller für etwa 30 km reichen. Wir kommen im 20-km/h-Modus bestenfalls auf 20 km, eher weniger. Natürlich wirken sich unsere winterlichen Testbedingungen eher ungünstig aus. Aber selbst 20 km sind noch sehr optimistisch und eher für den Sommer gerechnet.
Denn die Fahrleistung wird stetig eingeschränkt und auch die Akkuanzeige könnte optimiert werden. Nur bei vollem Akku beschleunigt der E-Scooter maximal, schon bei nur drei von 5 Akkustrichen in der Anzeige braucht der Roller mehr Zeit, um auf 20 km/h zu kommen und agiert selbst bei leichten Anstiegen merklich kraftloser.
In der Anzeige beginnt irgendwann ein Balken zu blinken bis er verschwindet. Schon bei drei Balken sinkt die Motorleistung, mit zwei Balken fährt der Scooter mit Ach und Krach noch 15 km/h. Wenn der vorletzte Balken auch verschwindet, kommt man noch auf 9 km/h, bevor man ganz stehen bleibt, ohne dass der letzte Balken auch nur geblinkt hätte, geschweige denn verschwunden wäre.
Meine 10-km-Tour ließ die Akkulaufzeit von 75 auf 25 Prozent schrumpfen. Die 50 Prozent ließen sich rechnerisch also auf 20 km verdoppeln, allerdings geht unterhalb von 25 Prozent kaum noch etwas, erstens weil die Leistung arg gedrosselt wird und zweitens weil der Roller dann auch bald ganz stehen bleibt. Realistisch hält der E-Scooter bei 7 bis 10 °C also nur 15 bis 18 km durch.
Dadurch gerät man schon bei 3 von 5 Balken leicht in Panik, vor allem, wenn sich diese im Winter bereits nach 6 bis 8 Kilometer einstellen. Insgesamt ist die Reichweite und die dadurch bedingte Leistungsdrosselung die große Enttäuschung am Mi Electric Scooter 3. Der Akku ist schlicht zu klein, derart frühe Leistungsabstriche schmälern das Fahrvergnügen beträchtlich. So sollte jede Fahrt vorher geplant werden. Im Netz, insbesondere bei YouTube, gibt es diverse Anleitungen, wie man Zusatzakkus anschließt, aber das ist mit nicht unerheblichen Kosten für den Zusatzakku sowie Aufwand verbunden.
Selbst die höchste Stufe der Rekuperation, also der Energierückgewinnung beim Bremsen durch den Motor, ändert an der schmalen Reichweite herzlich wenig. Der kürzlich ebenfalls getestete Xiaomi Electric Scooter 4 kommt bei uns auf etwa 45 km, kostet aber auch etwa 200 Euro mehr.
Da der Akku nicht komplett leer wird, messen wir auch nicht die volle Wh, die wir beim Aufladen reinpumpen.
Edit: Nach einem Firmware-Update veränderte sich das Akkuverhalten. Der letzte Balken blinkt nun rot, wenn der Roller fast leergefahren ist. Die Leistung wird nach wie vor stark eingeschränkt, allerdings nicht mehr zwangsläufig die Geschwindigkeit, welche nun einfach von der Leistung abhängt. Bei günstigen Bedingungen (leicht bergab, kein Gegenwind) kann der Roller jetzt auch bei nur 1 Strich auf 18 oder 20 km/h kommen.
Pro
Contra
Fazit - Fehlende Ausdauer schmälert das Vergnügen
Der Mi Electric Scooter 3 ist gut verarbeitet, leicht und lässt sich gut tragen. Außerdem ist er spritzig, schnell und macht Spaß - allerdings nur bei in den oberen 60 bis 100 Prozent Akkustand.
Unterhalb von 60 Prozent wird die Leistung auch im sogenannten "Sportmodus" sukzessive limitiert. Das schmälert den Fahrspaß, zumal es dennoch nicht annähernd für die vom Hersteller postulierte Reichweite reicht. Unter 20 km Reichweite machen spätestens jede zweite Fahrt zur unangenehmen Zitterpartie.
Ein echtes No-Go ist, dass man rund 550 Euro auf den Tisch legt und dann einen E-Scooter bekommt, der auf 10 km/h beschränkt ist und die ganze Zeit piept bis man die Zwangsapp installiert!
Der Mi Electric Scooter 3 kann über seine gute Verarbeitung, das geringe Gewicht und auch seine Fahreigenschaften überzeugen - allerdings schränkt der kleine Akku den Fahrspaß sowie die Leistung (zu) schnell ein. Die Zwangsapp geht gar nicht!
Mehr Reichweite und einen etwas stärkeren Motor bekommt man ebenfalls bei Xiaomi mit dem Electric Scooter 4 Pro. Dieser hält mindestens 45 km durch, kostet aber auch 200 Euro mehr, was angesichts des Gewinns jedoch angemessen ist. Bastellösungen mit Zusatzakkus für den Scooter 3 dürften ähnlich teuer sein und profitieren nicht vom stärkeren Motor. Angesichts dessen erscheint uns der Preis von etwa 550 Euro etwas zu hoch, trotz der guten Verarbeitung. Daher empfiehlt sich auch ein Blick auf das Modell 1S von Xiaomi, welches nahezu gleich ist, aber nur etwa 400 Euro kostet. Dafür ist der Motor nochmals leicht schwächer.
Transparenz
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Preis und Verfügbarkeit
Auf der Xiaomi-Webseite für Deutschland kostet der Scooter 3 aktuell rund 500 Euro. Vergleichsportale listen ihn durch Angebote bei eBay & Co teils schon für rund 460 Euro. Dabei gibt es noch eine Lite-Version, welche etwas weniger kostet und noch weniger Reichweite hat - offiziell 20 km!