Wooting 80HE im Test: Gaming-Tastatur mit Hall-Effekt, kaum Einschränkungen und fast vollkommenen Anpassungsmöglichkeiten
Wooting hat kürzlich die Wooting 80HE mit den neuen, überarbeiteten Lekker V2 Hall-Effekt-Switches vorgestellt. Abgesehen vom unorthodoxen 80 %-Layout behauptet Wooting, dass die neue Tastatur einige beeindruckende Verbesserungen für Gamer und Tastatur-Enthusiasten bereithält. Bleibt die Frage, ob Wootings 220 Euro teure Gaming-Tastatur in Bezug auf Verarbeitungsqualität, Gaming-Funktionen sowie das entscheidende Klang- und Tippgefühl überzeugen kann
Erste Eindrücke und Zubehör
Es ist offensichtlich, dass Wooting viel Wert auf die Verpackung gelegt hat. Alles ist umweltfreundlich und entweder recycelbar, kompostierbar oder zumindest teilweise aus recycelten Materialien gefertigt, von der relativ schlichten Wellpappschachtel mit der cleveren monochromen Drucktextur bis hin zu den kleinen Tüten für das Zubehör. Dieses umweltfreundliche Konzept zieht sich wie ein roter Faden durch das Design des Wooting 80HE, und das betrifft nicht nur die Verpackung. Neben der Wooting 80HE-Tastatur, die unter einer Einweg-Staubschutzhülle präsentiert wird, legt Wooting eine Kombination aus Tastenkappen- und Schalterabzieher bei, ein dickes, geflochtenes USB-Typ-C-auf-Typ-C-Kabel, einen transparenten USB-Typ-C-auf-Typ-A-Adapter, eine Handvoll zusätzlicher Navigationstastenkappen, eine zusätzliche Supertastenkappe mit Wooting-Logo, drei Sätze einrastbarer Gummifüße zur Höhenanpassung sowie drei zusätzliche Wooting Lekker L60 V2-Schalter und einen leichteren Lekker L45 V2-Schalter als Extra.
Der Tastenkappen- und Schalterabzieher besteht aus Kunststoff, ist jedoch stabil, und der Schalterabzieher wurde so konzipiert, dass er auch zum Auseinandernehmen der Lekker V2-Schalter verwendet werden kann. Die zusätzlichen Gummifüße ermöglichen es, die Tastatur in einem Winkel von 2,8, 6 und 10 Grad aufzustellen und sind fest mit dem Gehäuseboden verbunden. Allerdings neigen sie dazu, sich zu lösen, wenn man die Tastatur etwas zu unvorsichtig in einen Rucksack packt.
Gehäuse, Tastenkappen und Verarbeitungsqualität
Die Tatsache, dass das Gehäuse des Wooting 80HE komplett aus ABS-Kunststoff besteht, lässt sich nicht beschönigen, obwohl dies einige Vorteile bietet. Zum einen besteht es zu 65 % aus PCR-Kunststoff (Post-Consumer-Recycling), was ein gewisses Maß an Nachhaltigkeit im Design beweist. Ein weiterer Vorteil – oder Nachteil, je nach Geschmack – des Kunststoffgehäuses ist, dass es ein durchsichtiges Design ermöglicht, das dem 80HE eine gewisse Retro-Game-Boy-Ästhetik verleiht.
Das durchsichtige PCR-Gehäuse ist in zwei Farbvarianten erhältlich: der dunkleren PCR-Ghost und der helleren PCR-Frost. Wer der Meinung ist, dass das durchsichtige Plastikgehäuse billig oder kitschig wirkt, kann im Wooting-Konfigurator ohne Aufpreis auch ein solides schwarzes Gehäuse aus Kunststoff wählen. Zusätzlich gibt es ein Gehäuse aus Zinklegierung mit schwarzer Eloxierung oder rohem Finish (nur mit dem günstigeren 80HE-Selbsteinbaumodul erhältlich) für ~85 Euro Aufpreis, das auch eine Reisetasche enthält.
Unser Testmodell enthielt weder das Zinklegierungsgehäuse noch das Reiseetui, sodass wir uns nicht zur Haltbarkeit, Ästhetik, Qualität oder Verarbeitung des Zinkgehäuses äußern können. Auf dem Wooting-Discord-Server berichten jedoch einige 80HE-Besitzer, dass die Oberfläche des Zinkgehäuses anfällig für Kratzer ist. Dies sollte man bedenken, bevor man sich für das Zinkgehäuse entscheidet.
Unser Test fand über einen Zeitraum von drei Wochen statt. Während dieser Zeit stand das Wooting 80HE auf Schreibtischen und wurde mehrfach in Rucksäcken transportiert, zusammen mit Metall-Tablet-Ständern, Schlüsseln und Edelstahl-Wasserflaschen. Es befindet sich immer noch in tadellosem Zustand, was für die Haltbarkeit der matten Oberfläche des ABS-Gehäuses spricht. Die Oberfläche des Kunststoffgehäuses ist sehr robust und lässt sich bei normalem Gebrauch nicht verbiegen. Beim Verdrehen des Gehäuses sind jedoch einige Knarrgeräusche zu hören, und es zeigt eine gewisse Durchbiegung – das stellt jedoch kein ernsthaftes Problem dar, da man es im normalen Gebrauch kaum verdrehen wird.
Das Wooting 80HE verfügt über eine RGB-Beleuchtung pro Taste, die durch nach Norden gerichtete LEDs erzeugt wird, kombiniert mit durchscheinenden, doppelt beschichteten PBT-Tastenkappen. Die helle RGB-Hintergrundbeleuchtung verleiht der 80HE eine leuchtende Gamer-Ästhetik, die dank des lichtdurchlässigen Gehäuses auch auf die Oberfläche neben der Tastatur abstrahlt. Das Gehäuse selbst streut die RGB-Beleuchtung zu einem sanften Glühen auf dem Tastaturdeck. Wenn man die RGB-Beleuchtung auf etwa 20–30 % Helligkeit herunterstellt, wird das Leuchten merklich schwächer, ohne dass die Lesbarkeit der Tastenbeschriftung in einem dunklen oder schwach beleuchteten Raum beeinträchtigt wird.
Die Tastenkappen selbst fühlen sich solide an, mit einer subtilen Textur auf der Oberfläche. Die Beschriftung ist zentriert, und die Beleuchtung ist über alle Tasten hinweg, einschließlich der Modifier-Tasten, konsistent. Die Schriftart auf den Tastenkappen ist ebenfalls nicht die typische kantige Gamer-Variante, was der Tastatur einen sauberen, fast professionellen Look verleiht – besonders, wenn die RGB-Beleuchtung auf weiß eingestellt oder ausgeschaltet ist.
Neu gestaltete Hall-Effekt-Schalter und ein ABS-Gehäuse mit hervorragendem Tippgefühl
Frühe Hall-Effekt-Tastaturschalter, insbesondere die Lekker-Schalter von Wooting, standen in dem Ruf, aufgrund ihrer Konstruktion etwas kratzig und wackelig zu sein. Für die Wooting 80HE hat Wooting seine Lekker-Schalter überarbeitet und die Lekker L60 V2 und L45 V2 zusammen mit der neuen Tastatur auf den Markt gebracht. Der Standardschalter Lekker L60 V2 hat eine Anfangsbetätigungskraft von 40 gf und erreicht seinen Tiefpunkt bei 60 gf, daher der Name. Insgesamt kann das Tippen auf der L60 V2 anfangs etwas ermüdend sein, besonders wenn man leichtere Schalter gewohnt ist, aber man gewöhnt sich schnell daran. Der etwas höhere Widerstand ist nützlich, wenn man spielt und einen gewissen Widerstand für die genaue Steuerung des analogen Eingangs benötigt.
Wooting meint, dass es „so viel Schmiermittel wie möglich in die Schalter gegeben hat, ohne die Leistung zu beeinträchtigen“, und das scheint auch der Fall zu sein, denn die Lekker L60 V2-Schalter in unserem Testmuster funktionierten während der gesamten Dauer unserer Tests gleichmäßig. Wenn es nach unserem Testgerät geht, sind die Lekker L60 V2 Schalter arbeiten ohne Probleme und sind gleichbleibend. Wenn Sie wirklich danach suchen und die Tastatur in einem ruhigen Raum an Ihr Ohr halten, werden Sie ein leichtes Kratzen hören, aber es braucht eine sehr sensible Hand, um es beim Tippen und im täglichen Gebrauch zu bemerken.
Direkt nach dem Auspacken waren die Lekker L60 V2-Schalter leichtgängig, obwohl sie sich anfangs etwas steif anfühlten – und das nicht nur aufgrund der 60 Gramm Kraft, die zum Drücken der Tasten erforderlich sind. Nach etwa einer Woche intensiver Nutzung schienen die Schalter jedoch etwas eingefahren zu sein, wodurch sich das Schmiermittel gut setzen konnte, was zu einem gleichmäßigen Gefühl auf allen Tasten führte, ohne Klebrigkeit oder unangenehme Empfindungen.
Seltsamerweise scheint Wootings neue Politik der Schalterschmierung dazu geführt zu haben, dass bei unserem Testgerät etwas Schmiermittel auf der Schalterplatte gelandet ist. Ob es aus dem Schaltergehäuse austritt oder einfach während der Produktion seinen Weg nach außen gefunden hat, ist jedoch unklar.
Die Wooting 80HE ist mit einer Silikondichtung versehen, die die Schalterplatte und die Hauptplatine der Tastatur über ein Silikonpolster im Gehäuse miteinander verbindet. Auch wenn das Tippgefühl nicht so weich und gepolstert ist, wie man es von einer vollständig maßgefertigten mechanischen Tastatur erwarten würde, sorgt die Dichtung für eine gute Balance zwischen dem weichen Gefühl, das man beim Tippen haben möchte, und dem steifen, reaktionsschnellen Gehäuse, das für eine Gaming-Tastatur gewünscht wird. Die weiße Silikondichtung ist durch die durchsichtigen Seiten des PCR-Ghost- und PCR-Frost-Gehäuses sichtbar, was entweder als ästhetischer Alptraum oder als interessanter Designhinweis betrachtet werden kann.
Tippgeräusch
Das Tippgeräusch einer Tastatur ist völlig subjektiv – manche bevorzugen ein tiefes Klopfen, andere einen poppigen Klang. Die Wooting 80HE folgt weitgehend den aktuellen Tastaturtrends und verfügt über eine Polycarbonat-Schalterplatte, Gehäuseschaum unter der Platine, schraubbare Stabilisatoren und eine Silikonfolie zwischen Platte und Platine, um das Tippgeräusch und -gefühl zu dämpfen. Die Klangsignatur der Wooting 80HE bewegt sich irgendwo zwischen einem klackernden und einem poppigen Klang, wobei die linearen Schalter und das geschlossene Gehäuse sie im Allgemeinen recht leise machen.
Beim Tippen auf die Wooting 80HE stellt die Leertaste das Hauptproblem dar, insbesondere im Vergleich zu dem gedämpften, leicht poppigen Klang der übrigen Tasten. Während die Stabilisatoren ihren Job gut erledigen, antwortet die Leertaste auf Tastendrücke mit einem lauten, echoartigen Ping und einem ziemlich starken Klappern der Stabilisatoren. Das Ausfahren der Leertaste ist kein Problem, auch wenn es ein leichtes Echo gibt, aber das Zurückkehren und Ausfahren ist äußerst störend. Nachfolgend finden Sie eine kurze Hörprobe des Klangprofils der Wooting 80HE und der lauten Leertaste.
Da es sich um eine mechanische Premium-Tastatur handelt, gibt es zahlreiche Vorschläge zur Behebung der rasselnden, klemmenden Leertaste der Wooting 80HE. Die bevorzugten Lösungen bestehen häufig darin, die Stabilisatoren zu schmieren und die Leertaste mit einer Schaumstoffschicht oder einer Wetterdichtung zu füllen, um den Klang zu dämpfen und das Echo zu reduzieren.
Obwohl die Wooting 80HE in erster Linie als Gaming-Tastatur konzipiert wurde, ist es nicht unangemessen zu erwarten, dass eine Tastatur, die fast oder mehr als 220 Euro kostet, auch in puncto Tippgeräusch überzeugt – besonders im Jahr 2024, wo uns so viele Anpassungsoptionen zur Verfügung stehen. Abgesehen davon modifizieren die Nutzer von Premium-Tastaturen ihre Geräte ohnehin gerne nach ihren eigenen Vorstellungen, und die Leertaste gilt weithin als die am schwierigsten zu modifizierende Taste.
Wooting hat zwar keine offizielle Änderungsempfehlung für die störende Leertaste, jedoch viel Feedback dazu erhalten und verspricht, dieses bei zukünftigen Produktversionen zu berücksichtigen.
Spielfunktionen
Eines der größten Verkaufsargumente für Gaming-Tastaturen mit Hall-Effekt sind ihre vielfältigen Gaming-Funktionen. Wooting, als Pionier im Bereich der Hall-Effekt-Tastaturen, bietet nahezu alles, was man sich von einer solchen Tastatur erwarten kann. Die Wooting 80HE ist zunächst einmal nur kabelgebunden, um eine minimale Latenz zu gewährleisten. Sie bietet sowohl 8.000 Hz Polling- als auch 8.000 Hz Scan-Rate, was sie in Spielen äußerst reaktionsschnell machen sollte. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass weder die 8.000 Hz Abtastrate noch die 8.000 Hz Polling-Rate standardmäßig aktiviert sind. Beide können in der Webanpassungs-App Wootility v5 von Wooting aktiviert werden. Der Tachyon-Modus, der die hohe Abtastrate ermöglicht, ist direkt auf der Startseite der Wootility-App verfügbar – allerdings wird durch die Aktivierung dieser Funktion die beeindruckende Gamer-RGB-Beleuchtung auf 70 % reduziert, um die Eingabelatenz zu priorisieren. Die 8-kHz-Polling-Rate ist standardmäßig im Einstellungsmenü von Wootility v5 aktiviert.
Die Wooting 80HE bietet so viele spielspezifische Funktionen, dass man einen ganzen Artikel darüber schreiben könnte. Hier sind jedoch die Grundlagen:
Einstellbarer Betätigungspunkt: Die Schalter können direkt bei der ersten Betätigung reagieren, wodurch die Eingaben empfindlicher und reaktionsschneller werden.
Rapid Trigger: Diese Funktion erlaubt es Ihnen, eine Taste zu betätigen, bevor Sie den vorherigen Tastendruck vollständig loslassen. Im Gegensatz zu herkömmlichen mechanischen Schaltern mit festem Rücksetzpunkt ermöglicht dies schnelle, präzise Bewegungen.
Rappy Snappy und Snappy Tappy (SOCD): Diese beiden Funktionen arbeiten zusammen und überwachen zwei Tasten, die gleichzeitig gedrückt werden. Je nachdem, welche Taste zuletzt gedrückt wurde, wird diese aktiviert, oder die zuletzt losgelassene Taste wird aktiviert. Diese Funktionen sind besonders nützlich in schnellen FPS-Spielen, können jedoch in einigen Spielen wie Counter-Strike 2 zu einem Rauswurf führen.
Analoge Eingabe und Controller-Zuordnung: Mit dieser Funktion können Sie die Tastatur praktisch als Controller einrichten.
Viele dieser spielspezifischen Funktionen können einem sehr kompetenten Spieler einen echten Wettbewerbsvorteil verschaffen, aber sie erfordern auch eine gewisse Eingewöhnung. Besonders die Controller-Zuordnung kann tricky sein, da die Unterstützung in Spielen nicht immer garantiert ist.
Wootility v5: Beeindruckende Funktionen, aber frustrierende Einschränkungen
Abgesehen von der Zuweisung normaler Zeichen ermöglicht Wooting eine umfangreiche Anpassung der Tastatur. Sie können jede Ebene mit einer Vielzahl von F13+-Zeichen, Systemfunktionen und sogar Mausklicks belegen, was eine tiefe Individualisierung ermöglicht. Die größte Enttäuschung bei der Anpassung und Belegung des Wooting 80HE ist jedoch der begrenzte alphanumerische Zeichensatz und das Fehlen einer Makrofunktion. Zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Artikels bietet Wooting keine Möglichkeit, Makros oder Sonderzeichen wie Bindestriche (en und em), alternative Sprachsymbole (wie das Delta-Zeichen) oder das Gradsymbol (°) zuzuweisen. Das Hinzufügen dieser Symbole, idealerweise ergänzt durch eine vollständige Unicode-Bibliothek und grundlegende Makrofunktionen, würde viele der Einschränkungen bei der Windows-Tastatureingabe ausgleichen und Wootility auf das Niveau von QMK/VIA heben.
Nichtsdestotrotz ist die Mod Tap-Funktion besonders nützlich, um Tasten neu zu belegen, ohne ihre ursprüngliche Funktionalität zu verlieren. Mod Tap erkennt einen Tastendruck, wenn Sie die Taste antippen, und einen alternativen Tastendruck, wenn Sie die Taste gedrückt halten.
Für die fehlende Makrofunktionalität und die eingeschränkte Neuzuordnung bietet Wooting eine etwas umständliche Lösung über die Ebenenfunktion und die dynamischen Tastenanschläge. Dabei wird die in das Betriebssystem integrierte Funktion zur Eingabe von Sonderzeichen genutzt. Sie können mit einem einzigen Tastendruck bis zu vier verschiedene Eingaben an das Betriebssystem senden, indem Sie eine andere Taste gedrückt halten. Unter Windows könnten Sie zum Beispiel das Grad-Symbol eingeben, indem Sie die Alt-Taste gedrückt halten und dann die Ziffern 2, 4 und 8 eingeben.
In der Praxis bedeutet dies, dass Sie die Tasten in der Reihenfolge der gewünschten Tastenkombination zuweisen, und dann die Kombination aus Fn+Alt und der zugewiesenen Tastenkombination verwenden. Diese Methode ist zwar funktional und ermöglicht das Speichern auf der Tastatur, ohne zusätzliche Software oder Profile für unterschiedliche Systeme zu benötigen, doch könnte es für Benutzer, die zwischen verschiedenen Betriebssystemen wechseln, problematisch sein. macOS, Windows und Linux handhaben Sonderzeichen unterschiedlich, was diese Lösung weniger flexibel macht.
In Gesprächen mit Wootings Partnership Lead, Max Janssen, bestätigte er, dass Wooting, abgesehen von den technischen Herausforderungen, On-Board-Makros aus einem weiteren Grund vermieden hat. Da die Wooting 80HE in erster Linie als Gaming-Tastatur konzipiert wurde, wollte Wooting das Cheaten über Makros nicht fördern. Diese Entscheidung erscheint vernünftig, da Hall-Effekt-Tastaturen bereits vielfach Kritik von Spielern und Gaming-Ligen erhalten haben, die deren besondere Funktionen als „de facto Betrug“ betrachten.
Hall-Effekt-Switches und die unendlichen Möglichkeiten der Individualisierung
Die Hall-Effekt-Schalter Lekker L60 sind so etwas wie die Superkraft für die Anpassung der Wooting 80HE. Sie ermöglichen nicht nur Funktionen wie Analogeingabe, Rapid Trigger, Mod Tap, Dynamic Key Stroke und Simultaneous Opposing Cardinal Directions (SOCD), sondern auch die Anpassung des Betätigungspunkts pro Taste. Das ist nicht nur für Gamer nützlich. Auch Tipper und Produktivitätsfanatiker können die Optionen für den Betätigungspunkt nutzen, um versehentliche Tastendrücke zu vermeiden und die Tasten so einzustellen, dass sie mit schwächeren Fingern gedrückt werden und einen geringeren Weg benötigen, bevor ein Tastendruck registriert wird. Wenn Sie beispielsweise dazu neigen, versehentlich auf die Eingabetaste zu tippen, wenn Sie versuchen, ein Anführungszeichen oder Apostroph hinzuzufügen, können Sie die Eingabetaste so einstellen, dass sie einen vollen Hubweg von 4 mm benötigt, bevor ein Tastendruck registriert wird.
Mit den Hall-Effekt-Schaltern können Sie den Betätigungspunkt in Schritten von 0,1 mm bis 4 mm einstellen, sodass Sie viel Spielraum haben. Wenn Sie Ihre Tastatur über einen längeren Zeitraum verwenden, sollten Sie einige Zeit mit dem Testen verbringen, um herauszufinden, welche Tiefe für Sie am besten geeignet ist. Eine geringere Auslösetiefe kann Ermüdungserscheinungen entgegenwirken, während ein größerer Vorlaufweg besonders für ungeschickte Tipper nützlich ist. Während andere Hall-Effekt-Tastaturen mit höherer Empfindlichkeit werben und einige sogar eine Granularität von bis zu 0,01 mm bei der Einstellung des Tastenanschlags bieten, hat sich Wooting aus Gründen der Zuverlässigkeit für eine Einstellung von 0,1 mm entschieden.
Nachdem wir die 0,1-mm-Einstellungsschritte ausgiebig getestet haben, fällt es schwer, Wootings Logik zu widersprechen. Selbst bei 0,1 mm erfordert es ein gewisses Maß an Kontrolle und Fingerkalibrierung, um eine Taste genau bis zu einer bestimmten Tiefe zu drücken. Im täglichen Gebrauch ist das zwar kein großes Problem, aber einige Tasten – insbesondere die stabilisierten Tasten (Enter, Leertaste, Umschalttaste und Rücktaste) – bleiben kurz vor ihrem vollen Hubweg von 4 mm stehen, wenn sie in einer Ecke gedrückt werden. Während die Wooting 80HE in einer solchen Situation einen 4 mm langen Tastendruck möglicherweise noch mit 3,99 mm registriert, wäre das bei einer Tastatur mit 0,01-mm-Abstufung sicherlich nicht der Fall.
Eine eigenwillige RGB-Lichtleiste mit ungenutztem Potenzial
Eines der einzigartigen Merkmale des Wooting 80HE ist die LED-Leiste – Wooting nennt sie in der Wootility Web-App „LED-Anzeige“. Sie kann verwendet werden, um verschiedene Effekte anzuzeigen, wobei die meisten davon eher spielerischer Natur sind. Sie können die LED-Leiste des Wooting 80HE als Tastendruck-Wegmesser und Rapid-Trigger-Anzeige verwenden, was eine nützliche Möglichkeit sein könnte, sich mit diesen Funktionen vertraut zu machen. Die bei weitem nützlichsten Funktionen der LED-Anzeige sind jedoch die Anzeige der Systemlautstärke und der RAM-Nutzung. Für beide Funktionen müssen jedoch Hintergrundprogramme auf dem System laufen, die Wooting bislang nicht freigegeben hat.
Wenn der Wooting 80HE ein Firmware-Update benötigt, fungiert die LED-Leiste als Fortschrittsbalken, der sich von links nach rechts füllt, während das Firmware-Update durchgeführt wird.
Bonusrunde: Überraschungen und eine lange Garantie
Etwas, das man erst wirklich bemerkt, wenn man den Wooting 80HE verwendet – es sei denn, man nimmt ihn auseinander und inspiziert ihn gründlich vor der Nutzung – sind die Überraschungen, die überall auf dem Board verstreut sind. Von kleinen Kritzeleien auf der Platine bis hin zu den Unterschriften des Wooting-Teams auf der Innenseite der Gehäuseunterseite: Es ist deutlich, dass Wooting dem Wooting 80HE viel Liebe zum Detail gewidmet hat. Das Unternehmen steht auch hinter seinem Produkt und bietet eine vierjährige Herstellergarantie sowie eine zweijährige Garantie auf die LEDs.
Pros
+ helle RGB-Hintergrundbeleuchtung
+ robuste Verarbeitungsqualität und lange Garantieleistungen
+ hervorragender Software-Support mit hohem Anpassungsgrad
+ Unterstützung für macOS, Windows und Linux
+ umfangreiche Spielefunktionen
+ ordentliche, scharfe Tastenbeschriftung und insgesamt gutes Tippgefühl und -geräusch
Cons
– begrenzte Makros auf der Tastatur
– uneinheitliches Gehäusematerial
– begrenzter Zeichensatz für die Neuzuordnung
– laute, klapprige Leertaste
– schwere, lineare Tastenschalter sind gewöhnungsbedürftig
– silikonfüße lösen sich leicht ab
Fazit
Mit einem Preis von 220 Euro ist die Wooting 80HE eine teure Gaming-Tastatur, selbst im Vergleich zu anderen Hall-Effekt-Tastaturen. Doch die solide Verarbeitungsqualität, die zahlreichen Anpassungsmöglichkeiten, der umfassende Funktionsumfang, das umweltbewusste Design und die lange Garantie rechtfertigen diesen Preis. Die leicht verständliche Software mit hilfreichen Tooltips, die erklären, wie die einzelnen Funktionen zu verwenden sind, macht die Mängel bei den Anpassungsmöglichkeiten wett und bietet eine äußerst positive Nutzererfahrung. Zwar gab es Probleme mit dem Klangprofil der Leertaste, doch dieses lässt sich mit kleinen, nicht destruktiven Modifikationen leicht beheben.
Auch wenn die Wooting 80HE keine perfekte Tastatur ist, bietet sie ein gutes Verhältnis zwischen Größe und Flexibilität sowie eine Fülle von Funktionen für Gamer, Vielschreiber und Tastaturliebhaber.
Wir sind der Meinung, dass die Wooting 80HE ihren Preis rechtfertigt, aber es gibt günstigere Alternativen, wie die NuPhy Air60 HE. Allerdings bieten diese Alternativen fast alle weniger Anpassungsmöglichkeiten, kürzere Garantiezeiten und eine schwächere Softwareerfahrung als die Wooting 80HE.
Es sollte auch beachtet werden, dass es für Nicht-Gaming-Enthusiasten bessere Tastaturen gibt, die dank QMK/VIA-Unterstützung bessere Anpassungsmöglichkeiten bieten – und das teilweise zu niedrigeren Preisen.
Preis und Verfügbarkeit
Die Wooting 80HE ist derzeit ausschließlich im Wooting-Store erhältlich. Der Preis beginnt bei 220 Euro für den kompletten Aufbau mit einem PCR-Gehäuse und steigt auf 299 Euro mit dem Zinklegierungsgehäuse. Beachten Sie, dass sich die Wooting 80HE noch in der frühen Produktionsphase befindet, sodass es einige Zeit dauern kann, bis die Bestellungen ausgeliefert werden. Bestellungen, die zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Artikels eingehen, sollen Mitte Dezember versandt werden.
Transparenz
Die Auswahl der zu testenden Geräte erfolgt innerhalb der Redaktion. Das vorliegende Testmuster wurde dem Autor vom Hersteller unentgeltlich zu Testzwecken überlassen. Eine Einflussnahme auf den Testbericht gab es nicht, der Hersteller erhielt keine Version des Reviews vor der Veröffentlichung. Es bestand keine Verpflichtung zur Publikation. Unsere Reviews erfolgen stets ohne Gegenleistung oder Kompensationen. Als eigenständiges, unabhängiges Unternehmen unterliegt Notebookcheck keiner Diktion von Herstellern, Shops und Verlagen.