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Winziges Hörgerät ist kleiner als ein Reiskorn und wird am Innenohr implantiert

Mikrofone und externe Batterien könnten bald der Vergangenheit angehören. (Bildquelle: pexels/Brett Sayles)
Mikrofone und externe Batterien könnten bald der Vergangenheit angehören. (Bildquelle: pexels/Brett Sayles)
Noch ist es ein Prototyp, aber das winzige Gerät hört genau dort zu, wo der Schall eintrifft, und benötigt keine weiteren Komponenten. Die Vorteile für Hörgeschädigte könnten enorm ausfallen.

Eine Forschungsgruppe des MIT, der Harvard Medical School und Columbia University hat ein winziges, piezoelektrisches Mikrofon vorgestellt. Es wird gänzlich implantiert und lauscht direkt an den Gehörknöchelchen.

Es stellt damit eine deutliche Verbesserung zu aktuellen Modellen dar. Insbesondere das externe Mikrofon bringt eine Reihe Nachteile mit sich. Nicht nur sind Aktivitäten wie Schwimmen nur mit Einschränkungen möglich.

Vor allem leidet die Natürlichkeit der Aufnahme. Es fehlt die Dämpfung durch das äußere Ohr, wodurch zum Beispiel auch eine Orientierung des Geräuschs möglich wird. Stattdessen sollte der Schall an der gleichen Stelle aufgenommen werden wie in einem gesunden Ohr.

Das Problem sind die geradezu winzigen Bewegungen, welche der Hörnerv als Geräusche interpretiert. Hier kommt ein piezoelektrisches Material zum Einsatz, welche auf einem nur 3 Quadratmillimeter großen und 200 Mikrometer dicken Chip sitzt. Das entspricht einem Reiskorn, welches etwas dicker als ein menschliches Haar ist.

Die Schaltung kann die winzigen Schwingungen dank des piezoelektrischen Effekts direkt in Elektrizität umwandeln. Zur Verarbeitung des Signals wird jedoch noch zusätzlicher Strom benötigt. Als bester Ort zur Aufnahme wurde dabei die Spitze des Hammers ausgemacht. Das ist jener Gehörknochen, der direkt am Trommelfell sitzt.

Mit einem zusätzlichen Verstärker, der ebenfalls noch Platz auf der mikroskopischen Platine gefunden hat, soll die Leistung mit aktuell verwendeten Mikrofonen auf Augenhöhe sein. Getestet wurde dies an menschlichen Ohren, derzeit aber noch in der Leichenhalle. Versuche an Tieren sind bereits in Planung.

Aber auch die Implantierung ist bereits annähernd gelöst. So besteht das Hörgerät aus Polyvinylidenfluorid, kurz PVDF, welches auch bei anderen Implantaten eingesetzt wird. Mit einem neuen Verfahren zur Auftragung von Titan sind weitere Probleme bereits gelöst. Eine Hülle soll noch folgen, um mindestens 10 Jahre Einsatzzeit direkt am Innenohr zu erreichen.

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> Notebook Test, Laptop Test und News > News > Newsarchiv > News 2024-07 > Winziges Hörgerät ist kleiner als ein Reiskorn und wird am Innenohr implantiert
Autor: Mario Petzold,  3.07.2024 (Update:  3.07.2024)