Wie aus Abwasser süffiges Bier entsteht und Gebäude damit künftig geheizt werden
Epic Cleantec will mit Abwasser Gebäude klimafreundlicher heizen, nutzt es aber bereits jetzt zur Herstellung von Bier und einer Art Kompost. Um die wertvolle Ressource nicht zu verschwenden, wird in einem Hochhaus in San Francisco das Grauwasser, das zum Beispiel beim Duschen anfällt, zunächst gesammelt und in einen Tank im Keller geleitet.
Dort wird es gefiltert und mit Chlor und UV-Licht desinfiziert, bevor es über Leitungen in die Toiletten des Gebäudes geleitet wird. Kommunale Kläranlagen werden durch diese Form des Wasserrecyclings entlastet.
Gemäß den Vorschriften verwenden wir das Wasser nur für nicht trinkbare Anwendungen. Wissenschaftlich gesehen können wir Trinkwasserqualität herstellen.
- Aaron Tartakovsky, Mitgründer und CEO von Epic Cleantec
Aus Grauwasser, das etwa beim Duschen entsteht und laut Peter Grevatt, Geschäftsführer der Water Research Foundation, reich an wertvollen Nährstoffen und Mineralien ist, produzierte das Unternehmen im Vorjahr ein süffiges Bier nach Art eines Kölsch.
Wärmerückgewinnung aus Abwasser
Das Unternehmen experimentiert aber nicht nur mit dem Wasserrecycling. Etliche Kilowattstunden werden für die Erwärmung von Wasser verbraucht, bevor es mit der überschüssigen Wärmeenergie in den Abfluss fließt. Der Schlüssel liegt darin, die Wärmeenergie des Abwassers zu nutzen, solange es noch warm ist, das heißt auf Gebäudeebene.
Die Wiederverwendung von Abwasserwärme macht Gebäude energieeffizienter und ist eine bedeutende erneuerbare Energietechnologie. Um diesen Bereich zu entwickeln experimentiert Epic Cleantec mit Wärmetauschern, die dem Abwasser Energie zum Heizen des Gebäudes entziehen. Das Verfahren arbeitet mit doppelwandigen Wärmetauschern, die eine Kreuzkontamination zwischen dem Abwasser und der Wasserversorgung des Gebäudes verhindern.
Im Mehrfamilienhaus wird das Rohabwasser bei etwa 80 Grad Celsius gespeichert. Der Wärmetauscher nutzt die Wärme aus dem Tank und überträgt sie dann auf das einströmende Stadtwasser, das in der Regel zwischen 55 und 65 Grad warm ist.
Kompost aus Klärschlamm
Das Unternehmen recycelt aber auch Schwarzwasser mit menschlichen und organischen Abfällen zu einem kompostähnlichen Bodenverbesserer, der zum Beispiel im heimischen Gemüsegarten unter die Erde gemischt werden kann. Das Endprodukt wird so behandelt, dass es frei von Krankheitserregern und Gerüchen ist.
Das Recycling dieses Biofeststoff-Schlamms gestaltet sich deutlich schwieriger, da er auch Mikroplastik und verschiedene Chemikalien wie PFAS enthält, die zum Beispiel mit der Entstehung von Krebs in Verbindung gebracht werden. Da es in Zeiten des Klimawandels in immer mehr Regionen der Welt zu Dürren kommt, müssen Wasserrecyclingsysteme in Zukunft weiter ausgebaut werden.
Abwasser in Städten wächst superlinear
Vor allem in Großstädten, so eine aktuelle Studie, wächst die Abwassermenge superlinear, also schneller als die Bevölkerung. Ganz im Gegensatz zu den Treibhausgasen, die in dicht besiedelten Regionen aufgrund des gut ausgebauten öffentlichen Verkehrs sublinear, also langsamer als die Bevölkerung, wachsen. Feste Abfälle hingegen wachsen linear zum Bevölkerungswachstum.
Betrachtet man die Orte, an denen der Wasserstress bereits am größten ist, so sind viele dieser Orte auch diejenigen, die am schnellsten wachsen. Wir müssen herausfinden, wie wir diese Ressourcen zurückgewinnen können.
- Grevatt