Website-Tipp: Railwayhistory zeigt Karte von aktuellen, aber auch eingestellen Eisenbahnstrecken
Das Projekt Railwayhistory bietet eine Karte alter wie neuer Bahnstrecken. Dabei dokumentiert es nicht nur den Ist-Zustand, inklusive Daten wie etwa zur Elektrifizierung, sondern auch einen teils längst vergangenen Stand von Bahnstrecken.
Das Projekt steht noch am Anfang, zeigt aber bereits umfangreiche Netzdaten aus Deutschland, Österreich, der Schweiz, Frankreich und Italien. Etwas weiter entfernt sind Daten aus dem Oblast Kaliningrad und Norwegen.
Notebookcheck.com hat sich die Daten rund um Berlin im Detail angeschaut und kann eine hohe Qualität der Daten bestätigen. Die Karte von Railwayhistory dokumentiert sehr gut, wie viele Strecken in den letzten Jahrzehnten rund um Berlin stillgelegt oder gar abgebaut wurde. Über den Zuggast-Layer sieht man auch den aktuellen Ist-Zustand, der die alten Strecken dann ausblendet.
Freilich sind nicht alle Strecken auch Strecken für den Personenverkehr. Manche sind dem Güterverkehr vorbehalten. Hier braucht es noch etwas Hintergrundwissen, um dies bei historischen Strecken zu erkennen. Andere sind eher touristischem Nutzen vorbehalten. So ist etwa die Strecke Karow - Inselstadt Malchow so gekennzeichnet. Diese Strecke ist für den Mobilfunksektor derzeit von besonderem Interesse, testet die Deutsche Bahn dort doch mit einem ICE-TD zusammen mit Telefónica die nächste Generation des Zugfunks sowie 5G mit Geschwindigkeiten bis zu 5 GBit/s. Der Diesel-ICE soll als Advanced Train Lab auf der nicht elektrifizierten Strecke mit bis zu 140 km/h fahren.
Maximale Geschwindigkeiten lassen sich mit Railwayhistory aber nicht anzeigen. Dafür eignet sich Openrailwaymap besser.
Allgemein konzentriert sich die Darstellung derzeit vor allem auf die "große Eisenbahn". In Deutschland sind das Bahnlinien nach der Eisenbahn-Bau- und Betriebsordnung, kurz EBO. Wer aber in den Raum Köln/Bonn oder auch Karlsruhe sowie Mannheim/Heidelberg schaut, der wird dort auch Straßen- oder Stadtbahnlinien erkennen. Das liegt daran, dass dort mitunter Straßenbahnen nach EBO-Regeln fahren. Die Blinker der Fahrzeuge zum Abbiegen sind dann freilich nicht in Benutzung.
Auch in Österreich finden sich etwa im Bereich Innsbruck Eisenbahnstrecken, auf denen Straßenbahnfahrzeuge fahren. Dazu gehören etwa die Stubaitalbahn und die Innsbrucker Waldstraßenbahn.
Ebenfalls finden sich in Österreich in der Kartendarstellung eingestellte Strecken, wie etwa der erst kürzlich eingestellte Verkehr durch St. Paul im Lavental. Die Strecke wurde im Zuge der Arbeiten der neuen Koralmbahn eingestellt. Diese zukünftige Strecke sieht man in Railwayhistory nicht. Openrailwaymap rendert sie für einige Layer hingegen.
Eine sehr gute Kartendarstellung
Was Railwayhistory auszeichnet, ist vor allem das überwiegend sehr gut gelungene Rendering der Eisenbahnstrecken. Die Unterscheidung zwischen entfernten Gleisen und geschlossenen Strecken fällt allerdings schwer. Hier arbeitet der Autor aber noch an Möglichkeiten.
In Teilen gibt es sogar schon eine Detailansicht. Die lässt sich über das Baustellen-Icon auf der rechten Seite etwa in Hamburg aktivieren. Dann lässt sich weiter reinzoomen und selbst die Positionen der Weichen sind erkennbar.
Die Daten selbst basieren auf Openstreetmap, sind aber um ein Rendering anderer vorhandener Daten erweitert worden. So funktioniert auch Openrailywaymap, das ebenfalls auf Openstreetmap aufsetzt. Openstreetmap ist beim Rendering von Eisenbahninfrastruktur eher oberflächlich und nutzt freilich auch nicht alle Daten. Dafür sind mittlerweile auch viel zu viele von der Openstreetmap-Community hinterlegt, was spezialisierte Angebote erst möglich macht.
Andere Kartensysteme
Darstellungen von Bahnsystemen gibt es verschiedene. Ein gutes Werkzeug ist etwa die bereits genannte Openrailwaymap. Auch hier gibt es mitunter historische Strecken zu sehen. Doch das ist nicht die Hauptaufgabe dieses Werkzeugs. Die App Organic Maps hat ebenfalls eine Darstellung von Gleisen, allerdings bezogen auf den Nahverkehr und sehr eigenwillig in der Interpretation. Dafür gibt es auch Länder, in denen der Nahverkehr oft unzureichend in anderen Karten abgebildet wird.
Von den kommerziellen Werkzeugen ist Apple Maps bei der Darstellung aktueller Daten recht gut und vor allem in vielen Ländern verfügbar. Oft mit Echtzeitdaten. Dies bietet auch Google Maps, doch bei überlappenden Linien stellt Google in manchen Zoomstufen mitunter nur Chaos dar, wie etwa ein Beispiel in Barcelona zeigt.