CES 2023 | Warum Vivaldi-Browser-Chef Jon von Tetzchner Mastodon unterstützt und es als "Game Changer" sieht
Vivaldi kennen die meisten wohl eher von der Mobil- und Desktop-Browser-Alternative sowie einigen durch die Aktivitäten als Browser für das Automotive-Bereich. Was die meisten jedoch nicht kennen dürften: Vivaldi bemüht sich seit Kurzem auch darum, Mastodon zu stärken. Mit Vivaldis Chef Jon von Tetzchner konnte Notebookcheck.com ausführlich über die Beweggründe zur Mastodon-Unterstützung reden.
Dabei ist diese Art der Community-Arbeit von Tetzchner nicht fremd, verantwortete er doch als ehemaliger Chef der Browser-Alternative Opera auch die My-Opera-Community. Dessen Abschaltung sieht er bis heute als Fehler von Opera. Sie geschah kurz nachdem er das Unternehmen verließ. Seither kümmerte er sich mit seiner Firma um Vivaldi inklusive dem Aufbau einer Community mit immerhin 1,3 Millionen Accounts.
Diskussionen rund um Mastodon hatte Jon von Tetzchner mit seinem Team bereits vor vier bis fünf Jahren, erinnert er sich. Damals entschied man sich aber dagegen, den Aufwand zu betreiben, es gab zu viel anderes zu tun.
Twitter-Übernahme sorgte für Mastodon-Schub
Das änderte sich schlagartig mit der Übernahme von Twitter durch Elon Musk. In weniger als zwei Wochen wurde die Instanz aufgesetzt und anschließend per Vivaldi-Blog-Eintrag von von Tetzchner breiter bekannt gemacht. Laut von Tetzchner sorgten allerdings vor allem die Speed-Dial- und Bookmark-Einträge für Anmeldungen bei der Instanz social.vivaldi.net.
Der Vivaldi-Chef sieht Mastodon als einen "Game Changer". Der Umstand, dass das Fediverse niemandem gehört, gefällt ihm. "Dies ist ein besserer Weg" im Umgang mit sozialen Medien. Er fordert gleichzeitig andere auf, ebenfalls Mastodon-Instanzen bereitzustellen. Er verwies etwa auf den Firefox-Macher Mozilla, der ebenfalls für Anfang dieses Jahres eine Mastodon-Instanz mozilla.social plant.
Das zeigt ihm zufolge das Potential hinter der Idee und bietet die Möglichkeit, Follower für die eigenen Inhalte zu bekommen.
Mit rund 12.000 aktiven Accounts gehört social.vivaldi.net bereits zu den größeren Instanzen im Fediverse. Zum Vergleich: Der ehrenamtlich verwaltete Server des Chaos Computer Club hat etwa die Hälfte an aktiven Accounts und musste zwischenzeitlich den Einladungsmechanismus abschalten, um die Last besser verwalten zu können.
Vivaldi reserviert Account-Namen
Schwierigkeiten mit der Performance hat Vivaldi nicht, so von Tetzchner. Er ist sogar für Wachstum vorbereitet, denn jede Person mit einem Vivaldi-Account kann sich den jeweils reservierten Username auf Wunsch freischalten. So garantiert Vivaldi, dass auf dieser Instanz niemandem der Vivaldi-Account-Name weggenommen werden kann.
Einen Zwang gibt es dafür nicht. Wie gehabt kann man sich per Vivaldi aussuchen, welche Dienste des Browserherstellers man nutzen möchte. Mastodon kann als zusätzliche Funktion des bestehenden Accounts aktiviert werden.
Positiv bewertet von Tetzchner auch den Verwaltungsaufwand. Die bisherigen Erfahrungen etwa bei der Moderation sind gut. Zum einen hat das Vivaldi-Team schon Erfahrung mit der Community-Arbeit und zum anderen sorgt das Fehlen von Algorithmen für weniger Arbeit. Jemand der "etwas Dummes" postet, wird durch Algorithmen nicht verstärkt, die Interaktionen fördern. Als Folge reduziert sich der Moderationsaufwand.
Das kritisiert von Tetzchner auch an bisherigen sozialen Netzwerken. Sie schaffen mit Algorithmen, die "wütende Inhalte" verstärken, was als Folge den Moderationsaufwand steigen lässt. Mastodon bietet dies nicht.
Interessant: Der Vivaldi-Chef hat auf Mastodon mittlerweile mehr Follower als auf Twitter. Auf Mastodon hat er 3.900 Follower. Auf Twitter sind es hingegen nur rund 3.600. Dabei gibt es seinen Account erst wenige Monate. Den legte er zunächst am 22. Oktober auf der Instanz mastodon.online an, um ihn ein paar Tage später auf vivaldi.net umzuziehen. Laut von Tetzchner sind auch viele seiner Beschäftigen auf Mastodon aktiv, auch wenn er keine genauen Zahlen nennen konnte.