Virtuelle Maschinen unter Mac OS X im Vergleich
Die Testumgebung
- CPU: Core i7-620M 2.66 Ghz auf 2 Kernen mit 4 Threads, TurboBoost bis 3.33 GHz
- Arbeitsspeicher: 8GB DDR3 1066MHz
- Grafik: GeForce 330M 512MB
- Host-Betriebssystem: Mac OS X 10.6.7
- Benutztes Betriebssystem in der VM: Windows 7 Professional x64
Für den Test wurde in jedem Programm eine virtuelle Maschine mit 2 Prozessorkernen und 2048MB RAM aufgesetzt, die 3D-Beschleunigung wurde aktiviert. Zudem wurde zur Installation von Windows ein externes DVD-Laufwerk über USB angeschlossen (schneller als das im MBP verbaute). Als Gastbetriebssystem fiel die Wahl auf Windows 7 64bit, da es sich mittlerweile durchgesetzt hat und auf dem Testsystem genügend Arbeitsspeicher zur Verfügung stand, um den VMs bei Bedarf mehr als 4GB zuzuweisen.
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Details
Informationen zu den Kontrahenten
Parallels Desktop 6
Die Software wird für 14 Tage gegen Angabe einer eMail-Adresse kostenlos zum Test angeboten. Der Preis für die Lizenz liegt bei 79,99 €
http://www.parallels.com/de/products/desktop/
VMware Fusion 3.1
30 Tage kostenlos nach Anlegen eines Kontos bei VMware. Der Preis für die Lizenz liegt bei 71,24€ - eine Lizenz mit Updatesupport für ein Jahr kostet mit 88,88 € noch einmal 17 Euro mehr. Sollten Sie eine Parallels-Lizenz besitzen, bietet VMware die Lizenz von Fusion im „End The Pain Paket“ (zu Deutsch „Nachlass für Wechsler“ genannt) für $9,99 an und auch Studentenrabatte sind verfügbar.
http://www.vmware.com/de/products/fusion/overview.html
VirtualBox 4
Die kostenlose Alternative im Testfeld.
Installation der Software und VM
Die Installation von Parallels Desktop 6 verläuft Mac-typisch einfach und nach wenigen Klicks steht die Software einsatzbereit zur Verfügung. Also sofort loslegen und Windows in der VM installieren. Die Installation vom Datenträger verlief reibungslos - nach 18 Minuten erschien zum ersten Mal der Anmeldebildschirm von Windows 7. Die anschließende Installation der sogenannten „Parallels Tools“ ist notwendig, um Windows mit Treibern für die virtualisierten Hardwarekomponenten zu versorgen. Über einen Menüeintrag lässt sich der Installationsdatenträger für die Tools einhängen.
Ähnliches verhalten zeigte sich unter VMware Fusion 3.1. Die Software ist schnell installiert und einsatzbereit. Nach 22 Minuten war auch Windows aufgesetzt. Hier sollten nach der Installation für bessere Unterstützung die VMware Tools in der virtuellen Maschine installiert werden. Die Prozedur ist dieselbe wie bei Parallels Dekstop 6 - über das Menü kann der Installationsdatenträger virtuell eingehängt werden und der Setup startet automatisch.
Beim dritten Kandidaten, VirtualBox 4, verlief die Installation sehr schnell - mit 80MB Downloadgröße ist dies auch der „kleinste“ Kandidat im Testfeld. Beim Versuch Windows 7 zu installieren dann eine erste Ernüchterung: Das externe DVD-Lauwerk wird nicht erkannt, die Installation musste vom internen Mac-DVD-Laufwerk ausgeführt werden - 41 Minuten. Anschließend die „Guest Additions“ installieren damit die Treiber verfügbar sind und wer hier 3D-Unterstüzung mitinstallieren möchte, muss die VM neustarten und mittels F8 den abgesicherten Modus von Windows booten bevor er mit der Treiberinstallation beginnt.
Funktionsumfang
Auf den ersten Blick wirken die beiden kommerziellen Lösungen sehr ähnlich. Dieser Eindruck ist der sehr ähnlichen Benutzerführung geschuldet. Im Detail bietet Parallels Desktop 6 an einigen Stellen etwas mehr Einstellungsmöglichkeiten als VMware Fusion 3.1.
Beide Lösungen teilen mit Mac OS die Zwischenablage und ermöglichen den Austausch von Dateien über „freigegebene Ordner“ sowie Drag’n’Drop. Drucker müssen im Gastsystem nicht extra installiert werden, sondern können vom Hostsystem übernommen werden.
Die Verwaltung virtueller Festplatten, des Netzwerks, Arbeitsspeichers und der Anzahl zur Verfügung gestellter Prozessorkerne etc. kann über das User-Interface der Programme sehr einfach vorgenommen werden. Alle angeschlossenen Geräte können bei den verschiedenen Programmen direkt in die VM weitergereicht werden. Das Trennen und Verbinden der Geräte während die VM läuft, ist wie am normalen PC möglich.
VirtualBox 4 zeigte sich hier etwas als Außenseiter. Die Einstellungsmöglichkeiten für die simulierte Hardware sind wie bei den anderen beiden Lösungen vorhanden und können in einer etwas verschachtelten Menüstruktur allesamt angepasst werden. Es gelang im Test jedoch nicht die USB-Festplatte auf der einige der Test-Spiele und Benchmarksuiten lagen in die VM einzubinden. Mit einem USB-Stick wiederum gelang es problemlos. Fehlendes Drag’n’Drop zwischen Gast und Host sind fast schon ein Grund sich für eines der kommerziellen Programme zu entscheiden, es bleiben aber noch die Freigabeordner.
Eine Entscheidung für oder gegen eine der Lösungen kann bisher aber nicht getroffen werden, die beiden kommerziellen Lösungen wirken ausgereift und überzeugen im Funktionsumfang. Die Freeware-Alternative bietet ähnlichen Funktionsumfang aber bedarf etwas mehr Konfiguration und weigerte sich, eine im Test verwendete externe Platte zu erkennen.
Leistungsvergleich 1 - 3D Leistung
In VirtualBox 4 gelang es zu keinem Zeitpunkt, eine der Benchmarksuiten zu starten - Vergleichswerte fehlen folglich.
Auch in Parallels Desktop 6 und VMware Fusion 3.1 laufen die Benchmarks „3DMark 11“ und „3DMark Vantage“, wie nicht anders zu erwarten war, nicht, da nur eine DX9-kompatible Grafikkarte simuliert wird.
Die bekannten „3DMark 05“ und „3DMark 06“ und „PCMark Vantage“ laufen unter Parllels Desktop 6 und VMware Fusion 3.1. Neben den Benchmarks wurden wenig anspruchsvolle Spiele wie „Counter Strike Source“, „Die Siedler 2 - Die nächste Generation“ und solche mit mittlerer Hardwareanforderung wie „Age Of Empires III“ sowie „Call Of Duty 4“ als High-End getestet. Unter VirtualBox 4 lief das Spiel CSS flüssig, Siedler startete und die beiden verweigerten den Dienst. Aber auch CSS war unspielbar, da die von der VM gefangene Maus im Spiel ähnlich eines Joysticks reagierte. Parallels Desktop 6 und VMware Fusion 3.1 haben alle getesteten Spiele und Benchmarks ausgeführt und an den folgenden Bewertungen ist deutlich abzulesen, dass der Spieler bzw. Anwender mit 3D-Ambitionen zu Parallels Desktop 6 greifen sollte. Im 3D-Bereich hat Parallels Desktop 6 die Nase mit Abstand vorne. In VMware Fusion 3.1 ist die Nutzung der 3D-Unterstützung ebenfalls möglich, nur VirtualBox 4 muss in den meisten Tests passen und ist hier keine Alternative.
Leistungsvergleich 2 - Anwendungsleistung und Multimedia
Doch nicht nur Spieler und Anwender mit 3D-Ambitionen suchen nach einer Virtualisierungs-Lösung. Wie sieht es mit Programmen der täglichen Arbeit aus? In allen VMs wurde Microsoft Office 2011, Firefox und IrfanView ausgeführt und deren Geschwindigkeit getestet. Desweiteren wurden Netzwerkzugriffe und das Streamen von FullHD-Videos (Wiedergabe in der VM) sowie deren lokale Wiedergabe getestet. Das Fazit daraus ist recht klar: alle VMs waren in der Lage die Software auszuführen und es fielen kaum Unterschiede in der Geschwindigkeit auf. Die Programme funktionieren problemlos und verhalten sich wie auf einem echten Windows-Rechner. Programmstartzeiten fallen in allen Umgebungen sehr ähnlich aus und unterscheiden sich nicht von denen auf einem normal installierten Windows-Rechner. VirtualBox ist beim Hochfahren der Virtuellen Maschine am schnellsten, braucht sonst aber immer ein paar Sekunden länger als die Kontrahenten. Die Integration der virtuellen Maschinen ist ebenfalls sehr gut und Dateien können mittels Drag’n’Drop oder Freigabeordner sehr einfach zwischen Mac und Windows ausgetauscht werden. Nur VirtualBox 4 enttäuscht aufgrund der fehlenden Drag’n’Drop Unterstützung. Zudem verursachte VirtualBox 4 oftmals unverständlich hohe CPU-Last und zeigte sich bei FullHD-Videos ungeeignet.
Wer die virtuelle Maschine ausschließlich zum Arbeiten verwenden möchte, kann auf die Freeware-Alternative zurückgreifen, für Multimediazwecke muss die kostenlose Alternative erneut ausgeklammert werden.
Genau betrachtet fällt die Wahl der VM fürs Arbeiten auf VMware Fusion 3.1. Der Grund: Sie ist in Sachen Leistung und Benutzerfreundlichkeit sowie Integration ins Hostsystem gut aufgestellt und steht Parallels diesbezüglich in nichts nach. Die Tatsache, dass Parallels Desktop 6 in den 3D-Tests die Nase vorn hat, fällt für diesen Anwendungsfall nicht ins Gewicht. Desweitern zeigte VMware Fusion 3.1 im Test das stabilere Verhalten. So begrüßte Parallels Desktop 6 nach einer Installation mit einem BlueScreen, eine der Benchmarksuiten brachte die VM zum Absturz und beim Netzwerkzugriff ist Parallels Desktop 6 auch einmal komplett eingefroren. Wenngleich dies einmalige, nicht reproduzierbare Feststellungen waren, ist der Eindruck von Fusion diesbezüglich besser, es lief den gesamten Test über stabil ohne einen einzigen Hänger.
Noch zu erwähnen ...
VirtualBox verursachte im Test bereits bei einfachen Aktionen wie einem Download hohe CPU-Last auf dem Testsystem. Windows Aero lies sich nicht aktivieren und der Windows Leistungsindex war nicht zu ermitteln obwohl 3D-Unterstützung laut dxdiag verfügbar und Spiele lauffähig waren.
Sowohl unter Parallels Desktop 6 sowie VMware Fusion 3.1 war der Sound stark verzerrt, wenn dieser über das Standardausgabegerät des Mac ausgegeben wird und dieses Standardgerät auf eine externe Soundkarte (im Test Creative Xmod) eingestellt ist. Die Ausgabe über die im Mac integrierte Soundkarte zeigte dieses Verhalten nicht.
Alle drei Programme unterstützen neben Windows auch diverse Linuxdistributionen, FreeBSD, Solaris und einige andere Systeme. Parallels Desktop 6 und VMware Fusion 3.1 unterstützen darüberhinaus MacOS X Server als Gastsystem. Installationen sind von CD/DVD und auch durch das Einbinden von ISO-Abbilddateien möglich.
Fazit
Wer bereit ist, ein wenig Zeit mit dem Herumprobieren von verschiedenen Einstellungen zu verbringen, kann mit Virtual Box ohne Kosten eine virtuelle Maschine bei sich laufen lassen. Multimedia und 3D-Support laufen jedoch sehr eingeschränkt und sind in der aktuellen Version noch nicht zu empfehlen.
Die Entscheidung zwischen den beiden kommerziellen Lösungen fällt schwer. Letztlich bieten sie den gleichen Funktionsumfang und überzeugen beide. Die spürbar bessere 3D-Leistung bringt Parallels Desktop 6 mit sich, einen im Test stabileren Eindruck machte jedoch VMware Fusion 3.1. Da es von beiden Lösungen kostenlose Probeversionen gibt, kann jeder Anwender zunächst ausprobieren, welches Angebot seinen Ansprüchen genügt.
Parallels Desktop 6 | VMware Fusion 3.1 | VirtualBox 4 | |
Pro |
+ Gute 3D-Leistung, geeignet für viele Spiele (DX9) + großer Funktionsumfang |
+ stabil + großer Funktionsumfang + 3D-Unterstüzung (DX9) |
+ Freeware + kleiner Download |
Con |
- einzelne Abstürze im Test |
- für Spiele etwas schwach |
- erkannte ein USB-Gerät im Test nicht - kein Drag’n’Drop zwischen Host und VM - 3D-Unterstützung schwach (kein Aero im Test, kein Leistungsindex, jedoch einzelne Spiele) |