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Video zeigt, warum die Bedienung des ICE-4-Rollstuhllift fast 10 Minuten dauern kann

Der Lift des ICE 4 ist fast aus der Verkleidung gekommen. (Bild: @frankyman)
Der Lift des ICE 4 ist fast aus der Verkleidung gekommen. (Bild: @frankyman)
Der ICE 4 der Deutschen Bahn besticht durch ein technisch besonders ausgefeiltes kaum wahrnehmes Design des Rollstuhllifts. Die Bedienung gehört jedoch mit zu den komplexesten im Bereich der Mobilität – mit entsprechenden Nachteilen. Fahrgäste, die den Lift brauchen, sollten ein Training haben.

Moderne Mobilität bedeutet normalerweise auch mindestens eine barrierearme Mobilität. Die ICE-4-Generation hat deswegen eigene Rollstuhllifte. Damit sind die Triebzüge vollkommen unabhängig von einer Bahnsteigausstattung und dortiges Personal, dass etwa die mobilen Hublifte bedienen kann.

Doch der ICE-4-Lift hat es in sich, der seit 2017 in der Praxis genutzt wird. Die Bedienung ist so komplex, dass es einer Schulung bedarf. Und die war so aufwendig, dass der Lift häufig nicht genutzt wurde. Nur ausgebildetes Personal darf diese Fahrstühle nutzen, die vom Fahrzeug herausragen.

In einem Video von @frankyman zeigt sich nun die Misere mit der Technik, als er mit seiner Frau und ihrem Rollstuhl aussteigen wolle. Das Bahnpersonal hat erkennbar viel Mühe beim Umgang mit der Technik. Der ganze Vorgang dauert fast zehn Minuten vom Bereitstellen des Lifts zur Nutzung und dem anschließenden sicheren Verstauen der Technik. Kein Wunder, dass die Deutsche Bahn den Lift nicht gerne nutzt. Ein einziger Rollstuhl kann einem Zug massive Verspätung einbringen. Ein Problem, dass die Hublifte nicht haben und deswegen auch bei ICE-4-Zügen eingesetzt werden.

Sechs Jahre nach der Einführung der Lifte schafft es die Deutsche Bahn nicht, das System in den Griff zu bekommen, so der Vorwurf von Frank, der mit seiner Frau, die einen Rollstuhl nutzt, durch das Land reist. Interessant: In einem weiteren Video von Frank zeigen die Österreichischen Bundesbahnen, wie es eigentlich geht. Die Railjets haben ebenfalls Lifts im Zug, die aber keine Verzögerungen im Betriebsablauf auslösen. Laut Frank sind es die selben Lifts, allerdings ohne die Designänderungen.

Ein Problem, dass nie hätte entstehen dürfen

Aus technischer Sicht verwundert dieses Problem. Es sollte eigentlich nicht möglich sein. Spätestens in der Praxisphase des ersten Zuges würde das Problem auffallen. Auch eine typische Technikfolgenabschätzung hätte nach kurzer Zeit gezeigt, dass das System nicht praktikabel ist. Trotzdem wurden weiter ICE-4-Züge mit dem System bestellt, ausgeliefert und in den Einsatz gebracht.

Laut der Deutschen Bahn soll der ICE 4 übrigens besonders barrierearm sein. Auf der offiziellen Webseite der Bahn heißt es aktuell: "Außergewöhnlich ist die verbesserte Barrierefreiheit im ICE 4". Und weiter heißt es: "Zwei Hublifte ermöglichen Rollstuhlfahrern an allen Bahnhöfen zuggebundene Ein- und Ausstiege. Damit ist der ICE 4 europaweiter Vorreiter in barrierefreier Ausstattung." 

Es klingt falsch, aber das Konzept des Lifts sieht offenbar viel Erfahrung in der Praxis vor. Eine einfache Schulung reicht nicht. In dem gezeigten Fall wurde dies sehr deutlich. Ohne die Hilfe des Fahrgasts Frank hätte die Nutzung wohl kaum geklappt. Er kennt sich mit der Technik einigermaßen aus, obwohl er nicht zum bedienenden Personal gehört.

Die Umsetzung von Barrierefreiheit ist bis heute ein großes Problem bei der Eisenbahn. Unterschiedliche Bahnsteighöhen, insbesondere im internationalen Verkehr, stellen alle beteiligten vor große Probleme. Zudem vereinfachen Mischverkehre zwischen Schnellzügen und Regionalzügen das auch nicht.

Andere Länder, die ihre Hochgeschwindigkeitszüge beispielsweise auf eigenen Strecken fahren lassen, wie etwa die japanischen Shinkansen, können mit sehr hohen Bahnsteigen arbeiten, was genug Platz über den Drehgestellen bietet, um einen Einstieg ohne Lifte zu ermöglichen. Selbiges gilt etwa auch für S-Bahn-Systeme in Hamburg und Berlin, die vom Rest des Bahnnetzes, bis auf wenige Ausnahmen, abgetrennt sind und daher mit hohen Bahnsteigen arbeiten können.

In Deutschland wird im ICE-Netz in Zukunft nur der neue ICE-L von Talgo einen barrierefreien Einsteig bieten können. Die Talgo-Garnituren arbeiten mit Einzelradfahrwerken und sehr kurzen Waggons. Gleichzeitig gibt es keine angetriebenen Waggons, was Technik unter den Wagenkästen einspart. Talgo ist jedoch ein sehr kleiner Eisenbahnhersteller, der mit größeren Bestellungen schnell überfordert ist und vor allem im spanischen Markt mit seinen besonderen Anforderungen gebraucht wird.

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> Notebook Test, Laptop Test und News > News > Newsarchiv > News 2023-04 > Video zeigt, warum die Bedienung des ICE-4-Rollstuhllift fast 10 Minuten dauern kann
Autor: Andreas Sebayang,  6.04.2023 (Update:  9.09.2024)