Vibrierender Seidenstoff ist schallisolierend wie ein ANC-Kopfhörer, nur besser
Das Material ist kaum dicker als ein menschliches Haar. Und es lässt sich über eine anliegende elektrische Spannung zum Vibrieren bringen, woraus mindestens zwei sehr interessante Eigenschaft resultieren.
Wie bei einem geräuschreduzierenden Kopfhörer lässt sich eine gegenläufige Schallwelle zum störenden Lärm erzeugen, sodass dieses ausgelöscht wird. Das Problem daran ist, dass diese Technik nur in einem sehr begrenzten Bereich funktioniert. Schließlich müssen beide Schallwellen synchron, wenn auch versetzt, am Ohr ankommen. Man sollte sich also besser nicht bewegen.
Stattdessen kann die Neuentwicklung, die verkleidet mit Seide oder anderen dünnen Stoffen wie ein Vorhang aussieht, noch etwas anderes: Eintreffender Schall würde sie in Vibration versetzen, sodass er auf der anderen Seite ungestört weiterlaufen kann.
Nun löscht das Material diese eigenen Schwingungen komplett aus. Die eintreffenden Geräusche können nicht weitergeleitet werden. Was sonst nicht einmal besonders dicke und schweren Stoffen gelingt, erreicht ein hauchzartes Gewebe.
Insbesondere frei hängend können sich die Messergebnisse sehen lassen. So werden in der Studie mit einem gerade einmal 50 Mikrometer dicken Tuch teilweise 20 Dezibel weniger Schalldruckpegel gemessen, mindestens jedoch 10 Dezibel weniger.
Weil jede Reduzierung um 10 Dezibel einer Halbierung der wahrgenommenen Lautstärke entspricht, kann der Vorhang Geräusche auf bis zu ein Viertel ihrer originalen Lautstärke reduzieren. So verwandelt sich das Rauschen des Staubsaugers in Regen oder ein normales Gespräch in ein hintergründiges Dröhnen.
Dann heißt es zukünftig, nur noch den zarten Seidenvorhang zuziehen, statt notgedrungen ein paar ANC-Kopfhörer aufsetzen zu müssen oder schon wieder die Nachbarn anzubrüllen, weil die nachts halb eins staubsaugen, Rasen mähen oder feiern.