Uni-Studie: Handystrahlung macht dick
Die Wissenschaftler der Universität Lübeck waren vom Ergebnis ihrer Studie zum Einfluss von Handystrahlung auf die Nahrungsaufnahme beim Menschen selber überrascht. Professorin Dr. Kerstin Oltmanns, Leiterin der Sektion für Psychoneurobiologie an der Uni Lübeck und Diplompsychologin Ewelina Wardzinski, Leiterin der Studie, untersuchten, ob Handystrahlung hungrig macht. Das Ergebnis ist erstaunlich: Die Studienteilnehmenden nahmen bis zu 250 Kalorien mehr zu sich.
Dass stundenlange Smartphone-Nutzung zu Bewegungsarmut führt und in Folge Übergewicht fördert, liegt auf der Hand. Übergewicht und Adipositas sind Mitursache für viele Beschwerden und können die Entwicklung chronischer Krankheiten begünstigen. Mediziner betrachten Fettleibigkeit als eine der größten Gesundheitsrisiken. Das Forscherteam um Professorin Dr. Kerstin Oltmanns wollte mit ihrer Studie jetzt die Frage beantworten, ob Handystrahlung in irgendeiner Weise die Nahrungsaufnahme beim Menschen beeinflussen kann. In früheren Studien haben Wissenschaftler bereits herausgefunden, dass Ratten durch elektromagnetische Strahlung mehr essen.
Handystrahlung wird zu mehr als 80 Prozent vom Kopf der Nutzenden absorbiert. Bei Kindern und Jugendlichen liegt dieser Wert sogar noch höher. Elektromagnetische Strahlung beschleunigt im Gehirn unter anderem den Glucose-Stoffwechsel und beeinflusst die Erregbarkeit der Gehirnzellen. Der Hypothalamus reguliert als "Steuerzentrum" auch Nahrungsaufnahme, Appetit und Sättigungsgefühl. Verschiedene Experimente mit Nagern unter Bestrahlung zeigen, dass die Tiere mehr futtern.
In der Handystrahlen-Studie absolvierten 15 normalgewichtige junge Männer (BMI unter 23) im Alter von 21 bis 29 Jahren drei jeweils 25-minütige Tests im Abstand von mindestens 2 Wochen. Bei den Tests erhielten die Probanden jeweils 2 verschiedene, handelsübliche 900-MHz-Mobiltelefone und es wurde ihnen ein Kopfhörer aufgesetzt. Zum Vergleich wurde der Test ohne Handystrahlung durchgeführt, nachdem die Probanden 12 Stunden gefastet hatten. Nach den Tests konnten die Probanden an einem Buffet 40 Minuten lang so viel essen wie sie wollten. Die Testteilnehmenden wussten nicht, dass die Menge der Nahrungsmittel vor und nach der Mahlzeit gewogen wurde.
Bei 13 der 15 Probanden stieg die Kalorienaufnahme hochsignifikant um 22 bis 27 Prozent gegenüber der Scheinbestrahlung. In erster Linie durch vermehrte Aufnahme von Kohlenhydraten. Die Probanden futterten im Vergleich zu den Tests ohne Handystrahlung bis zu 250 Kalorien mehr am Buffet. Die Schlussfolgerung der Forscher: Mobilfunkstrahlung kann ein möglicher beitragender Faktor zu übermäßigem Essen sein und Hochfrequenzstrahlung könnte zur epidemischen Fettleibigkeit beitragen.