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Um Solarkraftwerk für Nachbarschaft zu finanzieren, schläft Pärchen seit Wochen auf dem Dach

Jedes Gebäude soll ein Solarkraftwerk werden, so dass die Nachbarschaft mehr Energieunabhängigkeit erlangt. (Bild: Power/Youtube))
Jedes Gebäude soll ein Solarkraftwerk werden, so dass die Nachbarschaft mehr Energieunabhängigkeit erlangt. (Bild: Power/Youtube))
Seit dem Anstieg der Energiepreise setzen immer mehr Menschen auf erneuerbare Energien. In vielen, kommunalen Projekten geht es darum, wie der Verbrauch von fossilen Brennstoffen wie etwa Kohle, Gas oder Öl reduziert oder durch klimafreundliche Alternativen ersetzt werden kann. Bei einem Londoner Nachbarschaftsprojekt geht es zusätzlich darum, sich unabhängig von der Regierung mit Energie zu versorgen.

Die Energiepreise sind seit der Invasion Russlands in die Ukraine stark angestiegen und sollen auch weiterhin steigen. Bei der diesjährigen Cop27 Klimakonferenz gab es eine Übereinstimmung darin, dass es notwendig sei, den Abbau und die Verbrennung von Kohle, Gas und Öl möglichst schnell zu beenden. Doch es gab keine Einigungen dazu, wie der Verbrauch von fossilen Brennstoffen stufenweise gesenkt werden könnte.

Darum kümmern sich in Eigenregie nun Menschen wie Dan Edelstyn und Hilary Powell, die sich in einem kommunalen Projekt darum bemühen, ihre Nachbarschaft mit erneuerbarer Energie zu versorgen. Denn das Künstler- und Filmemacher-Paar arbeitet an einem Projekt, durch das die Einwohner der Lynmouth Road in London mit Solarstrom versorgt werden sollen. Hierzu sollen Solarpaneele auf den Dächern angebracht werden, sodass jedes Gebäude zu einem Solarkraftwerk wird.

Dan Edelstyn und Hilary Powell schlafen seit mehreren Wochen auf dem Dach ihres Hauses, um Aufmerksamkeit für das Projekt zu bekommen. Außerdem hängen in vielen Fenstern der viktorianischen Ziegelsteinhäuser in der Lynmouth Road Plakate mit der Aufschrift „Power Station“.

Um Solarpaneele zu finanzieren, schläft das Londoner Paar seit Wochen auf dem Dach. (Bild: Daniel Edelstyn und Hilary Powell)
Um Solarpaneele zu finanzieren, schläft das Londoner Paar seit Wochen auf dem Dach. (Bild: Daniel Edelstyn und Hilary Powell)

Inspiriert wurden die beiden durch das Buch „People´s Power“ von Ashley Dawson, in dem der Autor über Energiedemokratie und den Kampf gegen die Machtmonopole in der Energiewirtschaft schreibt:

He wrote about energy democracy and tackling the power monopolies within the energy industry.

- Hilary Powell

Zudem beeindruckte sie die Aussage der Ökonomin Ann Pettifor, aus dem Buch „The Case for the Green New Deal“, welche fordert, dass jedes Gebäude zu einem eigenen Kraftwerk ausgebaut werden solle.

Schwierigkeiten bei der Umsetzung

Doch die Umsetzung des Projektes stellt sich als besonders herausfordernd dar. So fanden Dan Edelstyn und Hilary Powell heraus, dass der Kauf, sowie die Installation einer Solaranlage für ein einzelnes Gebäude etwa 10.000 britische Pfund kosten würde.

Außerdem gibt es viele organisatorische Schwierigkeiten. Denn manche Bewohner wohnen etwa zur Miete, andere sind Eigentümer, manch Einwohner besitzen Hypotheken bei unterschiedlichen Banken und wieder andere sind mit einem Dachausbau oder anderen Bauarbeiten beschäftigt. Dies erschwert eine einheitliche Infrastruktur auf den Dächern.

Dennoch sind die beiden davon überzeugt, dass sich das Projekt schrittweise umsetzen lässt, da viele Bewohner ein Interesse an geringeren Energie-Ausgaben haben:

Well, if someone came and said there was a way of helping with the bills, you’d be over the moon, wouldn’t you? If it comes off, I’ll know that I’ve been blessed.

- Einwohnerin Ejaz Hussain, 71

Vielfältige Finanzierung

Das Künstlerpaar sieht sich nicht als Fachpersonen in Energiefragen, aber sie lernen durch ihre Recherchen und die Zusammenarbeit mit Experten dazu. Außerdem haben sie schon andere, größere Projekte in der Vergangenheit realisiert, was ihnen das Selbstvertrauen gibt, es auch dieses Mal schaffen zu können:

We’re not setting ourselves up as experts. There isn’t just one solution and we don’t know everything about kilowatts per hour, so we’re a conduit. We’re learning and educating ourselves and others and then also building partnerships with people who are experts.

Zurzeit nehmen 30 Haushalte an dem Projekt teil, was etwa die Hälfte der Lynmouth Road ist. Dies reicht aus, um die Straße in einen Solarenergie-Hotspot umzuwandeln, sowie um als Beispiel für andere Straßen zu dienen, in denen ähnliche Projekte umgesetzt werden könnten.

Das Projekt wird auf unterschiedlichen Wegen finanziert, beispielsweise durch ein Crowdfunding, sowie über verschiedene Organisationen, wie etwa dem London Community Energy Fund, aber auch durch die Bewohner selbst. Einkommensschwache Einwohner brauchen sich nicht an der Finanzierung beteiligen und werden kostenlos mit Energie versorgt.

In Großbritannien wurden 2019 circa 300 kommunale Energie-Projekte gezählt, die 67.000 Wohneinheiten betrafen. Viele Projekte wurden wieder gestrichen und einige sind in Gefahr beendet zu werden, da die Regierung kommunale Energiestrategien eingestellt hat.

Doch wenn alles nach Plan verläuft, werden im Januar 2023 die Solarpanele in der Lynmouth Road angebracht. Falls das Projekt aber scheitern sollte, fühlen sich viele Bewohner dennoch dadurch bestärkt, dass sie unabhängig von der Regierung aktiv geworden sind:

When society is organised from the top down, you feel reliant on the government to change things. But if you have brave individuals who stand up and gather other people around them… We can stand up for ourselves, we can do things ourselves.

- Pippa Evans, Einwohnerin

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Autor: Nicole Dominikowski, 23.12.2022 (Update: 15.08.2024)