Twitter-Alternative Mastodon erreicht fast 50.000 Neuzugänge an einem Tag
Im Zuge der Elon-Musk-Übernahme von Twitter gibt es erneut eine größere Bewegung in Richtung Mastodon. Wie Eugen Rochko, der Gründer von Mastodon, per Toot angibt, haben sich seitdem fast 50.000 Neulinge auf der Plattform eingefunden. Exakt 49.215 neue Accounts meldet Rochko binnen eines Tages. Da das Skript allerdings nur einmal pro Tag läuft, ist hier mit einer gewissen Verzögerung der Zahlen zu rechnen.
Es ist bereits die zweite große Welle an Accounterstellungen und sogar Migrationen weg von Twitter und hin zu Mastodon. Erst Ende April gab es eine große Bewegung hin zu Mastodon, die mit Elon Musks Begehren an Twitter zusammenhängt. Sie kam allerdings zwischenzeitlich wieder zur Ruhe, als Elon Musk den Kauf abbrechen wollte. Manch einer wurde deswegen auch wieder auf Twitter stärker aktiv.
Nach Beobachtungen von Notebookcheck.com ist die aktuelle Bewegung stärker. Zwar fehlt etwas die mediale Begleitung, denn Einführungsartikel zu der Plattform erschienen schon im April in hoher Anzahl. Doch manch eine "Bubble" erzeugte zumindest Inhaltskopien auf Mastodon, indem die Plattform parallel betrieben wurde.
Stark auf Mastodon: Böhmermann und einzelne Behörden
In einzelnen, wenn auch bei Weitem nicht allen, Themenbereichen ist so eine kritische Masse entstanden. Einige bekannte Persönlichkeiten, wie Jan Böhmermann, der Anfang Mai seinen Account auf der edi.social-Instanz erzeugte, helfen der Entwicklung. Er wird alleine von fast 50.000 Menschen gefolgt.
Aber auch staatliche deutsche Institutionen sind stark vertreten, teils auch als Einzelpersonen. Ulrich Kelber, Bundesbeauftragter für den Datenschutz und die Informationsfreiheit, hat 1.900 Follower. Die Behörde selbst erreichte am 28. Oktober 2022 als dritte Behörde auf der Instanz social.bund.de mehr als 10.000 Follower. Aktuell hat @[email protected] mehr als 13.000 vorzuweisen und hat damit sowohl das Bundespresseamt als auch das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) überholt, die jeweils knapp darunter sind und zuvor in Führung waren.
Im englischprachigen Raum ist das anscheinend nicht der Fall. Es ist zu beachten, dass diese reine Beobachtung jedoch nicht die Anforderungen an Repräsentativität erfüllen. Einzelne Themen und Sprachräume können von diesen Beobachtungen natürlich abweichen.
Ob die Entwicklung nachhaltig ist, muss sich erst noch zeigen. Die Zahlen sind zwar hoch, doch im Vergleich zu den Twitter-Accounts weiterhin sehr niedrig. Jan Böhmermann hat auf Twitter etwa 2,7 Millionen Follower und bespielt das soziale Netzwerk auch weiterhin mit Inhalten, wenn auch aktuell verstärkt mit dem Themenbereich Mastodon.
In der Zwischenzeit zeigte sich auf Twitter zudem ein Phänomen, welches auf erhöhte Aktivität am rechten Rand der Gesellschaft hinweist, wie die Washington Post berichtet (Paywall). Es gab eine erhöhte Präsenz von rassistischen Beleidigungen und Nazi-Memes, so die Post.
Auch die New York Times berichtet von Auffälligkeiten im rechten Spektrum, kann die Zusammenhänge mit der Musk-Übernahme allerdings noch nicht belegen. Vor allem Accounts, die Hass und Falschinformationen verbreiten, erreichen demnach auffallend mehr Follower.
Sollte sich das verstärken, könnte es weitere Abwanderungen geben. Die Frage ist nur, in welchem Umfang. Zudem gibt es auf Twitter kritische Stimmen, die einen Rückzug nicht gutheißen und zumindest als Gegengewicht weiter auf Twitter bleiben wollen.
Mastodon für Neulinge
Wer sich für Mastodon interessiert, der kann recht einfach in seiner eigenen Twitter-Bubble herausfinden, wer schon Mastodon nutzt. Eine einfache Suche nach dem Schlagwort reicht auf Twitter. Anschließend sollte aber noch gefiltert werden, indem die Suche auf Personen beschränkt wird, denen man selbst folgt. Damit sind die meisten Personen, die neben Twitter auch Mastodon nutzen, auffindbar.
Das gewährleistet, dass man zunächst etwas Inhalte sieht, bevor die Suche nach neuen Inhalten beginnen kann und reduziert gegebenenfalls den Frust, weil Anfangs nicht so viel passiert, wie man es von Twitter gewohnt ist.
Aktuell muss man sich jedoch etwas mit der Account-Erstellung gedulden. Das Netzwerk ist unter hoher Last, wie Rochko per Toot meldet. Er arbeitet derzeit an einer Kapazitätserweiterung.
Mastodon ist kostenlos nutzbar und arbeitet auf Spendenbasis. Wer sich dort anmeldet, der kann aus zahlreichen Instanzen wählen. Derzeit gibt es rund 5,7 Millionen Accounts. Diese verteilen sich auf über 4.000 Instanzen.