TikTok: EU verhängt 345 Mio. Euro Strafe wegen mangelndem Datenschutz für Minderjährige
Die europäischen Datenschutzbehörden (European Data Protection Board, EDPB) haben die populäre chinesische Videoplattform TikTok wegen Verstößen gegen die Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) und Jugendschutzbestimmungen zu einer Strafe von 345 Millionen Euro verurteilt. Der Vorwurf: TikTok habe die Privatsphäre von Minderjährigen nicht ausreichend geschützt.
Laut der im Auftrag der EU durchgeführten Untersuchung (31. Juli 2020 bis 31. Dezember 2020) der irischen Datenschutzkommission DPC (Irish Data Protection Commission) habe TikTok im maßgeblichem Zeitraum gegen die DSGVO bei der Verarbeitung von personenbezogenen Daten Jugendlicher im Alter zwischen 13 und 17 Jahren verstoßen und die Privatsphäre minderjähriger Nutzer nicht ausreichend geschützt.
So habe TikTok die Altersüberprüfung nicht ausreichend erschwert und habe die Nutzer dazu verleitet, persönliche Daten preiszugeben. EU und DPC werfen TikTok weiter vor, die Voreinstellungen der Videoplattform so gewählt zu haben, dass Nutzerdaten von Minderjährigen erhoben und verarbeitet wurden, auch wenn diese nicht ausdrücklich zugestimmt hatten. Zudem lautet der Vorwurf, dass die Nutzerdaten der Jugendlichen durch TikTok für personalisierte Werbung verwendet wurden, ohne dass diese darüber ausreichend Kenntnis erhielten.
TikTok hat bereits auf die EU-Strafe reagiert und die Entscheidung der DPC in einem umfassenden Statement kritisiert: TikTok-Statement zur Entscheidung der irischen Datenschutzkommission. Laut Tiktok wurden die meisten, der von der EDPB festgestellten Verstöße, in der Zwischenzeit bereits behoben. So verwies das Unternehmen darauf, dass TikTok schon vor drei Jahren Maßnahmen ergriffen habe, um die Privatsphäre von Minderjährigen zu verbessern. Dazu gehöre beispielsweise, dass alle Konten von unter 16-Jährigen standardmäßig auf privat gesetzt werden.
TikTok ist bereits dabei, Daten europäischer Nutzer in ein neues Rechenzentrum in Irland zu verlagern. Ein weiteres Rechenzentrum in Irland und eines in Norwegen sind im Bau. Bis Ende 2024 sollen die europäischen Nutzerdaten dorthin übertragen und standardmäßig dort gespeichert werden. Mit diesem Plan unter dem Namen "Project Clover" will Tiktok Vertrauen in Europa gewinnen. Die Video-App hat im Westen einen schweren Stand. Neben einer Bannwelle von TikTok in den USA haben auch mehrere europäische Regierungen die Nutzung der App auf Dienst-Handys ihrer Mitarbeiter verboten.