The Bazaar im Closed-Beta-Test: Ungewöhnlicher Auto-Battler für Hearthstone-Fans und Inventarmanager
Florian Schmitt, 👁 Alexander Wätzel Veröffentlicht am
Andrey "Reynad" Yanyuk dürfte E-Sports-Fans bekannt sein als Besitzer des Teams Tempo Storm oder auch durch seinen Content rund um Blizzards Karten-Battler Hearthstone. 2018 kündigte er an, dass er sich von nun an der Entwicklung eines neuen Games kümmern möchte: The Bazaar hieß das ominöse Produkt. Mehrere Crowd-Funding und Investment-Kampagnen mit Millionenerlösen später gibt es nun eine Closed Beta zu dem durchaus nicht alltäglichen Mix aus Kartenspiel, Auto-Battler, Deckbuilder und Inventarmanagement.
Wir haben uns hineingestürzt und klären die Frage, was in diesen 6 Jahren Entwicklungszeit entstanden ist, ob man gleich einsteigen oder seine Neugier lieber bis zu fertigen Release zügeln sollte und wie das Game denn jetzt genau funktioniert, auch wenn das gar nicht so schnell zu erklären ist.
Wir erweitern unser Team und suchen Gaming-Enthusiasten sowie Unterstützung für unsere Video-Produktion im Raum Hamburg.
Details
Verfügbarkeit und Zugang zur Beta
The Bazaar ist aktuell nur über die Website playthebazaar.com verfügbar und kann dort für PC und Mac heruntergeladen werden. Allerdings bekommt man dann erstmal nur den Tempo Launcher und braucht zum Spielen auf jeden Fall einen Account. Da es sich um eine Closed Beta handelt, muss man aktuell noch ein Founder's Pack kaufen, um Zugriff auf das Game zu bekommen. Dafür bekommt man zwei Zugangs-Codes, sodass man auch einen verschenken kann.
Die Fouder's Packs im Überblick:
- Tier 1: Für 33$ bekommt man zwei Beta-Keys für das Spiel, 2000 Edelsteine, den Titel "Grand Founder" und einen Skin für die Heldin Vanessa.
- Tier 2: Für 66$ gibt es zusätzliche Skins und Cosmetics.
- Tier 3: Für 99$ bekommt man noch mehr Cosmetics, einen digitalen Soundtrack und eine von 5.000 Vinyl-Schallplatten mit dem Soundtrack.
Später wird das Spiel Free2Play sein, als In-Game-Währung sind aktuell Edelsteine verfügbar, mit welchen man neue Helden und eine Partie im Ranked Modus freischalten kann. Ob es auch einen Battle Pass geben wird und wie die Monetarisierung genau aussehen wird, lässt sich noch nicht sagen.
Ein Launch via Steam, gog.com oder Epic GameStore ist aktuell nicht geplant, ebensowenig eine Konsolenversion. Dafür soll das Game später auch auf Android und iOS/iPadOS verfügbar sein.
Helden, Gegenstände, Händler – Die Grundlagen des Spiels
Als erstes wählt man im Spiel seinen Helden aus, zu Beginn ist nur Vanessa freigeschaltet, zwei weitere Helden kann man aktuell für relativ wenige Edelsteine erwerben. Weitere Helden sollen alle drei Monate erscheinen. Aktuell verfügbar sind:
- Vanessa: Eine Seeräuberin, welche sich relativ flexibel spielt. Man kann mit ihr sowohl hohen Burstschaden mit Waffen austeilen, sich auf Effekte spezialisieren oder einen soliden Heil- und Schildbuild erstellen. Startbonus: Ein Gegenstand sowie eine Fähigkeit.
- Dooley: Ein kleiner Roboter, welcher sich zu Beginn des Spiels für einen Core entscheidet. Durch diesen starken Gegenstand wird der Spielverlauf erheblich beeinflusst. Startbonus: Wahl aus drei von sechs verfügbaren Kernen mit speziellen Boni.
- Pygmalien: Ein Händler, welcher durch mehr Geld mächtiger wird. Er kann Besitztümer zu seinem Vorteil nutzen oder Waffen durch spezielle Effekte mit sehr hohem Burstschaden ausstatten. Startbonus: Ein Gegenstand sowie eine Fähigkeit.
Jeder Held spielt sich deutlich unterschiedlich: Während Vanessa flexibel ist, legt sich Dooley durch die Wahl seines Cores gleich zu Beginn des Spiels mehr oder weniger auf einen Build fest. Pygmalien ist am Anfang wohl am undurchsichtigsten, mit ihm hat man auf jeden Fall nie Geldprobleme. Wenn man ihn ein wenig ausprobiert, merkt man schnell, dass man Gegenstände benötigt, welche durch ihren Wert oder das Verkaufen von anderen Gegenständen stärker werden.
Aber was macht man nun eigentlich mit diesen Helden? Nun, man geht auf den namensgebenden Bazaar und kauft ein. Dafür hat man jeweils eine Stunde Zeit, bevor es zum nächsten Kampf mit einem menschlichen Gegner kommt. Jede Stunde besteht aus sechs Runden und in jeder Runde gibt es drei Angebote. Das können Händler sein, welche manchmal auch spezialisiert sind (beispielsweise auf kleine Gegenstände oder Gegenstände mit Gifteffekten). Es gibt aber auch die Möglichkeit, Erfahrung zu bekommen, zusätzliches Gold zu erhalten oder spezielle Events zu absolvieren. Nach drei Runden gibt es immer einen Kampf gegen einen KI-Gegner, als Belohnung winkt ein zufälliger Gegenstand aus seinem Inventar.
Für diese Kämpfe muss man sich natürlich entsprechend vorbereiten und dafür zieht man Gegenstände in sein Inventar, welche man durch Events oder von Händlern bekommt. Dieses umfasst anfangs vier Plätze und wird durch Levelaufstiege nach und nach auf sechs, acht und schließlich zehn Plätze erweitert. Durch den begrenzten Platz muss man immer wieder tüfteln, austauschen und umräumen: Es gibt nämlich Gegenstände in den drei Größen klein (ein Platz), mittel (zwei Plätze) und groß (drei Plätze). Große Gegenstände können sehr mächtige Effekte haben, nehmen aber viel Platz weg und schränken die Flexibilität ein, kleine Gegenstände sind meist schwächer, lassen sich aber variabler platzieren.
Zusätzlich gibt es noch einen Rucksack mit zehn Plätzen, in welchem sich Gegenstände aufbewahren lassen, diese nehmen dann aber nicht am Kampf teil.
Fähigkeiten, Effekte und Platzierung – So entsteht ein Build
Viele Gegenstände haben einen Cooldown, welcher sichtbar durch einen Laserstrahl im Gegenstand abläuft. Kommt der Laserstrahl oben an, wird der Effekt des Gegenstandes ausgelöst. Es gibt verschiedene Effekte, welche durch unterschiedliche Farben leicht erkennbar sind:
- Schaden (rot) zieht dem Gegner Lebenspunkte aus seiner Leiste ab. Gegenstände greifen den Gegner immer direkt an.
- Feuer (orange) aktiviert zweimal pro Sekunde und fügt dem Gegner Schaden zu, welcher durch Schild geblockt werden kann. Verringert sich bei jeder Aktivierung um eins.
- Gift (dunkelgrün) aktiviert einmal pro Sekunde und fügt dem Gegner Schaden zu, welcher nicht durch Schild geblockt werden kann. Verringert sich bei der Aktivierung nicht.
- Schild (gelb) schützt die Lebenspunkt des Helden, es wird zuerst von gegnerischem Schaden (außer Gift) verbraucht.
- Heilung (hellgrün) stellt Lebenspunkte sofort wieder her und bereinigt je ein Gift und ein Feuer pro Auslösung.
- Regeneration (hellgrün) stellt Lebenspunkte einmal pro Sekunde wieder her. Zählt nicht als Heilung für Gegenstandseffekte und bereinigt auch nicht.
- Verlangsamung (braun) lässt den Countdown von Gegenständen halb so schnell ablaufen.
- Hast (hellblau) lässt den Countdown von Gegenständen doppelt so schnell ablaufen.
- Ladung (blau) verkürzt den aktuellen Countdown sofort um eine Sekunde.
- Frost (blau) friert den Countdown des Gegenstands für eine festgelegte Dauer ein. Sekundäre Effekte des Gegenstandes werden dennoch ausgelöst.
- Zerstörung (weiß) nimmt einen Gegenstand für diesen Kampf aus dem Spiel
Gegenstände haben auch oft einen sekundären Effekt, welcher teils sogar aus dem Rucksack heraus funktionieren (beispielsweise "Am Beginn jeder Stunde erhalte einen Gegenstand"). Zusätzlich gibt es Tags, welche für Effekte wichtig sein können, beispielsweise Waffe, Freund oder aquatisch. Wenn beispielsweise der Effekt besagt "Alle Waffen erhalten 3 Schaden", trifft das nur auf Gegenstände mit diesem Tag zu.
Zusätzlich kann auch die Platzierung der Gegenstände eine Rolle spielen, wenn es beispielsweise heißt "Der Gegenstand ganz links erhält 5 Schaden" oder "Der Gegenstand zur Linken hat einen 10% kürzeren Cooldown". Doppelte Gegenstände lassen sich zu einer besseren Version kombinieren, allerdings aktuell nur, wenn man sie direkt aus dem Laden bekommt und nicht, wenn sie durch Gegenstandseffekte direkt im Rucksack landen.
Somit gibt es viele Dinge, welche man beim Kauf und bei der Platzierung der Gegenstände beachten muss, es ergeben sich aber eben auch spektakuläre Kombinationen aus Effekten, welche im Kampf besonders wichtig sind.
Hinzu kommen Fähigkeiten, durch welche der Held seinen Build weiter beeinflussen kann. So kann es sein, dass man beim ersten Mal im Kampf, wenn man Feuer wirkt, auch einen Gegenstand einfriert oder dass man den Schaden aller Waffen verbessert.
Gegenstände lassen sich zudem in späteren Runden auch mit besonderen Effekten verzaubern.
Es gibt eine Menge zu lernen, viele Systeme sind aber auch aus anderen Games bereits bekannt. Die allererste Partie ist ein Tutorial mit In-Game-Erklärungen. Zu Beginn wird man wohl noch keinen richtig wuchtigen Build mit perfekter Synergie zusammenbekommen, aber man lernt schnell, worauf es ankommt und kann sich ja auch bei seinen Gegnern Dinge abschauen.
Wer sich richtig vorbereiten möchte, dem sei das Tutorial-Video des YouTubers Kripparian ans Herz gelegt, welches wir unten verlinken.
Auf in den Kampf
Kämpfe gegen KI-Gegner oder andere Spieler laufen automatisch ab, der Spieler hat keine Möglichkeit einzugreifen. Das klingt erstmal etwas fad, die Kämpfe sind aber nie allzu lange und zudem macht es echt Spaß zu sehen, ob die ausgetüftelte Kombination denn wirklich funktioniert.
Es handelt sich allerdings um ein asynchrones Multiplayer-Game, man spielt also gegen den "Geist" eines anderen Spielers, welcher zu einem ähnlichen Zeitpunkt im Spiel diesen Build hatte. Jeder Geist wird nur ein einziges Mal verwendet, sodass man keine Angst haben muss, einem übermächtgem Build immer wieder zu begegnen.
Damit gibt es auch (bisher) keine Möglichkeit, mit Mitspielern zu interagieren oder gezielt gegen Freunde anzutreten, auch ein Chat findet sich aktuell noch nicht im Spiel.
Beta-Probleme – Wie ist der Zustand des Spiels?
The Bazaar ist in der Closed Beta bereits gut spielbar und bietet eine Menge Inhalt. Alleine die drei Helden richtig zu lernen, nimmt viel Zeit in Anspruch. Es macht Spaß, mit den dutzenden von Gegenständen, welche Teils auch nur bei speziellen Helden oder Monstern auftauchen, an seinem Build zu basteln und sich zu entscheiden, ob man lieber mehr Erfahrung, Geld oder neue Gegenstände braucht.
Ärgerlich ist die fehlende Möglichkeit, vorab zu sehen, welche Gegenstände KI-Gegner dabei haben. Man kann es anhand ihres Designs aber immerhin erahnen. Wer es genau wissen möchte, der muss aktuell einen Screenshot für die spätere Referenz machen oder im Internet nachsehen.
Mindestens 33 Euro sind kein kleines Investment in ein Spiel, welches sich eindeutig noch im Beta-Stadium befindet: Vor allem abends gibt es deutliche Verbindungsprobleme, einige Grafikeffekte wie der Sandsturm verursachen weitere Lags und ab und an sind Gegenstände einfach nicht mehr sichtbar. In einer Runde bekamen wir plötzlich zur vollen Stunde keine menschlichen Gegner mehr vorgesetzt und an anderer Stelle konnten wir Gegenstände nicht mehr anklicken, um sie aus unserem Inventar zu entfernen. Solche Fehler kommen vor, es gibt aber auch viele Runden, welche völlig problemlos ablaufen.
Einige Effekte, wie das Zerstören von Gegenständen sind noch ein wenig zu stark, während andere Effekte wie Regeneration kaum sinnvoll genutzt werden können. In Sachen Balancing sind die drei Helden aber schon ganz ordentlich eingestellt und auch die allermeisten Gegenstände lassen sich sinnvoll in einen Build einbauen.
Fazit zur Closed Beta von The Bazaar
The Bazaar zeigt enormes Potential und ist zur Closed Beta alles in allem in einem guten technischen Zustand. Zumal selbst bei einem Disconnect der aktuelle Spielstand erhalten bleibt. So macht es Freude, die drei aktuell verfügbaren Helden und die dutzenden Gegenstände auszuprobieren, Kaufentscheidungen zu treffen und zu schauen, in welche Richtung sind ein Build entwickelt.
Es handelt sich hier aber eindeutig nicht um ein Casual-Game, sondern um ein komplexes Spiel mit zahlreichen Systemen, welche man erstmal lernen und verstehen muss. Auch ist durch den Beta-Status einiges noch nicht im Detail erklärt, die Community und engagierte Streamer helfen hier beim Einstieg.
33$ als Mindestpreis für die Closed Beta sind eine Ansage, auch gibt es aktuell noch keine Übersetzung der Texte, sodass man Englisch sprechen muss, wenn man etwas vom Game haben will. Und ein gewisses Risiko ist natürlich vorhanden, dass das Spiel floppt und keine weiteren Inhalte mehr geliefert werden.
Wer aber (so wie der Autor) ungeduldig ist, Spaß an Spielen wie Hearthstone Battlegrounds, Backpack Battles oder Slay the Spire hat und das Projekt unterstützen möchte, der bekommt für sein Geld schon genug Futter für dutzende Spielstunden geboten.