Test mit Details über AMD Ryzen 7 2700X und Ryzen 5 2600 geht verfrüht online, verfügbar ab dem 19. April
Einführung
AMDs zweite Ryzen-Generation (auch Ryzen 2 genannt) entwickelt sich zur interessantesten CPU im ersten Halbjahr 2018. Wir haben schon viel über die neuen Zen+ Chips und ihre beeindruckende Leistung in einigen geleakten Benchmarks gehört. SiSoftware, der Entwickler des beliebten SiSoftware Sandra-Benchmarks, hat sich zwei Ryzen-2-Chips genau angesehen und von dem Ryzen 7 2700X und Ryzen 5 2600 auch eine Reihe von Vergleichen mit dem AMD Summit Ridge Ryzen 7 1700X sowie einem Intel Skylake Core i7-6700K veröffentlicht. Die Test-Seiten wurden allerdings schon wieder offline gestellt, doch wir fassen die wichtigsten Punkte im nachfolgenden Artikel zusammen. Es gibt zwar noch keine Gaming-Benchmarks, aber zumindest haben wir jetzt Infos über den Preis sowie die Verfügbarkeit der neuen Prozessoren.
CPU-Leistung - Nativ
SiSoftware hat die reine (native) CPU-Leistung mittel AVX2- und AVX-Befehlssätzen in verschiedene Szenarien geprüft (arithmetisch, SIM, Kryptographie). Ryzen 2 unterstützt zwar alle modernen Befehlssätze, doch laut SiSoftware wurde die Unterstützung für AMD spezifische Befehlssätze wie FMA4 und XOP aufgrund der geringen Verwendung gestrichen. Die Prozentangaben der Leistung des Ryzen 7 2700X beziehen sich auf den Ryzen 7 1700X (solange nicht anders spezifiziert).
Nachfolgend die wichtigsten Leistungsangaben der SiSoftware CPU-Benchmarks (nativ):
- Arithmetic Native — Dhrystone Benchmarks (Integer basiert) zeigen einen Leistungszuwachs von 8-12 % gegenüber dem Ryzen 7 1700X; Whetstone Tests (FloatingPoint) einen Zuwachs von 11-12 %
- Vector SIMD Native — durchschnittlich 10 % mehr Leistung (7-15 %) bei der Verwendung des AVX2/FMA-Befehlssatzes. SiSoftware merkt an, dass sich die Zahl der SMID-Einheiten nicht verändert hat
- Crytography Native — in diesen Tests geht es um die Speicherbandbreite. Der Crypto AES Algorithmus zeigt nur eine Verbesserung um 1 %, doch mit schnellerem Speicher (2933 Mt/s) ist noch mehr drin. Der Crypto SHA Algorithmus hat mit nur einem Zwischenspeicher mehr Spielraum. Ryzen 2 kann seinen höheren Takt ausnutzen, was zu einem 12 % höheren Ergebnis führt.
- Financial Analysis Native — der Ryzen 7 2700X ist beeindruckende 23-28 % schneller als der Vorgänger. In diesem Test hat auch der Intel-Prozessor Probleme mitzuhalten.
- Scientific Analysis Native — der 2700X liegt 10-12 % vorne, kann aber auch hier noch deutlicher von höherer Speicherbandbreite profitieren.
- Image Processing Native — der 2700X schlägt den 1700X in allen Tests mit 11 % Vorsprung, was an dem verbesserten cache und dem Speicher-Subsystem liegt. Komischerweise schneidet der 6700K in einigen Tests aber noch besser ab.
CPU-Leistung - Software VM
Diese Benchmarks testen die Leistung von softwareseitigen virtuellen Maschinen (SVM) wie .NET und Java. Die Ergebnisse zeigen, wie gut die CPU mit Programmen umgeht, die mit diesen Laufzeiten geschrieben wurden. SiSoftware merkt an, dass für diese Tests .NET 4.7.x und Java 1.9.x verwendet wurden.
- .NET Arithmetic — der 2700X ist bis zu 20 % schneller als der Ryzen 1700X, sowohl bei Ganzzahl- (Dhrystone) als auch Gleitkommazahl-Berechnungen (Whetstone)
- .NET Vectorised — Ryzen 2 ist 9-12 % schneller als Ryzen 1 und ist mindesten doppelt so schnell wie der 6700K, was eine gute Multi-Core SIMD-Leistung suggeriert
- Java Arithmetic — Ryzen 2 schlägt sich auch bei Java Ganzzahl (Dhrystone) und Java Fließkommazahl (Whetstone) ordentlich und überholt den Ryzen 1 um 7-13 %
- Java Vectorised — die Java Virtual Machine (JVM) unterstützt im Gegensatz zu .NET noch keine native SIMD Übertragung, ist aber trotzdem 15 % schneller als Ryzen 1
Laut SiSoftware ist der Ryzen 7 2700X damit der beste Prozessor, wenn es um .NET- oder Java-Code geht.
Cache und Memory Benchmarks
SiSoftware Sandras CPU Multi-Core Efficiency-Benchmark wurde modifiziert, um die Latenzen zwischen jeder Producer/Consumer CCX Unit (Recheneinheit) zu testen und auch die Bandbreite zwischen den CCX-Units zu überprüfen, um die beste (geringste Latenz) sowie schlechteste Paarung (höchste Latenz) zu finden. Die Planung von Producer/Consumer Threads auf demselben CCX garantiert geringere Latenzen und damit höhere Bandbreiten.
- Inter-Core Transfer — der 2700X erreicht eine maximale Bandbreite von 54,9 GB/s zwischen den Kernen - 15 % höher als beim Vorgänger. Das schlechteste Ergebnis lag bei nur 5,89 %, was nur 2 % über dem Ryzen 7 1700X liegt. Für bessere Ergebnisse in diesen Tests muss man schnellen Speicher verwenden.
- Inter-Core Latency — bei gleichem Takt sind die L3/CCX-Latenzen 6-7 % geringer als beim 1700X
- Cache and Memory Transfer — der 2700X erreicht ein 20-30 % höhere Bandbreite der L1D/L2/L3-Caches. Die Speicherbandbreite erhöht sich nur um 2 % bei identischem Speichertakt, was Verbesserungen am Speichercontroller gegenüber dem 1700X suggeriert. Schneller DDR4-Speicher sollte das Ergebnis nich verbessern
- Cache and Memory Data Latency — der 2700X besitzt eine 6-8 % geringere Speicher-Latenz gegenüber dem 1700X, aber Intel führt in diesem Test deutlich (teilweise 3x geringer Ergebnisse)
- Cache and Memory Code Latency — auch hier verbessert sich der 2700X um 8 %, aber Intel liegt erneut vorne
- Memory Transactions — der 2700X liegt 10-11 % vor dem 1700X, kann aufgrund der fehlenden Unterstützung für Hardware Lock Elision (HLE, Befehlssatz der die Ausführung von Multi-Thread Software beschleunigt) aber nicht mit dem 6700K mithalten. Intel aktiviert HSE aber nur bei seinen High-End-Chips, insgesamt sollte AMD also einen Vorteil haben.
Preise und Verfügbarkeit
Neben den Benchmarks wurden anscheinend auf die Preise und die Verfügbarkeit für die neuen Ryzen-CPUs veröffentlicht. Ein Eintrag des Ryzen 5 2600X auf Amazon.de (mittlerweile entfernt) beziffert den Preis auf 248,93 Euro. Alle Ryzen-CPUs sollen zusammen mit den neuen X470- und B450-Mainboards ab dem 19. April erhältlich sein. Ältere 300-Mainboards sind mittels Firmware/BIOS-Update ebenfalls mit den neuen Ryzen-Chips kompatibel.
Fazit
Die Leistungszuwächse in den Ryzen-2-Benchmarks ergeben sich aufgrund von drei großen Verbesserungen dieser Generation:
- Umstieg von dem frühen 14nm- auf einen 12nm-Prozess, der höhere Takte und geringeren Stromverbrauch ermöglicht
- Verbesserungen der Caches, der Speichergeschwindigkeit sowie der Latenzen
- neuer Turbo-Boost-Algorithmus wie XFR 2.0 und Precision Boost 2.0
Die Verbesserungen bei den CPU- und Speicher-Tests sind konstant, doch es zeigt sich auch, dass die neuen Ryzen-2-Chips mit schnellem DDR4-Speicher betrieben werden sollten. Die höheren Takte werden auch mit einer 11 % höheren TDP erkauft, was in "normalen" Szenarien aber keinen Unterschied machen sollte.
In diesem Vergleich gibt es aber auch ein paar Haken. Zunächst einmal wird der 2700X mit dem 1700X, aber nicht mit der schnellsten CPU der alten Generation, dem Ryzen 7 1800X. Wir wissen nicht genau warum, aber zumindest haben sie vergleichbare Preise. Man sieht also, wie viel zusätzliche Leistung man für das Geld bekommt. Bislang gibt es noch keine Informationen über einen möglichen 2800X, womit der 2700X zunächst einmal das schnellste Modell der Generation ist.
Dann wird nur mit dem Intel Core i7-6700K, aber nicht dem Core i7-7700K oder gar dem aktuellen Core i7-8700K. Auch hier haben wir keine Informationen zur Vorgehensweise von SiSoftware, möglicherweise war der 6700K gerade verfügbar und sollte nur einen Richtwert liefern.
Insgesamt scheint die zweite Ryzen-Generation von AMD aber ein Erfolg zu sein. Intel hat noch einen Vorteil beim Spielen, doch Ryzen ist nicht weit zurück und in Verbindung mit dem richtigen Arbeitsspeicher werden auch die FPS-Zahlen verbessert. Sobald wir die CPUs im nächsten Monat bekommen werden wir natürlich eigene umfangreiche Tests durchführen. Hoffentlich kann auch die zweite Threadripper-Generation den positiven Trend fortsetzen.
Quelle(n)
Original-Quelle der Benchmarks: SiSoftware (Testseiten wieder offline)
Archivierte Seiten sind hier verfügbar (danke an /u/CatMerc bei Reddit)