Test: Webcams für Profis
Achtung Kamera!
Speziell Notebook-User dürfen sich beim Kauf eines neuen mobilen Rechners beinahe immer über eine ab Werk integrierte Webcam freuen. Meist sind die verbauten Linsen aber gerade einmal ausschließlich für Videotelefonie zu gebrauchen, und scheitern bei ungünstigen Bedingungen teils schon an dieser Aufgabe. Wie sieht es aber bei hochwertiger externer Hardware aus? Ob die teils doch sehr teuren Geräte ihr Geld wert sind, klärt der folgende Test.
Testverfahren:
Gastautor Hans-Peter Hagmüller, Physiotherapeut aus Oberösterreich, analysiert folgende Geräte im Rahmen einer Bewegungsanalyse (Gangbild) am Laufband bei 0,6m bis 1,2m Distanz
Im Test:
- Logitech QuickCam Pro 9000, ab ca. 70.- Euro
- Philips Webcam Pro SPC2050NC, ab ca. 70.- Euro
- Microsoft LifeCam Show, ab ca. 45.- Euro
Testziel:
scharfe Bilddarstellung der Bewegung, auch in Zeitlupe, unter Verwendung des gebotenen digitalen Zooms der einzelnen Webcams
LOGITECH - QuickCam Pro 9000
Eckdaten
Verpackung: einfach, ansprechend, mühelos ohne Schere zu öffnen
Bedienungsanleitung: leicht verständlich, in unzähligen Sprachen verfügbar
Verarbeitung: kompakt, stabil, glatt, angenehm, insgesamt hochwertiger Eindruck
Halterung/ Fixierung: für Tisch etwas instabile Lösung, aber tauglich für Desktop und Notebook da sie am Bildschirm aufgehängt wird und dabei sehr stabil bleibt.
Kabellänge: ca. 180cm, perfekt um mit der Kamera auch weiter weg vom Computer zu filmen!
Software Installation: bevor Kamera an Computer angeschlossen wird, benutzerfreundlich, es wird sofort aktuelle Software mittels optionaler Update-Suche geliefert, Gerät sofort funktionstüchtig
Software/ Kameratreiber
Das Bedienmenü der QuickCam Pro 9000 ist sehr einfach aufgebaut, selbsterklärend, und wer keine Mühe darin verschwenden will sich mit einzelnen Einstellungen zu beschäftigen kann auf sofortige Basisfunktionen vertrauen. Das Treibermenü verfügt durch diverse Links auch über eine direkte Verbindung zu Programmen wie Skype oder Gmail.
Abgesehen von der von Logitech mitgelieferten Videosoftware funktioniert die Kamera ebenso perfekt in Windows Movie Maker (WMM) und im WebCam Companion von ArcSoft. Über den Kameratreiber können sämtliche Einstellungen mit gleichzeitiger Bildkontrolle getroffen werden.
Bild- und Videoqualität
Die für diesen Test wichtigste Funktion ist die Einstellbarkeit der Verschlusszeit, also die Belichtungsdauer der Einzelbilder, die mit bis zu 1/1000 sek wählbar ist. Dieses Feature ermöglicht bei entsprechender Belichtung gezoomte bewegte Aufnahmen, die beim Abspielen in Zeitlupe immer noch vergleichsweise scharf dargestellt werden können. Es entspricht also der Funktion der Sportaufnahmen bei Videokameras. Ist die Belichtungszeit sehr lange, z.B. 1/100 sek oder länger bei Aufnahmen in Gehgeschwindigkeit, so erscheint die Bewegung in Zeitlupe bzw. das Standbild verschwommen. Videos in Laufgeschwindigkeit wurden mit 1/120 sek gemacht. Kürzere Belichtungszeiten benötigen zusätzliche Lichtquellen.
Weiters wichtig für scharfe, helle Videos sind die angebotenen Einstelloptionen, wie Helligkeit, Kontrast, Empfindlichkeit, Restlichtverstärkung, Einzelbildrate, etc. Die Logitechsoftware bietet hierbei sehr detaillierte, stufenlose Einstellmöglichkeiten für Video- und Fotofunktion. Die offenbar gute Empfindlichkeit der Sensoren und die Rechtlichtverstärkung ermöglichen mit der Cam auch gute Bilder bei geringer Helligkeit.
Folgend ein Videoauszug der durchgeführten Tests bei einem Abstand der Cam zum Motiv von rund 60-120cm.
Ganganalyse QuickCam Pro 9000
PHILIPS – Webcam pro SPC2050NC
Eckdaten
Verpackung: verschweißt, umständlich zu öffnen, scharfkantig, Schere bzw. Messer unbedingt notwendig
Bedienungsanleitung: nicht in ausgedruckter Form vorhanden, nur der Hinweis bei Beginn mit Installation auf entsprechende Daten
Verarbeitung: kompakt, leicht, wirkt allerdings etwas filigran
Halterung: nur für Notebooks konzipiert, praktisch durch automatische Klemme, sehr clever, alternative Platzierung etwas problematisch
Kabellänge: ca. 1m – sehr kurz, nur im direkten Umkreis des PCs zu verwenden
Software Installation: bevor Kamera angeschlossen wird, sehr einfach und Webcam ist sofort funktionstüchtig
Software/ Kameratreiber
Passende Software von ArcSoft ist im Installationspaket enthalten, und ermöglicht eine einfache Bedienung und vielfältige Videoeinstellungen.
Mit Windows MovieMaker ist die Cam ebenfalls verwendbar, allerdings scheint diese nicht optimal auf dieses Programm abgestimmt zu sein. Mittels WMM konnte unter Verwendung des digitalen Zooms kein scharfes Bild eingestellt werden. Mit der Software von Arcsoft funktioniert die Webcam jedoch normal. Möglicherweise ist diese Cam auch mit anderen Programmen für nicht kombinierbar.
Der Kameratreiber bietet Basiseinstellungen, welche die Kamera sofort einsatzfähig machen. Das Treibermenü funktioniert im Karteisystemmodus, ist verständlich und einfach zu bedienen.
Bild- und Videoqualität
Auch diese Webcam verfügt über eine frei wählbare Verschlusszeit, jedoch stufenlos. Aus der entsprechenden Visualisierung ist nicht ersichtlich, in welche Richtung mit dem Schubregler die Verschlusszeit verkürzt oder verlängert wird. Ein Vergleich der Videos lässt allerdings keinen Unterschied erkennen zwischen den jeweiligen Extremeinstellungen (Schubregler links und rechts).
Die Einstellung der Lichtverhältnisse und des Weißabgleiches funktioniert sehr gut, ebenso der Restlichtverstärker. Unklar bleibt, welche Funktion die 90 Fps haben, für welche diese Webcam als herausragend beworben wird. Es konnte kein sichtbarer Unterschied zwischen Videos, aufgenommen mit 30 Fps und mit 90 Fps, festgestellt werden. Es besteht auch kein Unterschied hinsichtlich Datengröße bei gleicher Aufnahmedauer. Hierbei stellt sich auch die Frage der Sinnhaftigkeit, denn selbst normale Videokameras funktionieren in der Regel mit 30 Bildern pro Sekunde, auch bei Sportaufnahmen.
Es lässt sich beobachten, dass die Videos mit dieser Webcam bei Betrachtung in Zeitlupe nicht so scharf ablaufen bzw. dass die Standbilder teilweise deutlich verschwommen sind auf Grund der Bewegung. Wie gesagt lässt sich durch die Schubreglerposition keine klarer Unterschied feststellen. Ausschlaggebend ist dabei die Belichtungsdauer der Einzelbilder.
Der digitale Zoom funktionierte grundsätzlich sehr gut, die Scharfstellung bei 50cm Distanz ist allerdings als mangelhaft zu beschreiben.
Ganganalyse Webcam pro SPC2050NC
MICROSOFT LifeCam Show
Eckdaten
Verpackung: verschweißt, umständlich zu öffnen, Schere allerdings nicht notwendig da Deckelabriss vorgefertigt ist (Vorsicht, sehr scharfkantig)
Bedienungsanleitung: leicht verständlich
Halterung/ Fixierung: sehr originell mit Magnet, auch extra Tischständer mit Magnet vorhanden! Eher ungeeignet für diese Versuchserie, da die Webcam immer irgendwie leicht schräg an der Haltung hängt und somit das Bild nie 100%ig gerade wird.
Installation: langwierig
Bild- und Videoqualität
Die Tests wurden mit dieser Kamera nicht ins Detail ausgeführt, da sich bei den Primärtests rasch zeigte, dass diese Webcam nicht über mit den anderen beiden Cams vergleichbare Funktionen und Leistungen verfügt. Für diese Webcam sind keine der notwendigen Treibertools vorhanden, wie etwa ausreichender Zoom und Einstellung der Verschlusszeit der Einzelbilder. Bewegte Aufnahmen konnten in Zeitlupe nicht scharf abgespielt werden. Auf Grund ihrer originellen Bau- und Fixationsweise ist sie jedoch ideal für Videokommunikation.
Ganganalyse LifeCam Show
Fazit
Wirklich vergleichbar sind in dieser Testserie nur die Webcams von Logitech und von Philips. Sie zeigen ähnliche Funktionen und vergleichbare Leistungen, wobei sich gleich vorweg sagen lässt, dass Logitech ihre Webcam definitiv mit der besseren Optik ausgestattet hat. Wenngleich die Philips SPC2050NC über einen großzügigeren digitalen Zoom verfügt, so zeigt im Vergleich die QuickCam Pro 9000 beinahe gestochen scharfe Videos in Zeitlupe. Die Logitech punktet auch mit ihrer klar einstellbaren Verschlusszeit der Einzelbilder, wodurch diese scharfen Videos überhaupt erst erreicht werden können, nämlich auch in Detailbewegungen wie von kleinen Gelenken. Bei entsprechend kurzer Belichtungsdauer der Einzelbilder sind beide Webcams von ausreichender Umgebungs- bzw. Direktbeleuchtung abhängig.
Weiters sind auch die ferngesteuerten Funktionen der Linsenneigung und die Möglichkeit die Linse links-rechts zu schwenken für die Feineinstellung der Kamera von großer Hilfe, über welche das Modell von Philips nur unter Zoom verfügt.
Bezüglich Fotoqualität bleibt noch zu sagen, dass sich beide Hersteller mit den angepriesenen 8 Megapixel nicht rühmen zu brauchen. Es handelt sich jeweils um einen 2 Megapixel-Sensor vom dem aus die Fotos schließlich interpoliert werden. Dies führt zwangsläufig zu einem Verlust der Bildschärfe. Ohne Zoom in ca. 50-70cm Abstand machen beide Cams brauchbare Bilder, Versuche darüber hinaus scheitern allerdings kläglich.
Während die Philips Webcam über einen besseren Fixationsmechanismus verfügt und die Logitech teilweise sehr wackelig steht, limitiert das kurze Kabel der Philips leider den Aktionsradius der Cam.In den Funktionen sind sich beide Cams sehr ähnlich, trotzdem geht die Logitech auf Grund ihrer einfachen Einstellungsmöglichkeiten und Bedienbarkeit, sowie auf Grund der etwas besseren Bildauflösung bei Videos bzw. Bildschärfe in der Zeitlupe als Testsieger hervor.