Test HP Envy TouchSmart 4-1102sg Ultrabook
Ein Notebook mit Touchscreen, das ist bis dato noch etwas Außergewöhnliches. Das HP Envy TouchSmart 4-1102sg möchte jedoch nicht nur mit diesem Feature für den Neid anderer Laptopbesitzer sorgen. Boxen mit großem Potential, ein cleveres Kühlsystem und ein durchaus passables Innenleben sollen das Gerät spannend machen.
Mal sehen, ob Besitzer des Acer Aspire S7, des Asus VivoBook S400CA oder des Sony Vaio SVT-1312V1ES tatsächlich neidisch werden.
Gebürstetes Metall ist oft ein Magnet für Fingerabdrücke - hier ist das nicht der Fall. Die Bildschirmklappe sieht daher nie verschmiert aus. Aufgeklappt bleibt der Bildschirm dem außen angewendeten Farbschema "Schwarz" treu, während um die ebenfalls schwarze Tastatur herum Silber die dominante Farbe ist.
Bei 2,1 kg fühlt sich das Gerät nicht gerade leicht an, was teilweise auch der Hartglasoberfläche des Bildschirms geschuldet ist. Mit 340 x 23 x 240 mm ist das Gerät auch nicht gerade klein geraten (14-Zoll).
Wie bei den meisten Ultrabooks leider üblich, besteht die Unterseite aus einem Bauteil. Somit ist das Innenleben (inklusive Akku) nicht zugänglich.
Zukunftsweisend im negativen Sinn ist auch das Fehlen eines VGA-Anschlusses. Auf der linken Seite findet sich nur noch ein HDMI-Anschluss, etwas wie einen Mini DisplayPort, an dem man Adapter anschließen könnte, sucht man vergebens.
Für das mitgelieferte externe DVD-Laufwerk findet sich an der rechten Seite ein Powered-USB-Port. Alle Anschlüsse finden sich erfreulicher Weise links und rechts an den Seitenkanten jeweils im hinteren Bereich.
Kommunikation
Für kabellose Kommunikation sorgt eine Intel Centrino Wireles-N 2230 Karte, welche sich auch gleich um Bluetooth kümmert. Die integrierte HP TrueVision HD Webcam sorgt zusammen mit dem links neben dem Touchpad platzierten Mikrofon für klare Bilder und einen akzeptablen Ton bei VoIP-Anrufen.
Zubehör
Ultrabooks haben einen Nachteil: Sie verfügen über kein optisches Laufwerk. Dieses Manko wird hier durch das mitgelieferte externe DVD-Laufwerk ausgeglichen. Dieses besteht an der Oberseite ebenfalls aus gebürstetem Metall und ist auf der Unterseite gummiert und somit rutschfest. Gäbe es noch eine Fixierung für das kurze USB-Kabel, wäre es die ideale mobile Lösung.
Weiters sind die üblichen Quickstart-, Garantie- und Werbebroschüren enthalten.
Wartung
Wie bereits beschrieben - die Unterseite besteht aus einem Teil und bietet somit keinen Zugang zu den Komponenten des Gerätes. Dies schließt die Batterie mit ein.
Garantie
2 Jahre Abhol- und Lieferservice sind beim Kauf inkludiert. Das Care Pack für rund 105 Euro erweitert diesen Service auf 3 Jahre und bietet zusätzliche Services wie eine Remote-Fehlerdiagnose und eine eigene Hotline.
Tastatur
Etwas unpassend wirkt die Tastatur im Kontrast zur restlichen Verarbeitung des Notebooks. Wenig Widerstand, ein lascher Druckpunkt - hier kommt, zumindest für den Ator dieses Tests, einfach kein gutes Schreibgefühl auf. Das mag Geschmackssache sein - wer Tastaturen mit kurzen Hubwegen und weichem Anschlag bevorzugt, wird bei diesem Model mehr Freude haben als Fans von etwas "knackigeren" Tasten.
Touchpad
Fein gefräste konzentrische Ringe sind in die Oberfläche des Touchpads gefräst. Das sorgt für ein angenehmes haptisches Feedback, welches wiederum eine präzise Bedienung ermöglicht. Die Fläche des Eingabegerätes wird voll ausgenutzt - selbst auf den Maustasten hört die berührungssensible Fläche nicht auf. Der Wechsel zwischen bewegen und klicken funktioniert gut, da kommt es beim Tastendruck (Clickpad) zu keinem Verziehen des Cursors. Leider haben die Maustasten einen hohen Widerstand, was das Drücken unnötig erschwert.
"Display" ist hier nicht mehr ganz passend. Touchscreen ist das Wort der Stunde und mit diesem möchte sich das Envy TouchSmart - wie es der Name bereits verrät - als etwas Besonderes positionieren. Die Touch-Funktionalität ist dank Unterstützung von Windows 8 präzise und vielseitig anwendbar. Hier ergänzen sich Hardware und Betriebssystem optimal.
Der Spagat zwischen Laptop-Display und Tablet gelingt gut. Die Scharniere sind zwar so straff, dass eine Berührung den Bildschirm nur minimal zu Schwingen bringt - dennoch wird das Öffnen nicht zum Kraftakt.
Das 14 Zoll große Display stellt 1366 x 768 Pixel dar und verfügt über eine Pixeldichte von 111,94 dpi. Leider ist es dank der resistenten Oberfläche stark spiegelnd. Mit den durchschnittlichen 145,7 cd/m2 ist die Bildschirmhelligkeit leider etwas schwach. Die 90% Ausleuchtung sind hingegen als sehr gut zu werten.
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Ausleuchtung: 90 %
Kontrast: 373:1 (Schwarzwert: 0.41 cd/m²)40.36% AdobeRGB 1998 (Argyll 2.2.0 3D)
57.9% sRGB (Argyll 2.2.0 3D)
39.33% Display P3 (Argyll 2.2.0 3D)
Der nur durchschnittliche maximale Kontrast von 373:1 gibt keinen Grund zum Jubeln. Bei stabilen Lichtverhältnissen geht das dargestellte Bild damit in Ordnung, unter ungünstigen Bedingungen hat es das Envy Touchsmart aber schwer.
Schnell stößt das spiegelnde Display an seine Grenzen wenn es um den Außeneinsatz geht. Schon bei wenig natürlichem Licht wird das ohnehin nicht sehr leuchtkräftige Display schwer ablesbar. Dieser Makel macht sich auch bei ungünstigen Lichtverhältnissen im Innenraum bemerkbar.
Und wieder tut sich der Bildschirm schwer, dieses Mal bei den Blickwinkeln. Schnell verblassen die Farben, bevor sie ins Negativ umschlagen. Die geringe Helligkeit und die spiegelnde Oberfläche sorgen hier für zusätzliche Probleme.
Selbst wenn das Testgerät über aufregende Features verfügt, darf man die dahinter stehende Hardware nicht vernachlässigen. Für Rechenpower sorgen mit einem Intel Core i5-3317U und derIntel HD Graphics 4000 klassische Ultrabook-Komponenten. Unterstützt werden sie von großzügigen 8 GB DDR3-SDRAM Arbeitsspeicher. Ein Festplattengespann aus einer 500 GB großen HDD und einem mit 32 GB als Cache zuständigen SSD sind ebenso verbaut.
Prozessor
Intel Inside - in diesem Fall ein Intel Core i5-3317U mit Ivy Bridge Architektur. Dieser läuft mit einer Grundtaktung von 1,7 GHz - der Turbo lässt theoretisch jedoch Taktungen von bis zu 2,6 GHz zu.
Beim Multicore-Test mit Cinebench R11.5 liegt der Testkandidat zwar gleichauf mit dem Vaio SV-T1312, jedoch hinter dem Acer Aspire S7 und dem Asus VivoBook S400. Im OpenGL-Test kann es alle drei jedoch übertrumpfen. Vergleicht man die Geräte mit Cinebench R10, schneidet das Envy in den CPU-Tests jedoch nicht so gut ab, bleibt dennoch auf für diesem Chip erwartetem Niveau.
Im Stresstest bleibt die CPU vorerst auf der Grundtaktung von 1.7 Ghz. Erst als durch erhöhte Lüfteraktivität zusätzliche Kühlreserven frei werden, wagt er Sprünge auf bis zu 2,3 GHz. Das wäre ein zufriedenstellendes Resultat - gäbe es nicht immer wieder ein Throtling auf 1,4 GHz. Da alle Benchmarks auf erwartetem Niveau sind, ist im Alltag allerdings nicht mit Einschränkungen zufolge Throttling zu rechnen.
System Performance
Punktegleich (4660 Punkte) gibt sich das Envy bei PCMark 7 mit dem Sony Vaio SVT-1312V1ES. Die Beiden werden vom Acer Aspire S7 (5020 Punkte) überboten, hängen jedoch das Asus VivoBook S400 (2823 Punkte) ab. Sogar das hauseigene Envy 6-1000sg (welches jedoch keinen Touchscreen hat und daher keine direkte Konkurrenz ist) kommt mit 3529 Punkten nicht an diesen Wert heran.
PCMark 7 Score | 4460 Punkte | |
Hilfe |
Massenspeicher
Nicht eine, sondern zwei Festplatten sind in dem Gerät verbaut - jedoch ist nur eine aktiv nutzbar. Das passive SSD dient mit seinen 32 GB als Cache - das ermöglicht schnelles Booten und das flinke Abrufen von kürzlich gestarteten Programmen unter Windows 8.
Die konventionelle HDD ist 500 GB groß und läuft mit 5.400 rpm. Beim Test mit HD Tune darf man sich nicht von der kurzen Leistungsspitze von 302,8 MB/s täuschen lassen - hier springt das SSD kurzfristig ein. Im weiteren Betrieb bleibt die Schreibrate stets unter 100 MB/s mit zahlreichen Tiefpunkten von etwa 1 MB/s.
Grafikkarte
Wie so oft bei Notebooks mit Intel-Prozessor übernimmt eine Intel HD Graphics 4000 hier die Rolle der Grafikkarte. Andere Modelle der Serie wie das Envy 6-1000sg (Intel Core i3-2367M als Prozessor, kein Touchscreen) verfügen über eigene Grafikkarte - im genannten Beispiel eine AMD Radeon HD 7670M. Dieser Luxus ist dem Envy Touchsmart nicht gegönnt.
Der Performance-Test von 3DMark 11 zeigt, wo das Gerät im Vergleich zu ähnlichen Geräten steht und was eine eigene Grafikkarte ausmachen kann. Mit 606 Punkten werden das Asus VivoBook S400 (559 Punkte) und das Sony Vaio SVT-1312V1ES (561 Punkte, jeweils mit gleichem CPU/GPU-Gespann) überboten. Das Envy 6-1000sg kommt dank der eigenen GPU mit 1.172 Punkten fast auf den doppelten Wert.
3DMark Vantage P Result | 3312 Punkte | |
3DMark 11 Performance | 606 Punkte | |
Hilfe |
Gaming Performance
Nur weil es einen Touchscreen hat, ist man nicht auf Angry Birds beschränkt. Das zeigt der Test mit Anno 2070 und Diablo 3. Die Aufbausimulation und das Hack'n'Slay laufen auf den niedrigsten Einstellungen mit geschmeidigen 60 beziehungsweise 80 fps. Das ändert sich jedoch, sobald die Grafikdetails hochgeschraubt werden. Bei Anno 2070 halbiert sich bei mittleren Details die Framerate, bei Diablo 3 rutscht sie sogar noch weiter nach unten. Mit einer hohen Detailstufe ist keiner der beiden Titel noch vernünftig spielbar.
Ein wirklicher Gaming-Laptop ist das Envy nicht, jedoch darf man sich bei niedrigen Grafikeinstellungen über flüssiges Gameplay bei Spielen mit gemäßigten Hardwareanforderungen freuen.
min. | mittel | hoch | max. | |
---|---|---|---|---|
Anno 2070 (2011) | 60 | 30 | 30 | 20 |
Diablo III (2012) | 80 | 32 | 16 |
Geräuschemissionen
Der dynamisch regelnde Lüfter sorgt stets für eine möglichst geringe Geräuschkulisse von weniger als 31-33,9 dB ohne nennenswerte Belastung. Unter gemischter Last bleibt die Lautstärke anfangs noch gering - erst bei Volllast kommen deutlich hörbare Geräusche (bis zu 46,7 dB) zustande. Bis es dazu kommt, muss jedoch einiges von dem Gerät abverlangt werden. Im Praxiseinsatz ist man meist mit einem leisen wenn auch teils hörbaren Gerät konfrontiert.
Lautstärkediagramm
Idle |
| 31 / 31 / 33.8 dB(A) |
HDD |
| 31.3 dB(A) |
Last |
| 37.8 / 46.7 dB(A) |
| ||
30 dB leise 40 dB(A) deutlich hörbar 50 dB(A) störend |
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min: , med: , max: Voltcraft sl-320 (aus 15 cm gemessen) |
Temperatur
Im Idle-Zustand überschreitet die Temperaturanzeige an der Oberseite die 30-Grad-Grenze nicht. An der Unterseite kommen jedoch bis zu 34,1 Grad Celsius zustande. An derselben Stelle werden auch unter Höchstlast die höchsten Temperaturen gemessen. Bis zu 62 Grad Celsius werden erreicht - das Gerät unter Volllast auf den Schoß zu nehmen, ist also keine gute Idee, im praxisnahen WLAN- oder Office-Betrieb dagegen kein Problem.
Der Stresstest (FurMark und Prime95 laufen 1 Stunde lang) verrät, wie sich die Temperaturen im Inneren des Gerätes entwickeln können. Bis zu 77 Grad Celsius erreicht die CPU, bevor die Kühlung endlich nachkommt. Arbeitet diese erst auf voller Leistung, senkt sich die CPU-Temperatur auf 68 Grad Celsius. Hier wäre eine etwas schneller greifende Kühlung ideal - ist diese jedoch erst einmal angelaufen, hält sie die CPU relativ kühl.
(-) Die maximale Temperatur auf der Oberseite ist 53.1 °C. Im Vergleich liegt der Klassendurchschnitt bei 35.9 °C (von 21.4 bis 59 °C für die Klasse Subnotebook).
(-) Auf der Unterseite messen wir eine maximalen Wert von 62 °C (im Vergleich zum Durchschnitt von 39.4 °C).
(+) Ohne Last messen wir eine durchschnittliche Temperatur von 25 °C auf der Oberseite. Der Klassendurchschnitt erreicht 30.8 °C.
(+) Die Handballen und der Touchpad-Bereich erreichen maximal 35.1 °C und damit die typische Hauttemperatur und fühlen sich daher nicht heiß an.
(-) Die durchschnittliche Handballen-Temperatur anderer getesteter Geräte war 28.3 °C (-6.8 °C).
Lautsprecher
Zu den Stereo-Lautsprechern oberhalb der Tastatur gesellt sich ein interner Subwoofer. Diese Kombination steigert die Soundqualität zwar etwas, wirklich überzeugen kann der "Sound by Beats" jedoch nicht. Wirklich merkbar ist hier nur die konstante Klangstabilität bei hoher Lautstärke. Wo günstigere Boxen bereits schwächeln würden, hört man hier noch klar. Obwohl es sich um bessere Laptop-Lautsprecher handelt, machen sie externen Boxen oder Kopfhörern keine Konkurrenz.
Energieaufnahme
Recht stromdurstig gibt sich das Gerät, wenn man sich den Verbrauch ansieht. Die durchschnittlich im Idle-Zustand verbrauchten 10,8 Watt werden normalerweise von Ultrabooks unterboten.
Auch unter Last liegt der Durchschnittsverbrauch mit 36,5 Watt dort, wo andere Geräte eher ihre Obergrenze finden. Immerhin bietet das Netzteil die notwendige Energie.
Aus / Standby | 0.2 / 0.8 Watt |
Idle | 7.3 / 10.8 / 16.4 Watt |
Last |
36.5 / 43.8 Watt |
Legende:
min: ,
med: ,
max: Voltcraft VC 940 |
Akkulaufzeit
Zwar hat der Akku nur 4 Zellen, diese versorgen den Laptop jedoch recht lange mit Energie. So kommt der Testkandidat nicht an das Sony Vaio SV-T1312 heran, doch ist die maximale Akkulaufzeit von 7 Stunden und 27 Minuten zufriedenstellend.
Beim gewöhnlichen Internet-Surfen hält ein voller Akku 5 Stunden und 45 Minuten, die DVD-Wiedergabe mit dem externen Laufwerk senkt diesen Wert auf 3 Stunden und 12 Minuten.
Der Classic Test von BatteryEater verrät uns, dass die Batterie mindestens 1 Stunde und 44 Minuten hält.
Bei den vom HP Envy TouchSmart 4-1102sg gebotenen Features handelt es sich um eine kräftige Mischung. Der Touchscreen, das mitgelieferte externe DVD-Laufwerk und die Boxen mit Subwoofer heben das Notebook von anderen Medien-Laptops deutlich ab. Leider zieht sich diese hohe Qualität nicht durch das gesamte Konzept des Gerätes was man besonders an der Tastatur und dem Touchpad bemerkt.
Ob der Touchscreen wirklich ein Kaufargument ist, hängt von den eigenen Ansprüchen an ein mobiles Gerät ab. Wem Laptops zu schwerfällig und Tablets zu unflexibel sind, findet hier einen interessanten Mittelweg. Leider bringt die hier gefundene Lösung auch Nachteile mit sich. Es liegt also an den eigenen Erwartungen, wie sinnvoll ein Notebook mit Touch-Display ist.
Mit etwa 1.000 Euro ist das Gerät nicht günstig, aber auf jeden Fall außergewöhnlich. Wer ein clevers Notebook für Medien und nicht für Arbeit sucht, sollte sich das HP Envy TouchSmart 4-1102sg auf jeden Fall ansehen.