Die extremen Preisschwankungen an der Strombörse, verursacht durch das Ungleichgewicht aus Angebot und Nachfrage bei der Stromproduktion, stellen nicht nur ein finanzielles Risiko dar. Sie können auch geplante Investitionen schwerer kalkulierbar machen und Verunsicherung auslösen bezüglich der Versorgungssicherheit.
Wie groß die Unterschiede sind, nicht nur stündlich, sondern sogar tage- und monatsweise, lässt sich mit einem Blick ins letzte Jahr aufzeigen. Am 4. Oktober 2024 kostete die Kilowattstunde zum Beispiel 0,8 Cent, während es am 12. Dezember satte 39,5 Cent waren. Und im Durchschnitt des gesamten Novembers waren es 11,4 Cent, während fünf Monate des letzten Jahres bei unter 7 Cent lagen.
Teurer Reservebetrieb
Die Schuld daran lässt sich an zwei Komponenten festmachen. Erneuerbare Energien liefern eher unzuverlässig Strom. Steht der reichlich zur Verfügung, kann der Strompreis bis in den negativen Bereich abrutschen. Bleibt dieser Strom aus, müssen zwangsläufig Reservekraftwerke einspringen.
Besonders schnell reagieren Gaskraftwerke. Deren Wirkungsgrad liegt jedoch bei unter 50 Prozent. Werden also zwei Kilowattstunden Gas zu je 10 Cent verbrannt, entsteht nicht einmal 1 Kilowattstunde Strom. Und das sind allein die Kosten für den Rohstoff, ohne Betriebskosten, Personal, Netzentgelt oder die Vorhaltekosten im Ruhebetrieb.
Stabilität durch Verteilung
Ob ein Ausbau der Erneuerbaren und der zu erwartende weitere Anstieg der Gaspreise diese Situation noch zusätzlich verschlimmern würde, sollte eine aktuelle Studie, veröffentlicht in Nature Energy, untersuchen.
Die umfangreiche Computersimulation kommt zu dem Schluss, dass in sämtlichen 29 untersuchten europäischen Ländern (EU und Schweiz sowie Großbritannien) die Wahrscheinlichkeit für extrem hohe Preise sinken würde, wenn auch unterschiedlich stark. Frankreich oder Italien profitierten kaum. In Deutschland hingegen gäbe es 30 Prozent weniger der extremen Ausschläge, in Großbritannien und Irland sogar 45 Prozent weniger.
Das liegt zum einen an der generell größeren Verfügbarkeit von Strom auch an windärmeren und bewölkten Tagen. Einhergehen würde mit dem Ausbau aber auch der innereuropäische Netzausbau. Schließlich herrscht nie in ganz Europa Windstille, sodass bei einer breiten Verfügbarkeit zumindest ein Teil der Windräder immer dreht und der Strom nur noch gut verteilt werden muss.
Smarte Verbraucher
Aber auch das Verbraucherverhalten dürfte sich anpassen. So besitzen nicht nur viele Stadtwerke mittlerweile die Möglichkeit, Wärme durch Verbrennung von Biomasse oder mittels Wärmepumpen zu erzeugen. Ist Strom zu teuer, wird er also nicht genutzt.
Schlussendlich hätte dies Auswirkungen auf den allgemeinen Strompreis, der sinken würde. Das gilt aber nur, wenn die Ausbauziele bei den Erneuerbaren tatsächlich erreicht oder im besten Fall übertroffen werden. Dann würde sich die Anfälligkeit für Preisspitzen halbieren.