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Startup pustet Schwefeldioxid in die Atmosphäre, um Klimawandel zu stoppen

Dem Klimawandel mittels Geoengineering entgegenzuwirken ist die Mission des Startups Make Sunsets. (Bild: Zbynek Burival/Unsplash)
Dem Klimawandel mittels Geoengineering entgegenzuwirken ist die Mission des Startups Make Sunsets. (Bild: Zbynek Burival/Unsplash)
Um die Erderwärmung als Folge des Klimawandels abzumildern, nutzt das Startup "Make Sunsets" solares Geoengineering. Erste Versuche mit Schwefeldioxid gefüllten Ballons wurden bereits durchgeführt, werden aber von Forschern aus dem Gebiet stark kritisiert. Dennoch versucht das Startup bereits Einnahmen mit dem neuen Projekt zu erzielen.

Der Klimawandel hat aktuell eine globale Erwärmung von etwa 1,1 Grad Celsius zur Folge. Um der Erderwärmung entgegenzuwirken, plant das Startup Make Sunsets das Klima mittels solarem Geoengineering abzukühlen.

Hierzu sollen mit Schwefeldioxid gefüllte Wetterballons in die Stratosphäre fliegen, wo die Ballons platzen und die Partikel freigeben sollen. Durch das Versprühen von Schwefel würde mehr Sonnenlicht in den Weltraum zurückreflektiert werden.

Allerdings sind die Auswirkungen einer solchen Methode weitestgehend unbekannt und es könnten gefährliche Nebenwirkungen auftreten. Es könnten sich etwa negative Konsequenzen in nicht vorhersehbaren Regionen des Planeten bemerkbar machen, was zusätzlich zu politischen Problemen führen kann.

Geoengineering-Aktivismus?

Zum Teil handelt es sich bei dem Projekt um ein wirtschaftliches Unternehmen, aber zum Teil soll es auch provozieren.

We joke slash not joke that this is partly a company and partly a cult.

- Luke Iseman, Co-Founder von Make Sunsets

Durch das kontroverse Projekt sollen Gespräche in der Öffentlichkeit angeregt, sowie Forschungen in dem Gebiet vorangetrieben werden. Laut Luke Iseman wird der Klimawandel nicht ernst genug genommen, weshalb radikalere Aktionen nötig seien, um die Aufmerksamkeit der Menschen zu gewinnen, auch wenn dies bedeuten würde, dass sein Image darunter leide:

Making me look like the Bond villain is going to be helpful to certain groups.

Außerdem empfindet Luke Iseman die Umsetzung des Projektes als eine dringliche, ethische Verpflichtung:

It’s morally wrong, in my opinion, for us not to be doing this. It's important to do this as quickly and safely as we can.

Experten warnen vor einer Umsetzung

Hingegen sind einige Experten der Meinung, dass es noch viel zu früh sei, das Projekt in die Realität umzusetzen, da die Wissenschaft noch nicht fortgeschritten genug sei, um die Konsequenzen zu beurteilen.

Zudem könnte es zum gegenteiligen Resultat führen, als geplant, weshalb klimabeeinflussende Technologien laut Janos Pasztor, dem Direktor der Carnegie Climate Governance Initiative, von übergeordneten Instanzen, wie etwa der Regierung beaufsichtigt werden sollten.

The current state of science is not good enough … to either reject, or to accept, let alone implement. To go ahead with implementation at this stage is a very bad idea.

- Janos Pasztor

Auch Shuchi Talati, Wissenschaftlerin an der American University in Washington D.C. und Gründerin einer gemeinnützigen Organisation, die sich etwa mit der Verwaltung im Bereich des solaren Geo-Engineerings befasst, ist der Meinung, dass das Vorhaben von Make Sunset nachteilige Effekte auf die gesamte Geo-Engineering-Szene haben könnte. So könnte dies dazu führen, dass Forschungen seltener gefördert oder sogar verboten würden.

Erste Versuche mit Wetterballons

Die ersten zwei Ballon-Flüge wurden im April, im mexikanischen Bundessaat Baja California gestartet. Hierzu wurden Wetterballons mit einer Mischung aus Schwefeldioxid und Helium gefüllt und anschließend in die Stratosphäre fliegen gelassen.

Doch was dann mit den Ballons passierte, ist unbekannt, da keine Überwachungsgeräte an den Ballons angebracht wurden. Denn Luke Iseman war davon ausgegangen, dass die Ballons platzen würden, bevor diese außer Sichtweite fliegen würden. Des Weiteren hatte sich das Startup für die Versuche weder eine Genehmigung von der Regierung, noch von einer wissenschaftlichen Behörde eingeholt.

In Zukunft sollen die Ballons mit Sensoren und einer Telemetrie-Ausrüstung ausgestattet werden, sowie die Menge des Schwefeldioxids erhöht werden.

Cooling-Credits

Doch bereits jetzt möchte das Unternehmen mit Cooling Credits für „Kühlungs-Flüge“ Geld verdienen. Es ist möglich, Gutschriften für die Freisetzung von einem Gramm Schwefeldioxid in Höhe von 10 US-Dollar zu kaufen.

Das Startup behauptet, dass durch diese Menge die Erwärmung, welche durch eine Tonne Kohlenstoff ausgelöst wird, für ein Jahr ausgeglichen sei. Das Unternehmen hat laut eigenen Angaben bereits 750.000 US-Dollar an Fördergeldern bekommen, von Sponsoren wie etwa Boost VC und Pioneer Fund. Auch "Kühlungs-Gutschriften" sollen schon verkauft worden sein. 

Zudem sei laut Iseman Geoengineering die einzige Möglichkeit, eine Erwärmung des Planeten unter 2 Grad Celsius gegenüber dem vorindustriellen Niveau zu halten.

We are convinced solar [geoengineeering] is the only feasible path to staying below 2 ˚C [of warming over preindustrial levels], and we will work with the scientific community to deploy this life-saving tool as safely and quickly as possible.

- Luke Iseman

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> Notebook Test, Laptop Test und News > News > Newsarchiv > News 2022-12 > Startup pustet Schwefeldioxid in die Atmosphäre, um Klimawandel zu stoppen
Autor: Nicole Dominikowski, 28.12.2022 (Update: 29.12.2022)