SenseTime: Das wertvolle Startup, das Chinas Überwachungsapparat mitbaut
Schon der Eingangsbereich des Unternehmens mutet surreal an, wie Besucher berichten. Ein Panel nahe dem Eingangsbereich funktioniert wie ein digitaler Spiegel, die integrierte KI-Kamera analysiert aber sogleich die eingehenden Gesichter, um u.a. das Alter zu bestimmen und der Person einen „Attraktivitäts-Score“ anzuhängen (der Score ist höher wenn man lächelt).
Ein weiterer Bildschirm erlaubt das Morphen des eigenen Gesichts, ähnlich den Snapchat-Filtern, aber statt Regenbogen stehen hier die Verschlankung der eigenen Figur, die Vergrößerung der Augen und das Nachweißen der Haut auf dem Programm. Die KI-Gesichtserkennungs-Software machts möglich.
Ein weiteres Display analysiert in Echtzeit sämtliche Objekte in der Ferne. Personen werden orange dargestellt, Autos blau. Zudem poppen Informationen neben jedem erkannten Objekt auf: „Erwachsener, schwarzes Top, männlich“ usw. Neben einem Auto taucht eine weitere Information auf „Volkswagen Passat. Schwarz“.
SenseTime verkauft KI-Software mit Erkennungsalgorithmen, besonders für Personen. Das Startup ist erst 4 Jahre alt, hat in China aber schon große Verträge mit Wirtschaftsunternehmen, aber auch Staatsbehörden wie der Polizei geschlossen, welche die Software nutzen, um bspw. Sicherheitsvideos auszuwerten und auf Verdächtige abzuscannen.
Der Erfolg des Unternehmens ist auch ein Zeichen für Chinas Streben nach der Technik für den Aufbau eines totalen Überwachungsstaats, um seine 1,4 Milliarden Menschen kontrollieren zu können. Aber das Unternehmen strebt auch in andere Märkte, in Japan stellen sie bereits Road-Tracking-Software für selbstfahrende Autos bereit.
Will das Unternehmen weiter in den Westen vordringen, so wird es sich in Zukunft wohl stärker mit ethischen Fragen rund um Privatsphäre und Datenschutz beschäftigen müssen. USA und Europa gelten als Vorreiter in der Erschaffung von KIs, aber Asien kann sie durch seine schiere Population mit mehr Daten füttern und sie so verbessern, natürlich auf Kosten des Datenschutzes, welcher dabei oftmals auf der Strecke bleibt. Gibt es letztlich einen sinnvollen Umgang mit den Techniken oder läuft alles früher oder später auf Totalüberwachung hinaus, auch bei uns?
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Quelle(n)
Bild: Gilles Sabrie/Bloomberg