Selbstfahrende Autos: Über 50 Prozent sind interessiert
Das Wirtschaftsprüfer- und Consulting-Unternehmen Deloitte hat in einer Studie herausgefunden, dass sich in Deutschland bereits über 50 Prozent für selbstfahrende Autos interessiert. Laut der aktuellen Deloitte-Studie zeigt sich eine knappe Mehrheit für autonomes Fahren aufgeschlossen, legt aber großen Wert auf Sicherheitsgarantien.
Nicht nur bei den Chipentwicklern und -herstellern wie ARM, MediaTek, Nvidia oder Qualcomm wird der Automobilmarkt zu einem immer wichtigeren Unternehmensbereich. Die Verschmelzung von Geräten und Internet (IoT), Integration von Smartphone sowie Navigations- und Infotainment-Systemen in autonomen Fahrzeugen wird den Begriff "Mobilität" neu definieren. "Selbstfahrende Autos" selbst sind auf Deutschlands Straßen allerdings derzeit noch kein Thema.
Laut der aktuellen Deloitte-Studie "Autonomes Fahren in Deutschland - wie Kunden überzeugt werden" könnte sich das jedoch bald ändern. Gemäß der Studie können sich mit 53 Prozent mehr als die Hälfte der Befragten vorstellen, das Steuer aus der Hand zu geben. Allerdings nur wenn einige zentrale Bedingungen erfüllt sind: garantiert sicher sollen die Selbstfahrer sein, von hoher (Marken-)Qualität und komfortabel.
Am attraktivsten erscheinen den Befragten derzeit autonom fahrende Autos bei ermüdenden und anstrengenden Routinesituationen wie Stop-and-go oder der Parkplatzsuche. Laut Deloitte eröffnen selbstfahrende Autos auch anderen Marktteilnehmern neue Perspektiven, wie beispielsweise Verkehrsverbünden oder privaten Mobilitätsunternehmen.
Hier dir wichtigsten Ergebnisse der Deloitte-Studie "Autonomes Fahren in Deutschland - wie Kunden überzeugt werden" im Überblick:
- Jüngere und Vielfahrer besonders interessiert: Laut der Studie zeigen sich 53 Prozent der Befragten generell aufgeschlossen, 63 Prozent würden einen Selbstversuch wagen. Der Anteil der jüngeren Fahrer liegt dabei etwas höher. Erwartungsgemäß sind Vielfahrer und Pendler ebenfalls stärker an entsprechenden Lösungen interessiert.
- Der Praxistest entscheidet: Mit 68 Prozent würden sich über zwei Drittel der Studienteilnehmer am ehesten durch eine Probefahrt von den Vorteilen autonomen Fahrens überzeugen lassen. Entsprechende Garantien der Hersteller inklusive einer Schadenregulierung im Bedarfsfall wären der Akzeptanz ebenfalls förderlich. Abseits dessen trägt auch und vor allem die Mundpropaganda zur Überwindung von Berührungsängsten bei – jedenfalls bei den jüngeren Verbrauchern.
- Kontrolle nicht aus der Hand geben: Bei der Sicherheit stehen sich zwei Fakten konträr gegenüber: Einerseits soll autonomes Fahren die Sicherheit prinzipiell erhöhen. Das wird aber nur unzureichend wahrgenommen bzw. für glaubwürdig gehalten, denn andererseits erscheint den meisten Fahrern gerade die eigene, "händische" Kontrolle als maßgeblich sicherheitsrelevant. 65 Prozent befürchten unzuverlässige Technik. Hackerangriffe und Datendiebstahl werden von 50 Prozent als Risiken empfunden. Rund die Hälfte hätte grundsätzliche Bedenken, das Fahrzeug völlig sich selbst zu überlassen. Auch hier gilt: Die Jungen haben größeres Vertrauen als die Älteren, Städter sind etwas zuversichtlicher als die Landbevölkerung.
- Deutsche Premium-Hersteller bevorzugt: Autonomes Fahren bedeutet aktuell vor allem auch "Markenvertrauen". Stärker als Volumenherstellern oder gar Nischenanbietern trauen die Befragten den etablierten deutschen Premiumherstellern zu, adäquate Lösungen zu entwickeln. Das erstreckt sich auch auf renommierte Prüforganisationen: Geben sie ihr "ok", ist der Fahrer eher bereit, von Lenkrad, Gas und Bremse abzulassen.
- Mehr Komfort, mehr Zeit: Mehr Freude am Fahren versprechen sich die Studienteilnehmer überwiegend nicht. Dafür aber ein deutliches Plus bei Komfort und Zeitgewinn im Fern- und Stadtverkehr. Immerhin 67 Prozent wollen dagegen nicht nur auf Autobahnen und in Metropolen davon profitieren, sondern auch auf Landstraßen und in allen Ortschaften. Beschränkungen jeglicher Art finden knapp 60 Prozent inakzeptabel.
- Mehr zahlen, weniger suchen: Wenn es ein anderer erledigt, kostet das in der Regel mehr. Das gilt auch für das autonome Autofahren: 61 Prozent würden mehr zahlen, wenn sie dafür vom nervigen Stop-and-go bei Autobahnstaus befreit würden. Bei den älteren Fahrern sind dies immerhin 68 Prozent. Rund 50 Prozent würden dasselbe tun, wenn sie keinen Parkplatz mehr suchen müssten. Für ein Drittel gilt das hinsichtlich Ein- und Ausparken. Vor allem Langzeitpendler sowie Intensivfahrer zeigen eine erhöhte Zahlungsbereitschaft.
- Einmalzahlung statt Abo: Nach Alter betrachtet sinkt die Zahlungswilligkeit mit den Jahren. Sie hängt aber auch von den möglichen Bezahlmodellen ab: So bevorzugen 59 Prozent eine Einmalzahlung für die unbegrenzte Nutzung autonomer Fahrfunktionen. Für ein "Pay-per-Use"-Modell würden sich hingegen nur 39 Prozent entscheiden, eine Abo-Option stößt ebenso wie ein werbefinanzierter Ansatz überwiegend auf Ablehnung.