Die Hardware des nordkoreanischen Tablets würde man im Westen in der unteren Einstiegsklasse einordnen: Ein 7-Zoll-Bildschirm mit 1.024 x 768 Pixeln, Android 4.0.4 alias Ice Cream Sandwich und ein 1,2 GHz Prozessor. Dazu gibt es entweder 8 GB oder 16 GB internen Speicher, je nach Modell. Wahrscheinlich wurde es nicht in Nordkorea selbst hergestellt, weil es dort praktisch keine Elektronikindustrie gibt, sondern von asiatischen Auftragsunternehmen. Der Tourist, der sich aus Gründen des Selbstschutzes nur „Michael“ nennt, konnte das Gerät in einem Laden in der Hauptstadt Pjöngjang für 200 US-Dollar erwerben. Wenig für westliche Verhältnisse, aber in Nordkorea gilt das Tablet als absolutes Luxusprodukt. Dort liegt das Durchschnittseinkommen bei unter 100 US-Dollar im Monat.
Laut Michael läuft das Tablet „erstaunlich flüssig“ und auch bei der vorinstallierten koreanischen Version von Angry Birds soll es keine Ruckler geben. Interessanter als die magere Technik des Geräts sind die Eigenheiten der Software: Das Tablet scheint zwar über ein Wlan-Modul zu verfügen, aber es lässt sich keine Verbindung mit regulären Wlan-Netzwerken aufbauen. Offenbar funktioniert die Verbindung nur zum nordkoreanischen Intranet, das die Regierung bereitstellt. Der Android-typische Browser, die Bildergalerie, der Taschenrechner und die Kamera-App sind vorhanden. YouTube, Gmail und andere Services fehlen hingegen. An ihre Stelle treten E-Mail- und Videostreamingservices der Regierung.
Im Browser sind vier Lesezeichen vorgemerkt: Die wichtigste nordkoreanische Nachrichtenagentur, die wichtigste Tageszeitung, ein Portal des Koreanischen Computerzentrums und das Staatsfernsehen. Zur Ausstattung gehören ein mehrsprachiges Wörterbuch, ein Wörterbuch der IT-Sprache, eine nordkoreanische Geschichts-App, ein koreanisches Schachspiel und eine Büchersammlung, mit der man das nordkoreanische Prinzip der Selbstgenügsamkeit erlernen kann.
Selbstgenügsamkeit bietet sich auch für den nordkoreanischen Studenten an, für den das Tablet der Regierung zufolge gedacht ist. In der virtuellen Bücherei des Tablets gibt es Bücher über Musik, Computer, Mathematik und Revolutionäre Studien – bei diesem „geisteswissenschaftlichen“ Fach erfährt man allerlei Propagandamärchen, etwa über die mythische Jugend von Staatsgründer Kim Il Sung.
Der eingebaute TV-Tuner bietet dem Besserverdiener unter den nordkoreanischen Hungerlöhnern Zugriff auf nordkoreanische Staats-Fernsehsender. In Pjöngjang gibt es immerhin zwei davon. Der Journalist Martyn Williams von Citeworld.com bietet auch ein Video, in dem er das Tablet zeigt.