Roccat Torch im ausführlichen Hands-On: Einstiegsmikrofon für Gamer und Streamer mit Mixer-Platte
Einleitung
Roccat bewirbt sein Stand-Mikrofon als Doppelkondensator-Aufnahmegerät für Gamer, Streamer und Kreative. Es bietet laut Hersteller 24-Bit-Sound und ein Sampling bis zu 48 kHz. Ein Popfilter ist bereits integriert, LED-Leisten zeigen die Aufnahmelautstärke an.
In die Bodenplatte, welche als Stand dient, sind gleichzeitig ein paar nützliche Regler eingepasst, welche Roccat als "Steuerung im Mixer-Stil" anpreist. Tatsächlich lässt sich darüber die Richtcharakteristik bzw. die Aufnahmemodi des Mikros in drei Stufen einstellen (Cardioid, Stereo, Whisper). Es gibt darüber hinaus noch einen Lautstärkeregler mit Stummschaltung und einen Gainregler für die Aufnahme. Die Basisplatte lässt sich abnehmen, wodurch das Torch auch kompatibel mit diversen Schwenkarmen und Stativen ist.
Feststellung: Roccat hat uns ein Exemplar des Torch zum freien Testen zur Verfügung gestellt. Der Artikel gibt nur meine ehrliche, persönliche Meinung und Erfahrung mit dem Mikrofon wieder und ist nicht vom Hersteller beeinflusst.
Leuchte leuchte, lohoheuchte
Stummschalten kann man das Mikro übrigens auch per Gestensteuerung, kommt die Hand dem oberen Gestensensor zu nahe, wird auf stumm geschalten, was die dann rote RGB-Beleuchtung anzeigt.
Überhaupt ist die RGB-Beleuchtung ein zentrales Element der Torch. Das zentrale Roccat-Logo leuchtet, es gibt links und rechts Leuchtbalken, die die Empfindlichkeit bzw. Lautstärke anzeigen. Bei Stummschaltung leuchtet alles rot. Die Baseplate zeigt ein grün leuchtendes "live" an, sobald die Aufnahme oder der Stream gestartet wird.
Hier wird klar, dass sich das Mikro mit seinen verspielten Leuchtanimationen doch eher an Gamer richtet, man kann die Beleuchtung aber auch abschalten. Die Leuchtintensität lässt sich über einen Druckschalter zudem in 4 Stufen wählen. Echten Mehrwert bietet das Licht selten, beispielsweise zeigen die seitlichen Leuchtbalken nur statisch die Gainschieberstellung an.
Abmaße und Inbetriebnahme
Ich hätte mir das Mikrofon kleiner vorgestellt und war somit überrascht, als ich die rund 21 cm hohe Mikro-Baseplate-Kombi aus der Verpackung befreite. Das beliebte Blue Yeti (123 Euro auf Amazon) ist allerdings noch größer. Die Basis mit den Reglern ist mit maximal 2 cm eher dünn, aber das Mikro selbst wirkt etwas klobig und auch durch das viele Plastik nicht besonders elegant, aber das ist sicherlich Geschmackssache, auf Amazon sind die meisten Kunden auch optisch scheinbar mehr als zufrieden.
Übrigens lässt sich das Torch auch drehen und neigen bzw. nach hinten kippen (etwa 45 Grad).
In der Verpackung liegen außerdem noch gleich drei Kabel. Anfangs verwundert war ich über ein sehr kurzes USB-C-zu-USB-C-Kabel mit dem man zunächst das Mikrofon mit der Basis verbinden muss, andernfalls sind die Regler nutzlos. Ich fragte mich, ob es hier nicht eine direktere Aufsteckverbindung hätte geben können. Hintergrund ist aber der, dass man das Mikro auch von der Basis abnehmen und auf einen Mikrofonarm montieren kann. Per ebenfalls beiliegendem längeren USB-C-zu-USB-C-Kabel lässt sich das Mikro dann trotzdem mit der Basisplatte verbinden und die Regler nutzen.
Mittels eines USB-C-zu-USB-A-Kabels wird das Torch mit dem PC verbunden. Hier ist das Handling dank Plug & Play wirklich super einfach. Das Kabel wird am PC und der Torch eingesteckt und nach wenigen Sekunden ist das Gerät eingerichtet, Windows stellt das Mikro sodann automatisch als Audioeingang und auch -ausgang ein. Die Basis dient dann also auch als externe Soundkarte, über den Kopfhörerausgang werden alle Audiosignale vom PC durchgereicht bzw. neu verarbeitet.
Praxiserfahrung
Ist das Torch in Windows auch als Audioausgang festgelegt, so kann man die Systemlautstärke bequem per Volume-Drehknopf verstellen und muss nicht im schlimmsten Fall auf die fn+F-Tastenkombination zurückgreifen - praktisch.
Das Einstellen der Systemlautstärke über den Drehregler des Mixers funktioniert nur augenscheinlich auch dann, wenn das Torch gar nicht als Audio-Ausgangsgerät festgelegt wurde, Windows zeigt die Veränderung an, praktisch verändert sich die Gesamtlautstärke aber nicht. Wenn der Out also nicht über das Torch geht, ist der Volume-Knob nutzlos, schade.
Der Gainschieber regelt die Aufnahmelautstärke, also wie laut die eigene Sprache aufgezeichnet wird, die RGB-Balken rechts und links zeigen quasi nur statisch das Ausmaß des Gainreglers und damit die generelle Empfindlichkeit an.
Audioqualität
Wenn das Gerät auch als Audioinput eingestellt ist, ist stets ein leises Fiepen über den Kopfhörerout der Basis zu hören. Schaltet man nur den Ausgang ein und lässt Windows den Input über ein anderes Mikrofon übernehmen, dann ist das Grundfiepen weg. Auch in Aufnahmen ist das Fiepen nicht zu hören, scheinbar hängt es nur mit der Torch als Ausgabegerät zusammen, denn auch mit externen Lautsprechern ist das Fiepen beim Torch als live geschaltetem Input nicht zu hören.
Die integrierte Soundkarte des Torch hinterlässt somit insgesamt einen geteilten Eindruck. Als Audioausgang geschaltet und mit Kopfhörern in der Basis ist das Grundrauschen spürbar höher als wenn die Kopfhörer direkt am Klinkenausgang des Laptops stecken. Als Ausgangsgerät empfiehlt es sich daher nicht unbedingt. Hier ist eine Aufnahme des nicht normierten, und schon recht hohen Grundrauschens des Outputs zu hören:
Die Mikrofonqualität (Input) scheint hingegen gut zu sein, die Sprachaufnahmen wirken recht klar, auch wenn ein Grundrauschen, vor allem natürlich in ruhigen Situationen, wahrnehmbar ist. Dafür wird der Umgebungshall spürbar ausgeblendet.
Im folgenden die gleiche Aufnahme zuerst im Original und anschließend normalisiert und mit Noise Reduction über die Freeware Audacity.
Trotz des relativ hohen Grundrauschens ist der Aufnahmepegel eher leise. Das Torch zeichnet die Sprache auch in höherem Abstand noch klar auf, allerdings sollte man wegen des allgemein niedrigen Aufnahmepegels lieber näher an das Mikrofon heranrücken.
Verbesserungspotential
Das größte persönliche Problem beim Testen war die Enge der Ports. Ich hatte gleich zu Beginn das Gefühl, dass der Miniklinkenstecker (3,5 mm) meines DT770 Pro von Behringer nicht vollends in die Buchse passt.
Beim genauen Hinsehen ist das Problem schnell ausgemacht: Die Ports des "Mixers" liegen viel zu dicht beieinander sodass sich der normalgroße Klinkenstecker meines Kopfhörers mit dem mitgelieferten USB-C-Stecker in die Quere kommt, auch wenn Letzterer ebenfalls eher dünn ist.
Das führt dazu, dass die Kopfhörerklinke sich nicht vollständig einführen lässt. Die Folge können Audiowegfall auf einer Kopfhörerseite oder gleich der ganze Abbruch zum PC sein, wenn der Klinkenanschluss den USB-C-Stecker zu weit zur Seite drückt. Hier sollte Roccat unbedingt nachbessern, denn übermäßig groß ist der Klinkenstecker meines Kopfhörers nicht. So aber sollte man das Torch eher mit den filigranen Steckern von In-Ear-Hörern nutzen als mit professionellen Kopfhörern.
Außerdem: So nützlich die Regler der Basisplatte auch sind, so nutzlos sind sie während einer Streaming-Session, zumindest wenn das Mikrofon auf der Platte sitzt. Dann nämlich ist jedes Regeln in der Aufnahme als Störgeräusch zu hören, da das Mikrofon nicht entkoppelt ist und jede Berührung der Regler sich durch Vibrationen überträgt und als unschöne "Klopfer" oder andere Störgeräusche in der Aufnahme wahrnehmbar sind. Hier hilft es das Mikro separat von der Baseplate zu betreiben.
Fazit - Gut für den bequemen Einstieg
Das Roccat Torch ist eine bequeme All-In-One-Lösung für Beginner-Streamer. Die integrierten Schalter erlauben ein unkompliziertes Justieren der wichtigsten Steuerelemente. Die RGB-Elemente sind justier- und abschaltbar. Das Mikro selbst bietet eine gute, wenn auch etwas leise Aufnahmequalität, zudem lässt es sich auch separat von der Mixerplatte betreiben.
Das Roccat Torch ist kein High-End-Gerät und das kann es für die derzeit aufgerufenen 84 - 100 Euro auch nicht sein. Die Baseplate hinterlässt durch ihr hohes Grundrauschen und das leise Fiepen während einer Aufnahme als Audio-Output einen weniger guten Eindruck als das Mikro selbst. Hier empfiehlt sich doch eher die PC-Klinke als Audio-Ausgang. Zudem sitzt der Klinkenport für Kopfhörer viel zu dicht am USB-C-Port und schließt so etwas größere Kopfhörerstecker aus.
Das Roccat Torch ist eine gute und vor allem bequeme Lösung für Gamer und Streamer im Einstiegsbereich und ohne High-End-Anspruch. Der Platz des Klinkenports für Kopfhörer gehört dringend vergrößert und die Audio-Out-Qualität der Basis verbessert, zudem wäre eine auditive Entkoppelung von der Basis wünschenswert.
Aktuell kostet das Torch wieder 99,99 Euro bei Roccat selbst und rund 97 Euro bei Amazon. Zwischenzeitlich war das Produkt preisgesenkt und kostete nur 84 Euro.